Angeblicher Friedensbote in Aue ist mit Tuberkulose infiziert
Asylbewerber Debasis De traf mehrere Oberbürgermeister und Unternehmer - auch in Stollberg

Stollberg. Marcel Schmidt hat ihm auf Stadtkosten ein Essen spendiert, sein Auer Amtskollege empfing ihn im Rathaus, bei Rotariern saß er mit am Tisch - Debasis De, der angeblich auf Friedenstour durch die Welt reist. Allerdings stellte sich jetzt heraus, dass der Mann Tuberkulose hat. Debasis De liegt in der Isolierstation des Auer Helios Klinikums. All jene, die mit ihm zusammen waren, müssen sich nun auf die Krankheit untersuchen lassen.

Zuletzt wohnte Debasis De - wenn man davon ausgeht, dass er wirklich so heißt - in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Schneeberg. In den vergangenen zwei Wochen traf er sich unter anderem mit Aues Oberbürgermeister Heinrich Kohl, Stollbergs Stadtoberhaupt Marcel Schmidt und Schneebergs Bürgermeister Frieder Stimpel, um über den Weltfrieden zu reden. Und nach Möglichkeit ein paar Euro zu ergattern. Er hat es "nicht ganz unclever" angestellt, sagt Marcel Schmidt. "Schnorren auf hohem Niveau", nennt es Schneebergs Bürgermeister Stimpel im Nachhinein. "Er war sehr überzeugend", erinnert sich Heinrich Kohl.

Im Gepäck hat Debasis De einen dicken Ordner mit Briefen berühmter Zeitgenossen und mit Zeitungsartikeln, die über seine Mission berichten. Der Ordner diente ihm als Türöffner bei Lokalpolitikern.

In Stollberg hatte man ihm sogar eine Übernachtung angeboten, erzählt Marcel Schmidt. Letztendlich kam es nicht dazu, denn der Gast sei am Abend so betrunken gewesen, dass er von der Polizei in Gewahrsam genommen werden musste.

Von der Polizei abholen ließen ihn auch die Stollberger Rotarier, denen er einen Besuch abstattete - mit der Behauptung, selbst Rotarier und auf Reisen zu sein, aber gerade kein Geld dabei zu haben. Wegen der Kälte ließen sie ihn zunächst dabei, aber dann kam ihnen das Ganze doch dubios vor, erzählt eine Unternehmerin. Nun bekam auch sie einen Anruf vom Gesundheitsamt. Sie will das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Ihr Mann hat Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erstattet, sagt sie.

Auch Marcel Schmidt findet das Ganze nicht lustig. Vor zwei Jahren habe er schon einmal Kontakt mit einem TBC-Kranken gehabt, er kenne das Prozedere. Innerhalb der ersten acht Wochen könne man zum Glück keinen anstecken sagt er. Erst dann sei die Krankheit feststellbar, den Untersuchungstermin habe er schon.

Zu Debasis De bleiben indes viele Fragen offen. Laut Gesundheitsamt ist er 48 Jahre alt. Als die Berliner Zeitung 2005 über ihn berichtete, soll er aber 43 Jahre gewesen sein. Schon damals traf er sich mit Bürgermeistern, Geistlichen und anderen Honoratioren, um über seinen Marsch zu berichten. Unklar ist auch, wie lange er schon Menschen infiziert haben könnte. Die Ausländerbehörde der Landesdirektion in Chemnitz schweigt dazu. Und lässt offen, ob wenigstens seine Nationalität stimmt. Nach eigenen Angaben ist er Inder.

Die Tuberkulose (TBC) ist eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit, die durch Mykobakterien verursacht wird und beim Menschen meist die Lungen befällt. Nur etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten erkranken im Laufe ihres Lebens an Tuberkulose. Die Inkubationszeit ist sehr lang, von der Aufnahme der Erreger bis zur Erkrankung können 4 bis 6 Wochen oder gar viele Jahre vergehen.

erschienen am 17.02.2012

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Interessant der Anriss in der Mopo:

Samstag, 18. Februar 2012
(Chemnitzer Morgenpost)

Bürgermeister müssen zum Lungen-Check
Tuberkulose-Alarm im Erzgebirge: Ein infizierter indischer Asylbewerber (48) könnte auf Bettel-Touren mehrere Erzgebirger mit TBC angesteckt haben. Aues Oberbürgermeister Heinrich Kohl (55, CDU) und Schneebergs Bürgermeister Frieder Stimpel (58, CDU) müssen sich nun auf TBC-Erreger testen lassen.
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