Während draußen Schaulustige aus sicherer Entfernung zuschauen, greifen Feuerwehrmänner von außen und innen gleichzeitig an.
Drei Kollegen sind für den „Innenangriff“ eingeteilt. Sie stürmen ins erste Stockwerk, wo die Detonation offenbar ausgelöst wurde. Es geht darum, Menschleben zu retten. Aber nur eine der beiden Türen lässt sich problemlos aufbrechen. Die andere scheint besonders gesichert. Erst später, als Kettensägen zum Einsatz kommen, gibt die Tür nach. Zu diesem Zeitpunkt ist das Feuer schon unter Kontrolle. 1400 Liter Wasser pro Minute haben die Flammen besiegt. Die Ungewissheit über mögliche Opfer bleibt. [...]
Wenn
Heinrich Günnel, Chef des Zwickauer Feuerwehramtes, über den 4. November 2011 spricht, ist ihm noch immer Anspannung anzumerken.
Der 57-Jährige weiß mehr, als er öffentlich sagen darf. [...]Deshalb lächelt Günnel manchmal nur still vor sich hin und lässt Fragen wie einen Wasserstrahl an einer Hauswand abprallen. Dennoch sind ihm die Daten des Einsatzes allgegenwärtig, nur ganz selten muss er die Kladde von damals in die Hand nehmen. Zur Erläuterung zeichnet er den Grundriss der Wohnung auf eine Tafel.
„Das waren keine Dilettanten“, ist sich der Branddirektor sicher.
Viele Fragen bleiben.
Löste Zschäpe eine Explosion aus, um Spuren zu verwischen? Aber warum ließ sie dann Waffen und andere Beweisstücke nicht verschwinden? Und warum verschickten Zschäpe oder mögliche Komplizen nachher jenes Bekenner-Video mit dem makabren Comic von „Paulchen Panther“, auf denen die Taten so menschenverachtend in Szene gesetzt sind?
Gehörte zum „Plan B“ vielleicht sogar das Szenario, dass Zschäpe bei der Explosion selbst sterben sollte?[...] Er selbst kann das Versteck unmittelbar nach dem Feuer in Augenschein nehmen, manches in der Wohnung wirkt unversehrt.
Günnel erinnert sich an einen Teppich, der fast keine Brandspuren aufwies. Auch das Hochbett und die Sprayflaschen hatten keinen Schaden genommen. Um 2.00 Uhr in der Nacht ist der Einsatz beendet. Ein Bagger hat bereits so viele Trümmer beseitigt, dass es zum Einsturz nicht mehr kommen kann. Am Tag darauf sind die Zwickauer Polizisten und Feuerwehrleute noch einmal in der Brandruine. Doch dann kommt überraschend der Befehl zum Abzug. Die Verbindung zwischen den Tatorten Eisenach und Zwickau hat sich geschlossen. Fortan haben die Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) das Sagen. Sie bleiben lange in Zwickau. Für alle anderen bleibt das Gebäude tabu.