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Thema: Gedichte

  1. #21
    Aufklärer Benutzerbild von Eridani
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    Standard AW: Gedichte

    Zitat Zitat von henriof9 Beitrag anzeigen
    /// Nur mal zur Erinnerung; hier im Unterforum " deutsches Schrifttum " sollte in alten, deutschen Schriften geschrieben werden.


    /// Nur mal zur Erinnerung; hier im Unterforum " deutsche$ Schrifttum " sollte in alten, deutschen Schriften geschrieben werden.
    Wenn es solche Schriften hier gibt, warum nicht.....


  2. #22
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    Standard AW: Gedichte

    Hermann Hesse

    Stufen

    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
    Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
    Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    In andre, neue Bindungen zu geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    An keinem wie an einer Heimat hängen,
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

  3. #23
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    Standard AW: Gedichte

    Joseph von Eichendorff

    Mondnacht

    Es war als hätt der Himmel
    Die Erde still geküsst,
    Daß sie im Blütenschimmer
    Von ihm nun träumen müßt.

    Die Luft ging durch die Felder,
    Die Ähren wogten sacht,
    Es rauschten leis die Wälder,
    So sternklar war die Nacht.

    Und meine Seele spannte
    Weit ihre Flügel aus,
    Flog durch die stillen Lande,
    Als flöge sie nach Haus.

  4. #24
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    Standard AW: Gedichte

    Rainer Maria Rilke

    Herbsttag

    Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
    und auf den Fluren laß die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
    gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
    dränge sie zur Vollendung hin und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachsen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird in den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

  5. #25
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    Standard AW: Gedichte

    Theodor Fontane

    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
    Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
    Und kam die goldene Herbstezeit,
    Und die Birnen leuchteten weit und breit,
    Da stopfte, wenns Mittag vom Turme scholl,
    Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
    Und kam in Pantinen ein Junge daher,
    So rief er: <<Junge, wist 'ne Beer?>>
    Und kam ein Mädel, so rief er: <<Lütt Dirn,
    Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.>>

    So ging es viel Jahre, bis lobesam
    Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
    Er fühlte sein Ende. 's war Herbstezeit,
    Wieder lachten die Birnen weit und breit,
    Da sagte von Ribbeck: <<Ich scheide nun ab.
    Legt mir eine Birne mit ins Grab.>>
    Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
    Trugen von Ribbeck sie hinaus,
    Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht,
    Sangen <<Jesus, meine Zuversicht>>,
    Und die Kinder klagten, das Herze schwer.
    <<He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?>>

    So klagten die Kinder. Das war nicht recht.
    Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
    Der neue freilich, der knausert und spart,
    Hält PArk und Birnbaum strenge verwahrt,
    Aber der alte, vorahnend schon
    Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
    Der wußte genau, was damals er tat,
    Als um eine Birn ins Grab er bat,
    Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
    Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

    Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
    Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
    Und in der goldenen Herbstezeit
    Leuchtets wieder weit und breit.
    Und kommt ein Jung übern Kirchhof her,
    So flüsterts im Baume: <<Wiste 'ne Beer?>>
    Und kommt ein Mädel, so flüsterts: <<Lütt Dirn,
    Kumm man röwer, ick gew di 'ne Birn.>>

    So spendet Segen noch immer die Hand
    Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

  6. #26
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    Standard AW: Gedichte

    Stefan George

    MAHNUNG

    Du folgst der horde die dich tosend lud
    Zum thron aus grellem gelbem seidenstoff
    Und rohem gold das oft von blute troff
    Inmitten trümmersee und flammensud.

    Nun weihe jede lust und jeden mord!
    Dein wille rasend wie der gischt am fels
    Erfreut sich am verheererischen nord
    Und spottet klarer luft und klaren quells.

    Vor deinen schufen stammelt man den eid·
    Entführte weiber weinen ihren gram
    Und eine
    · wirr im schrecken · ohne scham
    Zerreisst vor deinem herrenblick ihr kleid.

    Wie feile kiese bieten sich dir dar
    Koralle perle demant und smaragd ·
    Die priesterin in züchtigem talar
    Verneigt sich grüssend: siehe deine magd.

    Und einsam gibst du dir ein wildes spiel:
    Wann sich dein haar in niedrer lache nässt ·
    Dein stolz mit wonne in die furchen fiel
    Die der gemeinen tiere klaue lässt..

    War so denn wirklich dein erstritten land?
    O überhöre jenen lockungsschrei
    Und sag nicht dass dein leid dein führer sei
    Und wechsel nicht ein würdiges gewand.

  7. #27
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    Standard AW: Gedichte

    Pidder Lüng
    "Frii es de Feskfang,
    Frii es de Jaght,
    Frii es de Strönthgang,
    Frii es de Naght,
    Frii es de See, de wilde See
    En de Hörnemmer Rhee."

    Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
    Schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
    Heut fahr ich selbst hinüber nach Sylt
    Und hol mir mit eigner Hand Zins und Gült.
    Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
    Sollen sie Nasen und Ohren lassen,
    Und ich höhn ihrem Wort:
    Lewwer duad üs Slaav.

    Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
    Stützt sich finster auf sein langes Schwert.
    Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
    Steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
    Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
    Der Obrigkeit helf ich, die Frevler packen;
    In den Pfuhl das Wort:
    Lewwer duad üs Slaav.

    Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
    Ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
    Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
    Und der Ritter, der Priester springen ans Land,
    Und waffenrasselnd hinter den beiden
    Entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
    Nun gilt es, Friesen:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Die Knechte umzingeln das erste Haus,
    Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
    Der Ritter, der Priester treten allein
    Über die ärmliche Schwelle hinein.
    Des langen Peters starkzählige Sippe
    Sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
    Jetzt zeige dich, Pidder:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
    Der Priester will anheben seinen Sermon.
    Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
    Und verbeugt sich noch einmal: Ihr erlaubt,
    Dass wir euch stören bei euerm Essen,
    Bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
    Und euer Spruch ist ein Dreck:
    Lewwer duad üs Slaav.

    Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
    Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
    Wir waren der Steuern von jeher frei,
    Und ob du sie wünschst, ist uns einerlei.
    Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
    Hörst du meine Hunde bellen?
    Und das Wort bleibt stehn:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Bettelpack! fährt ihn der Amtmann an,
    Und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann:
    Du frisst deinen Grünkohl nicht eher auf,
    Als bis dein Geld hier liegt zu Hauf!
    Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
    Und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
    O Wort, geh nicht unter:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an.
    Immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
    Und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
    Nun geh an deinen Trog, du Schwein!
    Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
    Zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
    Dumpf dröhnt's von drinnen:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
    Er schleppt an den Napf den Amtmann heran
    Und taucht ihm den Kopf ein und lässt ihn nicht frei,
    Bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
    Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
    Brüllt er, die Türen und Wände zittern,
    Das stolzeste Wort:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß;
    Die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
    Durchbohren den Fischer und zerren ihn fort,
    In den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
    Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
    Ruft noch einmal im Leben, im Sterben
    Sein Herrenwort:
    Lewwer duad üs Slaav!

    Detlev von Liliencron
    " Lewer duad üs Slav "

  8. #28
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    Standard AW: Gedichte

    Min Modersprok, de netts van ahl

    Mooß fruh mech van min Heimat trennen,
    Mooß loten fruh min Eldernhus,
    Eck lierden frömbbe Menschen kennen,
    Eck hörde frömdde Sprok on Gruß.
    On höbb eck döck dan ock gefonden,
    Gut Fröndeswoort in frömdde Taal,
    Et klenk - dooch eck tu alle Stonden----
    Min Modersprock et netts van ahl

    Das ist eine Strophe von einem Gedicht in meinem Heimatdialekt
    Leider kenne ich nicht mehr den Verfasser des Gedichtes,
    noch kann ich mit Sicherheit sagen ob ich diesen Vers
    wortwörtlich aus meinem Gedächnis richtig zitiert habe
    (das hatte ich so in der Schule gelernt)
    Islam = Religionsdiktatur

  9. #29
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    Standard AW: Gedichte

    Ein Wiederbelebungsversuch für diesen Thread mit dem unvergessenen Anton Günther:
    Deitsch on frei wolln mer sei! (1908)

    Heil eich, ihr deitschen Brüder!
    Grüß Gott viel tausend Mol!
    Auf, singt deitsche Lieder,
    deß rauscht ve Barg ze Tol.
    Denn's gilt ja onnrer Haamit
    in alter deitscher Trei;
    loßt's weit in Land nei klinge,
    deß mer Arzgebirger sei.
    Deitsch on frei wolln mer sei,
    on do bleibn mer aah derbei,
    weil mer Arzgebirger sei!
    Mog aah der Stormwind sausen
    huch drubn of freier Höh,
    liegn Barg on Wälder draußen
    versteckt in tiefen Schnee,
    in onnre Elternhütten
    do wuhnt Gemütlichkeit,
    on alte deitsche Sitten
    sei derham be onnre Leit.
    Deitsch on frei wolln mer sei,
    on do bleibn mer aah derbei,
    weil mer Arzgebirger sei!

    Trebbt aah es Schicksal immer
    in fremder Walt ons naus,
    vergassen wolln mer'sch nimmer
    es liebe Elternhaus.
    Wu mir als klaane Gonge
    ganz uhne Sorg on Müh
    in Wald sei nausgespronge,
    dorten zieht's ons wieder hi.
    Deitsch on frei wolln mer sei,
    on do bleibn mer aah derbei,
    weil mer Arzgebirger sei!

    Wos sister onnre Alten
    bewahrt ons habn mei Tog,
    do wolln mer fest drauf halten
    of onnrer Mottersproch;
    denn's is ja doch es beste,
    es allerhöchste Gut,
    onnrer alten deitschen Haamit
    gilt der letzte Troppen Blut.
    Deitsch on frei wolln mer sei,
    on do bleibn mer aah derbei,
    weil mer Arzgebirger sei!
    Verallgemeinerungen sind Lügen.
    (Gerhard Hauptmann)

  10. #30
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    Standard AW: Gedichte

    Zitat Zitat von Zinsendorf Beitrag anzeigen
    Ein Wiederbelebungsversuch für diesen Thread mit dem unvergessenen Anton Günther:
    Deitsch on frei wolln mer sei! (1908)

    Heil eich, ihr deitschen Brüder!
    Grüß Gott viel tausend Mol!
    Auf, singt deitsche Lieder,
    deß rauscht ve Barg ze Tol.
    Denn's gilt ja onnrer Haamit
    in alter deitscher Trei;
    loßt's weit in Land nei klinge,
    deß mer Arzgebirger sei.
    Deitsch on frei wolln mer sei,
    on do bleibn mer aah derbei,
    weil mer Arzgebirger sei!
    usw.
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    Verallgemeinerungen sind Lügen.
    (Gerhard Hauptmann)

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