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Thema: Ein spannender und zugleich aufschlußreicher Reisebericht aus Syrien

  1. #1
    Kriegsberichterstatter Benutzerbild von Steiner
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    Daumen hoch! Ein spannender und zugleich aufschlußreicher Reisebericht aus Syrien

    Folgenden Reisebericht habe ich gerade durch Zufall gefunden. Er beschreibt eine deutlich andere Lage als es uns unsere Mainstreammedien weiß machen wollen.

    Totgesagte Stadt Hama ziemlich lebendig

    Gestern Morgen (Montag, 17.10.11) starteten wir in einen relativ ungewissen Tag. Von den Nachrichten in Europa beeinflusst und durch die Berichte von Freunden vor Ort sehr vorsichtig, machten wir uns auf den Weg nach Kfarbo, wo wir Freunde besuchten.

    Um nach Kfarbo zu kommen, muss man zunächst nach Hama fahren. Obwohl wir schon einige Zweifel hatten, nahmen wir den Weg auf uns. Am Busbahnhof von Aleppo fragten wir nach, wie es denn in Hama aussähe und man versicherte uns, dass dort alles ruhig sei. Mit noch immer einigen Zweifeln, bestiegen wir den Bus, fanden unsere Plätze in der ersten Reihe und nach kurzem Warten, ging die Reise los.

    Bis kurz vor Hama, circa 40 Kilometer, war die Reise ziemlich langweilig und unspektakulär. Gerade als mich ein Freund anrief, sahen wir einige Soldaten auf der Autobahn stehen, die die Fahrzeuge auf die rechte Fahrspur winkten. Auf der linken Spur wurde der Verkehr von Hama in Richtung Damaskus umgelenkt, da auf der anderen Seite zwei Panzer waren, einer in Bewegung, einer stand.


    Auf unserer Seite standen drei weitere Armeefahrzeuge. Innerhalb des Buses waren wir wahrscheinlich die aufgeregtesten und außerhalb des Buses die Soldaten. Alle Fahrgäste blieben sehr ruhig und wirkten entspannt. Wie uns dann gesagt wurde, fühlt man sich sicher, sobald die Armee da ist.

    Nachdem wir an der Armee vorbei waren, fuhren wir eine Weile, ohne Netz zu haben. Kurz vor Hama war das Netz da und nach einer flüchtigen Kontrolle passierten wir die Stadt. An den Kreisverkehren und vor einigen Gebäuden waren Soldaten stationiert, die hinter Sandsäcken geschützt, die Lage beobachteten. Die Soldaten werden nicht gefürchtet, sondern die bewaffneten Banden, die versuchen, Chaos in den Städten zu verbreiten. Schon im Bus auf dem Weg zum Busbahnhof sahen wir, dass weder Häuser zerstört waren, noch dass die Stadt tot ist. Im Gegenteil: Die Straßen und der Markt waren ziemlich überfüllt.

    Nachdem uns unsere Freunde vom Busbahnhof abgeholt hatten, fuhren sie mit uns durch die Stadt, zeigten uns die Moschee, von der aus die Demonstrationen immer starteten (übrigens war dort kein Militär zu sehen, nicht einmal ein Soldat) und den Asi-Platz, sowie die Moschee, die laut Nachrichten auf einigen Sendern zerstört wurde.

    Wir sahen nicht ein zerstörtes Haus in der ganzen Stadt, wir sahen keine Panzer und einige Einwohner versicherten uns, dass die Panzer nicht bis in die Stadt fuhren, sondern am Eingang der Viertel blieben, ohne zu schießen. Hama wirkte wie vor einem Jahr, als wir dort waren, um die Wasserräder zu besichtigen.

    In einem kleinen Laden kamen wir schnell mit dem Ladenbesitzer ins Gespräch. Auch er bestätigte, dass sowohl Salafisten als auch Muslimbrüder in Hama zu Gange sind. In der Stadt, die die Geburtsstadt Arours ist, leben bis heute viele Fanatiker und Radikale, die die derzeitige Situation ausnutzen und für einige Hundert oder Tausend Lira sich und das Land verkaufen. Der Ladenbesitzer sagte, dass es seit zehn Tagen keine Überfälle mehr gab und dass das normale Leben zurückkehrte.

    Was noch immer an die Probleme in der Stadt erinnert, sind die Sandsäcke vor den Wachhäuschen der Soldaten, die zusätzlichen Soldatenposten und die fehlenden Touristen. Ansonsten erholt sich die Stadt langsam. Leider war gestern allerdings zu lesen, dass drei Sicherheitskräfte verletzt wurden bei einem Angriff von Bewaffneten. Man kann nur hoffen, dass die Unruhen nicht wieder zurückkommen.

