Prostitutions-Skandal
14. April 2012 08:50; Akt: 15.04.2012
Unerlaubter Sex im Hotel von Obamas AgentenUnerlaubter Sex im Hotel von Obamas Agenten
Skandal am Amerika-Gipfel in Kolumbien: Elf Mitarbeiter der US-Secret-Services wurden wegen Kontakten mit Prostituierten nach Hause geschickt. Die USA wehren sich derweil gegen eine Teilnahme Kubas.
Wegen eines Skandals um Prostituiertenbesuche in Kolumbien hat der amerikanische Secret Service elf Mitarbeiter zwangsbeurlaubt. Der stellvertretende Direktor der Behörde, Paul Morrissey, erklärte, alle Beschuldigten seien angesichts der Vorwürfe nach Hause geschickt worden. Bei ihnen handele es sich um Agenten und uniformierte Offiziere. Der Secret Service betonte, der Zwischenfall habe keine Auswirkungen auf die Sicherheit des Präsidenten in Kolumbien.
Infografik Die US-Wahlen 2012Alle US-Präsidenten «Kuba-Frage» spaltet Gipfel - Obama bleibt beim Veto
Die USA haben sich beim Amerikagipfel in Kolumbien mit ihrem Veto gegen Kuba weitgehend isoliert. Nahezu alle Länder Lateinamerikas stützten in Cartagena de Indias die Forderung nach einer Teilnahme der sozialistischen Karibikinsel am nächsten Gipfel 2015.
«Wenn nicht, wird es keine Amerikagipfel mehr geben», zeigte sich Boliviens linker Präsident Evo Morales am Samstagabend nach einer Plenarsitzung der 31 Staats- und Regierungschefs sicher. Zuvor hatten bereits Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff betont, der 6. Amerikagipfel müsse der letzte ohne Kuba sein.
Obama dagegen
Der Streit über den Umgang mit dem 1962 aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgeschlossenen Kuba war eines der beherrschenden Themen des zweitägigen Treffens. US-Präsident Barack Obama bekräftigte die Position der USA, die eine Teilnahme Kubas an den alle drei Jahre stattfindenden Gipfeltreffen ablehnen.
«Wenn universelle Menschenrechte vorenthalten werden, die Unabhängigkeit der Rechtsprechung, der Gesetzgebung oder der Pressefreiheit bedroht werden, dann werden wir die Stimme erheben», sagte Obama.
Kampf gegen Armut
Der Gipfel beschäftigte sich auch mit den Themen Armutsbekämpfung, Sicherheit, dem Ausbau von Infrastruktur und Massnahmen gegen Naturkatastrophen. Santos verwies auf bereits erzielte Erfolge. So hätten in den vergangenen zehn Jahren 40 Millionen Menschen in Lateinamerika den Sprung aus der Armut geschafft.
Lateinamerika sei eine Wachstumsregion. Jetzt gehe es darum, Brücken zu bauen und alte Paradigmen hinter sich zu lassen. Das Treffen fand ohne Venezuelas Staatschef Hugo Chávez statt, der wegen seiner Krebserkrankung zu Behandlung nach Kuba flog. Auch Ecuadors Präsident Rafael Correa und Nicaraguas Staatschef Daniel Ortega fehlten. (sda)
Der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz im Repräsentantenhaus, Peter King, sagte der Nachrichtenagentur AP, er sei darüber informiert worden, dass fast alle der elf Agenten Frauen in ihre Hotelzimmer in einem Luxushotel in Cartagena mitgenommen hätten. Es werde angenommen, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte gehandelt habe. Auslöser des Skandals war offenbar ein Agent, der eine Frau zunächst nicht bezahlen wollte. Daraufhin schaltete sich die US-Botschaft ein.
Das Weisse Haus erklärte, Obama sei über die Vorwürfe informiert worden, werde sie jedoch nicht kommentieren. «Wir bedauern jede Ablenkung vom Amerika-Gipfel, die durch diese Situation ausgelöst wurde», sagte Präsidentensprecher Jay Carney.
Auch Soldaten unter Verdacht
In den Skandal waren offenbar auch Soldaten verwickelt. Das US-Regionalkommando Süd teilte mit, fünf Männer, die zur Unterstützung des Secret Service abgestellt worden seien, hätte ihre Ausgehzeit überschritten. Sie seien möglicherweise in unangemessene Handlungen verwickelt. Die Soldaten durften ihre Unterkünfte in Kolumbien nicht mehr verlassen.
Hotelangestellte in Cartagena sagten der Nachrichtenagentur AP, die Mitarbeiter des Secret Service seien vor etwa einer Woche eingetroffen. Sie hätten viel Alkohol getrunken und seien am Donnerstag wieder abgereist, einen Tag vor der Ankunft Obamas in Kolumbien.
Sprengsätze vor dem Gipfel
Kurz vor dem von 17000 Sicherheitskräften bewachten Amerika- Gipfel gingen in Cartagena zwei kleine Sprengsätze hoch, bei denen aber niemand verletzt wurde. Die Explosionen ereigneten sich in einem Busbahnhof und nahe eines Supermarktes, wie der Sicherheitschef der kolumbianischen Polizei, General Rodolfo Palomino, sagte.
Auch in der Hauptstadt Bogotá gingen am Freitagabend zwei Bomben hoch, ohne aber laut Polizei jemanden zu verletzen oder Schäden anzurichten. Wer hinter den Explosionen stand, war unklar. In kolumbianischen Städten gibt es immer wieder Sprengstoffanschläge, für die linksgerichtete Guerilla-Gruppen verantwortlich gemacht werden.
(sda/dapd