Zitat von
Herr B.
"Kommt der Bettler auf den Gaul, reitet er ihn zu Tode"
Gerade Afrikaner sind da immer so.
Letzte Woche schickten sie einen um meinen Telefonanschluss zu reparieren. Ein Bagger hatte gegenüber das Kabel runtergezogen.
Wie ich die Tür öffne strahlt mich so ein Kongoaffe mit dem leeren Blick an den nur die haben. 'Jetzt sind sie aber weit abgerutscht' denk ich mir
sofort. "You no have service?" fragt er mich hart afrotonisch betont. Ich bestätige ihm das als ich endlich verstehe, und deute auf die Stelle
an der das Kabel abriß. Nun meldeten sich erste anbahnende Synapsen im Gesicht. "I go check small net. If not find anything, I check big net!"
versichert er mir umständlich auf Afrotonisch. Endlich eine Aufgabe mit Autorität! Firmenzeichen auf dem Hemd, stolziert er feldmarschallisch
die Brust hochgereckt an den Ort des Geschehens.
Jetzt quatscht er den Nachbarn an der seine geleerten Mülltonnen abholt und dabei diskrete Distanz wahrt. Wieder klingelt die Haustür.
Ich öffne. Feldmarschallisch steht er vor meiner Garage, meinen Besen in der Hand. "You have tool...? You have longer this..?" erkundigt
er sich eifrig gestikulierend. Er vermittelt mir daß er beabsichtigt ein neues Kabel anzubringen und dieses mit dem Besen über die Äste
5 bis 6 Meter hoher Bäume zu heben. 'Hoppla...', denk ich schon, 'der da klettert!'
Der Besen dünkt ihm nun doch ein bißchen kurz. Er erspäht das von mir abgesägte Geäst eines angrezenden Ahorns der alten Zicke nebenan.
Neue Möglichkeiten eröffnen sich. "I do African way!" verkündet er mit erheblichem Stolz, und schnürt zwei morsche, dünne Ästchen die keinen
Apfel tragen könnten mit Halterbindern zusammen. Ich rate ihm die nötigen Handwerkszeuge doch einfach anzufordern. Er erklärt mir sofort die
Dringlichkeit seines pünktlichen Feierabends um 17:00 Uhr - Werkzeuganlieferungen würden mindestens 2 bis 3 Stunden dauern!
Mitleidsgefühle kommen in mir hoch. Hmmm... da war doch die 4 Meter lange Bambusstange die ich zum Äpfel zotteln jeden Herbst benutze.
Gesagt, getan. Beim Anblick derer erhellt sich das Gesicht des Technikers mit einem wahren Freudenschimmer! Könne er diese gebrauchen?
Die Wahrnehmung des auf Nachbars Rasen entledigten afrikanischen Werkzeugtums spricht für sich selbst.
"You help me?" Ich versichere ihm in telefonologischem keineswegs bewandert zu sein, und auch klettern sei allgemein nicht mein Ding.
Er wirkt aufgewühlt. 17:15 Uhr, klar! Anscheined muss er den Job noch fertig machen. Nein, die technische Arbeit übernehme er. Ich solle
mit dem Bambus das Kabel nur über die Äste ziehen. Ich hebe - er zieht an und schließt an. 30 Meter, ein Baum am anderen. Er zieht wie ein
Ochse obwohl ich 'Lockern...!' rufe um im Geäst navigieren zu können. "Good! Is OK!" brüllt er. Er tätigt den Anschluss. Das Kabel hängt
halbhoch bauchig mitten durch die Bäume. Kein Grund zur Beunruhigung, die Integrität des Anschlusses würde nicht kompromiert kalmiert es
afrotonisch. 17:35 Uhr.
Ich wünsche noch freundlich einen guten Abend, doch das verursacht einen abwertenden Blick verbunden mit einem kargkrächzenden 'Bye.'
Undank ist der Welt Lohn, doch die Chance zur Revanche präsentiert sich Tage später.
Vom Mittagessen durch ein automatisiertes Telefonat aufgescheucht bin ich im Begriff aufzulegen, nehme aber ein "unserer Techniker besuchte
ihre Adresse..." noch war. Wie man mit dem Standard des Kundendienstes zufrieden gewesen sei? Ob man die Firma weitermpfehlen würde...?
Anscheinend war der schwarze Blitz noch innerhalb seiner Bewährungsfrist angestellt.
Die Bewertungen fielen entsprechend negativ aus. Ungewohnt sei auch daß diese Techniker berufsnötige Werkzeuge einfach nicht mehr mitführten,
und diese von arbeitsprozessintegrierten Kunden zu leihen gedachten. Auch farbenprächtige Kabelenden und diverse Plastikschnippsel
belebten das grüne Monoton des Rasen, bemerkte ich.
Noch funktioniert mein Telefon. Der Ästhetik der Uniformität muss so eine Kabelvernetzung auch nicht ausgesetzt sein. Der 'African Way' beweist das.
Ich hoffe dennoch die Waschbären turnen nicht zu sehr drauf rum. Dann bricht bestimmt irgendwo was!
Nachtrag: Bestimmt ist dieser Gambier bald vom kalten Klima so traumatisiert daß man ihn Winters über an die Riviera
vefrachten muss...