    Nach der kleinen Stärkung und der Stadtrundfahrt durch Hama, bei der wir ganz offen filmten, fuhren wir zu unseren Freunden nach Hause aufs Dorf, um dort mit ihnen eine wunderschöne Zeit zu verbringen, aber auch über die Politik zu reden. Auch wenn es manche Zweifler gibt, sie sagten uns die Wahrheit, indem sie sagten, dass all die, die den Salafisten und den Muslimbrüdern angehören, den Sturz des Regimes wollen und dass sie Anarchie wollen.

    Unsere Freunde, Christen, teilten uns mit, dass sie eindeutig in Sicherheit leben wollen und die kann ihnen zurzeit nur die derzeitige Regierung geben, auch wenn ganz viele Minister nicht wirklich beliebt sind. Wie sie uns sagten hat Bashar al-Assad schon Ansehen eingebüßt, weil er zu spät handelte und sich lange von den alten Garden bestimmen ließ, dennoch ist die Mehrheit für Bashar al-Assad und das nicht, weil sie gezwungen oder unter Druck gesetzt werden, sondern, weil er Sicherheit bietet.

    Was übrigens noch auffällt, wenn man in Syrien unterwegs ist, ist, dass die Bilder von Hafiz al-Assad fast komplett verschwunden sind und dass sich die Zahl der Bilder Bashar al-Assads auch sehr in Grenzen halten. Der Präsident selbst hat einen Erlass veröffentlicht, dass seine Bilder nicht überall zu hängen haben. Besonders nach Ausbruch der Unruhen, wollte er nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen lassen und demzufolge, sind kaum noch Bilder von ihm zu finden (zumindest im Vergleich zu vorher).

    Während wir unsere Freunde im Dorf besuchten, telefonierten sie mit ihren Verwandten in Homs und erfuhren so, dass in Homs heftige Auseinandersetzungen zwischen Banden und der Armee in verschiedenen Vierteln waren. Natürlich waren die Nachrichten von al-Jazeera und den europäischen Medien anders. Man ist sich zwar einig, dass es Kämpfe gab, aber in Europa sind es keine bewaffneten Banden, die bekämpft werden, sondern, sind es friedliche Zivilisten.

    Über die Darstellung können in Syrien (zumindest die, die wir bisher trafen und fragten) nur müde und enttäuscht lachen. Gerade unsere Freunde im Dorf erzählten, dass man die Namen kennt und fast alle, Familien zuzuordnen sind, deren Väter und Großväter in den achtziger Jahren der Muslimbruderschaft angehörten.

    Hinzu kommt, dass Gegenden, wie Tilbiseh und Rastan schon immer Probleme machten, weil hier der Drogenhandel und Waffenschmuggel boomt. Das sind nicht nur die Aussagen von ein oder zwei, sondern von der Mehrheit der Menschen, die wir bisher fragten. Aber man kann dies ja immer wieder vorbringen, bei vielen scheint man nur auf taube Ohren zu stoßen. Man hat das Problem, dass Fanatiker und Radikale in Syrien sind, schon immer waren oder aber über die Grenzen aus der Türkei und selbst aus Saudi-Arabien kamen.

    Die Nacht in dem Dorf bei unseren Freunden war sehr ruhig und wir genossen die Zeit. Bevor wir wieder zurück nach Aleppo fuhren, machten wir noch einmal Halt in Hama und gingen dieses Mal spazieren. Derzeit ist es so, dass man meist sehr verwundert angesehen wird. Bei manchen scheint es Freude darüber zu sein, dass endlich wieder Ausländer im Land sind, bei manchen ist es Skepsis. Im Großen und Ganzen wurden wir bisher aber sehr herzlich empfangen. Die Soldaten, die in Hama waren, kümmerten sich nicht um uns, obwohl wir fotografierten und filmten. Selbst als wir an dem Polizeihauptquartier vorbeikamen und davor mindestens 20 Soldaten saßen und standen, sprach uns keiner an.

    Nach dem kurzen Besuch, fuhren wir Dienstagnachmittag zurück Richtung Aleppo. Kurz vor Idleb musste unser Bus auf der Autobahn abbremsen. Grund war ein Soldatentransport, der niemanden vorbei ließ. Der Transport bestand aus einem LKW, auf dem vielleicht 6 Soldaten waren und einem Service, indem noch einmal 7 Soldaten saßen.

    Der Kleinbus sorgte dafür, dass niemand zu nahe kam, oder überholte. Spannend war es, die Autos zu beobachten, die unseren Bus überholten und dann plötzlich auch abbremsten und langsam und geduldig hinter der Armee her fuhren. Für die Fahrgäste war es zum Teil eine Erheiterung zu sehen, wie alle Autos und ein weiterer Bus uns erst überholten und dann bremsten.

