Was Wulff mit seinem "Islam"-Spruch eigentlich angerichtet hat, weiss er wohl selbst noch nicht zu ermessen. Soll ersich doch von einem türkischen Folklore-Ensemble in den Ruhestand spielen lassen. Muss es ausgerechnet der grosse Zapfenstreich sein, der eigentlich für verdiente Personen gedacht ist. Der Herr hat sich eher um sein Konto und für seine Freunde verdient gemacht. Mittlerweile wird Gauss natürlich von den üblichen Verdächtigen an den islamischen Nettigkeiten des Vorgängers gemessen, was sich deutlich in einem dreisten Artikel der türkischen Presse äußert:
"Die Aussage, dass der Islam ein Teil Deutschlands ist, wird es unter Präsident Gauck nicht geben. „Ein Problem der Wortwahl“, nennt Gauck den Wulff-Sager. Fremdheit und Distanziertheit zu übersehen sei nämlich ein großer Fehler.
Die Einwanderung fremder Arbeitskräfte sei notwendig gewesen. Doch ob man diese auch so organisiert habe, dass Menschen in friedlicher Koexistenz in Deutschland leben, sei noch nicht ausgehandelt, so Gauck in einem Gespräch mit der NZZ vom 10. Oktober im vergangenen Jahr. Und genau dieses Problem habe Thilo Sarrazin, wenn auch in überspitzer Form, aufgegriffen. „Ein Großteil der Bevölkerung ist ihm dankbar“, fügt Gauck hinzu.
Das Video ist neuerdings wieder im Umlauf, weil sich Gauck-Anhänger beschwert hatten, vereinzelte Aussagen, die bewiesen, dass Gauck mit den Thesen Sarrazins sympathisiere, wären von Medien aus dem Kontext gerissen und falsch interpretiert worden. Das Interview jedoch lässt keinen Zweifel über Gaucks Haltung zum Thema Integration und der Botschaft, die er als Bundepräsident geben möchte.
Distanziert äußerte er sich zu der Aussage Wulffs, der Islam gehöre zu Deutschland. Ob er diese Aussage in dieser Funktion gemacht hätte? „Das ist ein Problem der Wortwahl“, umschifft Gauck die Frage, er wisse was Wulff meint. Dennoch: „Ich denke, dass er in dieser Beschreibung, etwas, was irgendwann einmal sein wird, vorgezogen hat“. Mit anderen Worten: Der Islam ist kein Teil Deutschlands – und ob er es einmal werden wird, ist nicht gesagt.
Zwar sei die Absicht, ein einladendes Land zu sein, lobenswert, doch dabei Fremdheit und Distanziertheit zu übersehen, sei ein großer Fehler.
Überhaupt scheint Gauck besonders die Unterschiede zwischen Deutschen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte, besonders Muslimen zu betonen. Deutschland habe „ganz andere Traditionen“ und Menschen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, reagieren „allergisch, wenn sie das Gefühl haben, das was auf dem Boden der europäischen Aufklärung und auch auf dem religiösen Boden Europas gewachsen ist, überfremdet wird“. Das Wort „Überfremdung“ benutzt Gauck bewusst, wohl wissend, dass es in Deutschland „verpönt“ ist, wie er sagt.
Seine Kritik am Islam ist eine grundsätzliche. „Der Ansatz des Islam ist nicht durch eine Reformation gegangen wie in Europa und auch nicht durch eine europäische Aufklärung“, beanstandet er und merkt dabei nicht, dass er europäische Denkmuster auf die islamische Kultur und Religion überträgt. „Jetzt einen Zustand zu beschreiben als wäre dieser kulturelle Schritt innerhalb der muslimischen Welt schon vollzogen, täuscht uns über diese Fremdheit, die nach wie vor existiert“, so Gauck weiter.
Gauck scheint stark in seinem eigenen Horizont gefangen, wenn er – wie so oft –das Beispiel des Kommunismus` zu Untermauerung seiner Vorbehalte heranzieht: „Entfeindet euch mit dem Osten“ habe man damals gesagt und übersehen, dass es die Feindschaft des kommunistischen System durchaus gab. Letztendlich tut er in seiner Argumentation nichts anderes, als die Begriffe „Kommunismus“ und „Islam“ miteinander auszutauschen.
Es scheint, dass Gauck mit seinen Aussagen zum einen der Realität in Deutschland nicht mithalten kann. Seine Sozialisation in einem weitgehend von Deutschen dominierten Umfeld und seine starke Prägung durch den Ost-West-Konflikt werfen Zweifel daran auf, ob er der heterogenen Gesellschaft, die Deutschland geworden ist, gerecht werden kann. Sollte außerdem ein Bundespräsident nicht eine integrative sowie eine normative Funktion haben? Bislang jedoch tritt er auf der Stelle. Es scheint, Deutschland habe ihn schon längst überholt, bevor er überhaupt im Amt ist."