zu 1+2) Ich stelle mir erst einmal vor, dass es eigentlich unmöglich sein müsste, zumindest den Wunsch nach Freiraum zu verhindern. So was muss doch im Menschen angelegt sein, eine Art Grundbedürfnis.
Richtig frei - im Sinne davon, dass man tun und lassen kann was man möchte, ist doch eigentlich keiner, gesellschaftliche Konventionen, Verpflichtungen, soziale Strukturen etc. binden doch jeden Menschen ein, dazu kommt noch Gewissen,Verantwortung u.s.w.
Also ich behaupte jetzt mal, nicht in vollkommener Freiheit zu leben und trotzdem sehr gut damit klarzukommen. Ich sehne mich ja auch nicht nach vollkommener Freiheit - und jetzt könnte ich mich fragen, ob dem so ist, weil ich sie nie kennengelernt habe.
zu 3) Ich glaube schon, dass da ein direkter Zusammenhang besteht. Wie soll ich denn über etwas nachdenken, wenn ich keinen Begriff dafür habe? Da bleibt nur eine bildhafte Vorstellung, und die scheint mir ineffektiv und zeitraubend. Und sobald es ein wenig abstrakter wird, funktioniert es gar nicht mehr. Ob ich jetzt aber schlecht, gut und klasse sage - oder ungut, gut und doppelplusgut, spielt wohl erst einmal keine Rolle. Sobald es die Sprache zu sehr einengt, stelle ich mir das wieder sehr kontraproduktiv für die Ausdrucksmöglichkeit der Sprache vor.
zu 4) Emotionen können sicher sehr abgestumpft werden. Andererseits braucht man hier nicht so viele Worte, da geht auch vieles über Körpersprache. Hier könnte ich selbst mir ( nach 5 Minuten... vielleicht ändert sich ja meine Meinung, wenn ich länger darüber nachdenke) noch am ehesten vorstellen, dass das auch in einem sprach -und wortarmen Umfeld funktioniert.
Nur, ein Klima von Misstrauen, Angst und gegenseitiger Spitzelei müsste auf gesunde menschliche Emotionen und soziale Komptetenzen sehr destruktiv wirken.
Subjektives Problem zum Thema Freiheit bleibt, dass generell nur deren "angenehme" Konsequenzen als erstrebenswert gewürdigt werden. So funktioniert dies aber, wenn überhaupt, nur zeitweilig. Was 1984 angeht, habe ich es nicht gelesen, mich aber vglw. intensiv für Orwell interessiert. Der Begriff "Freiheit" verkommt in unserer Hemissphäre fast ausnahmlos zu pseudoelitärer Anmaßung überzogener Individualität. Objektive Freiheit beinhaltet aber auch alle unerwünschten Risiken wie Armut, Enttäuschung, Niederlage bis hin zum "vorzeitigen" Tod. Wer dies nicht akzeptiert, avanciert zum willkommenen Fastfood der allgemeinen Wohlfahrtsverblödung. Orwells Visionen beschreiben aus meiner Sicht nur erforderliche Konsequenzen für eine pragmatische Verwaltung dieses humanoiden Affenzirkus' bis hin zur Selbstzerstörung eines dekadenten Systems.
"Erst wenn Du alles verloren hast, hast Du die Freiheit alles zu tun!" (Tyler Durden im Film Fight Club)
«Eine grosse Zivilisation lässt sich nur von außen erobern, wenn sie sich von innen schon selbst zerstört hat.» (Will Durant) -- U.a. im Vorspann von Apocalypto verwendet --
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