    Noch spannender wurde es, als der Kleinbus plötzlich zum Stoppen kam, einen Mopedfahrer stoppte und die Busse, sowie alle anderen Fahrzeuge, die dahinter waren, auch stoppte. Die Soldaten stiegen aus, kontrollierten den Mopedfahrer, ließen sich vom Bus vor uns die Papiere zeigten, verlangten vom Mopedfahrer die Papiere und ließen uns dann weiter fahren.

    Auch wenn diese Beschreibung für den einen oder anderen Zündstoff genug ist, muss eindeutig gesagt werden, dass weder geschossen wurde, noch Gewalt angewendet wurde. Im Gegenteil, die Insassen des Busses beobachteten neugierig, aber nicht nervös, was vor sich geht. Nachdem wir weiterfahren konnten, holten wir den LKW mit den Soldaten ziemlich schnell wieder ein und dann hieß es erneut, sich in Geduld zu üben. Ein PKW-Fahrer, der es scheinbar sehr eilig hatte, versuchte immer wieder vergebens an dem LKW vorbeizukommen. Keine Angst, es wurde nicht geschossen.

    Nachdem die Soldaten dann abbogen, ging die Fahrt ein wenig schneller voran. Ungefähr 30 Kilometer vor Aleppo gab es eine Kontrolle, bei der auch unser Bus angehalten wurde. Die Papiere der Reisenden wurden kontrolliert. Nachdem der Kontrolleur durch war, konnten wir unseren Weg fortsetzen. In Aleppo angekommen, kamen wir durchnässt vom Regen an einem Taxi an und fuhren zum Haus unseres Freundes, der uns zum Mittagessen eingeladen hatte. Seine Mama hatte super leckeres Essen für uns gekocht und wir genossen die Zeit mit ihnen. Wir sind aufs Herzlichste eingeladen worden.

    Den Abend verbrachten wir in einem Café. Während die Jungs Fußball schauten, versuchte ich, Videos von Hama hochzuladen, was allerdings nicht wirklich von Erfolg gekrönt war, da das Internet absolut lahm war. Während also erneut die furchtbarsten Nachrichten von Syrien verbreitet wurden, bekamen wir von allem kaum etwas mit. Allerdings ist auch bei uns angekommen, was auf der Sitzung der Arabischen Liga vereinbart wurde. Bleibt also abzuwarten, ob eine Delegation der Arabischen Liga in den nächsten zwei Wochen nach Syrien kommen wird, und ob man auch die Opposition im Ausland an den Verhandlungstisch bringen kann.

    Obwohl die sogenannte Opposition immer ihre Parolen von Freiheit und Demokratie schreit, sind die Menschen in der Mehrheit sehr skeptisch. Viele sagen, dass die die am lautesten nach Freiheit und Demokratie schreien, überhaupt keine Ahnung haben, was das bedeutet. Viele Menschen hier wollen die Reformen und erachten sie als sehr notwendig, sie lehnen aber die Gewalt ab und wollen auch nicht, dass die Fanatiker das Ruder in irgendeiner Art übernehmen können.
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    Solidarität mit Syrien und Libyen!!!

    Muammar Gaddafis grünes Buch: http://www.mathaba.net/gci/theory/gb.htm Für die globale Jamahiriya!!!!

  2. #2
    Brandstifter Benutzerbild von dorbei
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    Standard AW: Ein spannender und zugleich aufschlußreicher Reisebericht aus Syrien

    Schöner Bericht. Kommt uns natürlich aber alles bekannt vor; die potemkinschen Dörfer der Systemmedien wiedermal enttarnt.

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von Dayan
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    Standard AW: Ein spannender und zugleich aufschlußreicher Reisebericht aus Syrien

    Zitat Zitat von Steiner Beitrag anzeigen
    Folgenden Reisebericht habe ich gerade durch Zufall gefunden. Er beschreibt eine deutlich andere Lage als es uns unsere Mainstreammedien weiß machen wollen.



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    Syrien ist friedlich wie die Schweiz!:cool2::cool2::cool2:
    ***

    Um aufs neue wach werden zu können, musst Du ohne Frage vorher einmal eingeschlafen sein, und analog dazu, um geboren werden zu können, musst Du vorher schon einmal gestorben sein (Kabalah)

  4. #4
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    Standard AW: Ein spannender und zugleich aufschlußreicher Reisebericht aus Syrien

    Friedlicher als viele "bereicherte" Quartiere in der Schweiz oder in Frankreich ganz bestimmt.
    Angebot und Nachfrage...das ist es, worauf ihr Menschen des nächsten Jahrhunderts stolz sein werdet. Friedrich Nietzsche

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