Dieses Buch erscheint heute nicht zum ersten Mal. Bereits auf der Frankfurter Buchmesse 1975 stellte es der Trikont Verlag in München der Öffentlichkeit vor.
Als Der Spiegel Mitte November letzten Jahres auszugsweise über das Buch berichtete, sah sich die Staatsanwaltschaft München genötigt, Strafantrag gegen die Herausgeber des Buches zu stellen und die vorläufige Beschlagnahme anzuordnen. Am 24. November wurden in einer spektakulären Polizeiaktion verschiedene Privatwohnungen und Geschäftsräume in Bayern durchsucht. Der Geschäftsbetrieb des Trikont-Verlages in München wurde praktisch lahmgelegt, da Kundenkarteien, Auftragsschreiben, Schreibmaschinen und andere wichtige Unterlagen zur Beweissicherung' beschlagnahmt wurden. Bereits am 25. November wußte die Frankfurter Rundschau zu berichten, daß die Durchsuchungsaktion auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt werden solle: am selben Tag wurden in Berlin verschiedene Buchhandlungen sowie die Verlagsauslieferung des Trikont-Verlages durchsucht, am 26. November kamen die Staatsorgane nach Frankfu°t, um auch dopt in der Sozialistischen Verlagsauslieferung einer weiteren Verbreitung des gefährlichen Buches vorzubeugen.
Der hannoversche Internationalismus Buchladen, der unmittelbar nach der Durchsuchungsaktion in Bayern in einem Flugblatt auf die Fragwürdigkeit solchen rechtsstaatlichen Vorgehens hinwies, wurde am 28. November durchsucht: das Flugblatt wurde mit der Begründung beschlagnahmt, es werbe für das verbotene Buch.
,WIE ALLES ANFING' ist eine autobiographische Darstellung eines jugendlichen Arbeiters, der unmittelbar an der Entstehung gewaltsamer Aktionen beteiligt war. Michael Bommi' Baumann beschreibt, erklärt und kritisiert seine Entwicklung zum ,Stadtguerilla'. Ebensowenig wie jede andere Meinung kann auch diese Darstellung dadurch aus der Welt geschafft werden, daß eine öffentliche Diskussion darüber verhindert wird. Die Beschlagnahme dieses Buches sowie der Versuch, diejenigen zu isolieren und zu kriminalisieren, die die öffentliche Diskussion über Baumanns Geschichte durch ihre Publikation einleiten wollen, stellt eine klare Einschränkung der in unserer Verfassung garantierten freien Meinungsäußerung dar.
Mit der Herausgabe des Buches verdeutlichen wir, daß wir uns auch in Zukunft keiner Selbstzensur unterwerfen werden. [...]
'Wie alles anfing', daß wir nicht bereit sind, die zunehmende Gesinnungsschnüffelei einer demokratischen Regierung widerspruchslos hinzunehmen, selbst dann nicht, wenn deutsche Gerichte solch staatliches Vorgehen für begründet erklären: unter dem Deckmäntelchen des Schutzes des Gemeinschaftsfriedens sind in Deutschland wieder einmal Grundlagen für die Kriminalisierung und letztlich Vernichtung Andersdenkender geschaffen worden. Der Kampf gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit beginnt heute: Wir lassen uns weder verbieten, Gedanken zu haben, noch, sie auszusprechen. Wir lassen uns weder verbieten, Diskussionen zu führen, noch, sie öffentlich zu machen. Michael Bommi' Baumann, WIE ALLES ANFING, erscheint wieder und wieder und wieder.