Indiens neue Mittelschicht
Von Ashish Singh
Das hohe Wachstum in Indien führt zu einer zunehmend konsumfreudigen Mittelschicht. Rund 300 Millionen Inder haben inzwischen genügend Zeit und Geld, um sich einen gewissen Wohlstand zu leisten. Dabei stehen europäische und insbesondere deutsche Markenprodukte hoch im Kurs.
Die indische Wirtschaft nimmt auch in diesem Jahr weiter an Fahrt auf: So wuchs das Bruttoinlandprodukts (BIP) bereits im ersten Quartal des Jahres um beachtliche 9,3 Prozent, und auch der Sensex 30 an der Börse in Bombay stieg allein in den letzten fünf Monaten um 600 Prozent. In der Zwischenzeit ist Indien nach Kaufkraftparitäten gar zur drittgrößten Wirtschaftsmacht, nach den USA und China, herangreift.
Ashish Singh , Partner beim Beratungsunternehmen Bain & Company, Managing Director im neu eröffneten Büro in Neu Delhi und Leiter der weltweiten Healthcare Practice. Er studierte Betriebswirtschaftslehre am Harvard College und hat seinen MBA an der Harvard Business School gemacht.
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Ashish Singh, Partner beim Beratungsunternehmen Bain & Company, Managing Director im neu eröffneten Büro in Neu Delhi und Leiter der weltweiten Healthcare Practice. Er studierte Betriebswirtschaftslehre am Harvard College und hat seinen MBA an der Harvard Business School gemacht.
Der enorme wirtschaftliche Aufschwung auf dem Subkontinent bleibt nicht ohne positive Auswirkungen auf die Bevölkerung und fördert innerhalb der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen die sozialen Aufstiegschancen wie nie zuvor in der Geschichte des Landes. Inzwischen wächst das Nettoeinkommen der Haushalte jährlich um mehr als zehn Prozent.
Somit belief sich im vergangenen Finanzjahr der Einkommensanstieg nach Angaben der Central Statistical Organisation (CSO) auf rund 360 Milliarden Euro – mit weiter positiv anhaltendem Trend: Schon jetzt rechnet der National Council for Applied Economics Research (NCAER) mit vergleichbaren Steigerungsraten in den kommenden Jahren.
Zwar gilt das gegenwärtige Pro-Kopf-Einkommen von 322 Euro pro Jahr im internationalen Vergleich als niedrig, dennoch ist die Kaufbereitschaft der Inder recht hoch. Erhebungen der National Sample Survey Organistion (NSSO) zeigen, dass allein 2005 die Konsumausgaben der indischen Privathaushalte bei gleichbleibender Inflation von 4,4 Prozent um durchschnittlich 11 Prozent gestiegen sind. Prognosen der Reserve Bank of India (RBI) gehen davon aus, dass die hohe Konsumfreude der Inder anhalten und bis 2015 um durchschnittlich 13 Prozent jährlich zulegen wird.
Vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert hauptsächlich die neu entstandene Mittelschicht. Wer ihre Vorlieben und Neigungen kennt, hält einen bedeutsamen Schlüssel in der Hand, um wertvolle Marktpotenziale zu erschliessen. Gleichwohl bleibt zu beachten, dass die Sozialstruktur Indiens keineswegs mit der westlicher Industrienationen vergleichbar ist.
Folgt man der Definition des NCAER, stieg die Zahl der Menschen, die zur indischen Mittelschicht gehören, in den vergangenen drei Jahren auf mehr als 700 Millionen. Als "untere Mittelschicht" gilt dabei jener Bevölkerungsanteil, der ein jährliches Einkommen zwischen 1000 und 4000 Euro hat.
Mit einem Jahressalär von über 3000 Euro verfügen ungefähr 300 Millionen Menschen in Indien über die Möglichkeit, als Käufer für langlebige Konsumgüter und Kraftfahrzeuge in Erscheinung zu treten. Der aus dem Westen stammenden Vorstellung von Mittelschicht kommen in Indien nur jene 30 Millionen Haushalte nahe, die über ein jährliches Einkommen von mehr als 7000 Euro verfügen.
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