Zitat von
Sauerländer
Die erste, intuitive Reaktion auf den Begriff sieht bei mir aus wie eine Mischung aus "Kotzwürg", "Verbieten!" und "Interessiert mich nicht."
Ich erkenne an, dass an Exzessen des Radikalpatriarchats, wie es noch gar nicht so lange zurückliegt, einiges im Argen lag. Dass "uns" -vielleicht auch in etwas drastischer Form- klargemacht werden musste, dass wir Frauen nicht wie der Sprache befähigte Haustiere zu behandeln haben, würde ich unterschreiben. Dass Frauen mittlerweile nicht mehr der schriftlichen Zustimmung ihres eventuellen Ehemannes bedürfen, um berufstätig werden zu dürfen, ist so absolut zu bejahen.
Andererseits kann ich nichts bejahenswertes daran finden, in welchem Maße die traditionellen Geschlechterrollen, als deren gemäßigten Verfechter ich mich sehen würde, so vollständig über den Haufen geworden worden sind.
An "mein Bauch gehört mir" finde ich auch wenig positives. An Hirnverseuchung wie "Girls Day", der den weiblichen Nachwuchs ja fast schon zur Übernahme klassischer Männerbranchen prügeln will, entdecke ich allenfalls Nervfaktor.
Im Ursprung war das ganze wohl der Schuss vor den Bug oder meinetwegen auch ein oder zwei Einschläge auf Deck, die "wir" vielleicht durchaus nötig hatten. Mittlerweile wirkt es eher wie das ununterbrochene Feuern aus allen Rohren, so dass sich bei mir doch gelegentlich der Eindruck einstellt, es wären
langsam mal ein paar Breitseiten in umgekehrter Richtung angezeigt.
Andererseits ist es wahrscheinlich nur eingeschränkt fair, eine Bewegung stets nur nach den Köpfen zu beurteilen, deren verbaler Auswurf bestenfalls zum Weinen bringt, nur prägen die leider -wie bei so vielen Bewegungen zu so vielen Zeiten- viel zu oft das Bild.
Kurzum: Ich verstehe mehr oder weniger den Ansatz, kann in Teilen auch das ursprüngliche Ziel gutheissen, aber das, was ich gegenwärtig unter dem Begriff "Feminismus" wahrnehme, bringt mich eher zum Zerbeissen der Tischkante.