Innerhalb der MFS Hauptabteilung I (NVA, Grenztruppen) wurde unter Beteiligung des Leiters der Abteilung XXII/1, Oberstleutnant
Eberhard Böttcher, eine nichtstrukturelle Arbeitsgruppe gebildet, die befürchtete Sprengstoffanschläge westdeutscher Neonazis auf die Grenzanlagen abwehren sollte. ...
Leiter der neugegründeten Abteilung XXII/1 wurde am 1. Oktober 1982 Oberstleutnant
Eberhard Böttcher, sein Stellvertreter Major Gerd Fischer. Die Abteilung bestand aus zwei
Referaten mit operativer Aufgabenstellung, die von Major Hartmut Kießling und Major Dieter
Hünniger angeleitet wurden. Ferner existierte eine Auswertungs- und Informationsgruppe
(Referat 3) unter Major Gudrun Zepert. ...
Zum Jahresbeginn 1989 besaß die Abteilung insgesamt 22 Mitarbeiter; weitere acht neue Mitarbeiter befanden sich im Herbst 1989 im Einarbeitungsprozeß.
Nach der genannten Umstrukturierung im Jahre 1981 wurden in der (Unter-) Abteilung 1
mehrere bedeutsame Operative Vorgänge angelegt. Die Harting-Bande wurde als OV "Münster"
"bearbeitet",
Michael Kühnen mit seiner militanten Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (OV "Hansa") aufgeklärt, ein OV gegen ein ehemaliges führendes Mitglied der NSDAP/OGB angelegt (OV "Standarte").. Operative Materialien führte man zur Wehrsportgruppe Hoffmann (OM "Kommando"), zur NSDAP/AO, den Grauen Wölfen und zum Mut-Verlag. Des weiteren bearbeitete die Abteilung Gruppierungen wie die Freiheitliche Arbeiterpartei (FAP), den Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) oder die Nationalistische Front (NF) unter Meinolf Schönborn.
Anlaß der "Bearbeitung" waren meist vermutete Verbindungen in die DDR
(verwandschaftlicher Art oder auch politische Kontakte zu Skinhead-Gruppen), in zwei Fällen
auch "Demonstrativhandlungen" einzelner Rechtsextremisten gegen den Honecker-Besuch in der Bundesrepublik im Jahre 1987. Ziel der "Bearbeitung" verschiedener Wehr- und
Kampfsportgruppen in einer Feindobjektakte (seit 1984) war es einerseits, Ansatzpunkte für
"Zersetzungsmaßnahmen" zu finden. Andererseits spekulierte man auch auf politisches Kapital
durch Belege, die zur "weitere[n] Entlarvung der zunehmenden Rechtsentwicklung in der BRD"
dienen konnten. Zielstellung in der seit 1979 andauernden "Bearbeitung" der neonazistischen
Kampfgruppe Priem war es, deren Anführer Arnulf-Winfried Priem durch eine direkte Kontaktaufnahme so zu beeinflussen, "daß er zukünftig von weiteren strafbaren Handlungen gegen die DDR Abstand nimmt". Nachdem Priem sich zunehmend im Asgard-Bund engagierte, stand der OV "Skorpion" ab 1986 unter direkter Anleitung des Leiters des Stellvertreterbereichs Oberstleutnant Horst Salewsky. .... Dafür übernahm die Abteilung l zum 2. Dezember 1985 von der Abteilung 4 die Grauen Wölfe, für die eigens ein neues Referat geschaffen werden sollte. Damit umfaßte ihr Verantwortungsbereich jetzt ausschließlich neonazistische und eindeutig rechtsextreme Gruppierungen. Im Jahre 1990 sollte das Hauptaugenmerk auf die Republikaner gerichtet sein.
Die von der Abteilung 1 in Operativen Vorgängen "bearbeiteten" Organisationen lagen
ausnahmslos in der Bundesrepublik. ...Die Abteilung 1 tendierte dazu, die Aufklärung der bundesdeutschen rechtsextremen Szene insgesamt zu betreiben und damit den DDR-Bezug zu verlieren....