Vor einem Swatch-Laden in Frankfurt stehen drei Männer in Uniform. In ihren Händen halten sie Plakate, die an Nazi-Deutschland erinnern. Dahinter steckt aber eine Satire-Aktion.



«Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Schweizern!» Solche Parolen, mit schwarzer Schrift auf Plakate geschrieben, verbreiteten heute drei Männer vor einem Swatch-Laden, mitten in Frankfurt. Die Demonstranten stehen – natürlich – auf dem Schweizer Platz, den sie kurzerhand in «Deutscher Platz» umgetauft haben. An einem Galgen baumelt Romanfigur Heidi, daneben ein gezeichnetes Plakat, betitelt mit «Der ewige Schweizer».

Sie sorgen mit ihrer Aufmachung bei den Passanten gehörig für Aufsehen. Kein Wunder: So hetzten vor 80 Jahren die Nationalsozialisten gegen die Juden. Ein Blick.ch-Leser, der den Aufmarsch mitverfolgt hat, schreibt: «Ich war schockiert!»

Aber das Ganze darf nicht ernst genommen werden: Die Hintermänner sind Satiriker der Zeitschrift «Titanic». Titanic-Chefredakteur Leo Fischer erklärt gegenüber Blick.ch: «Wir wollten damit auf die deutschfeindliche Stimmung in der Schweiz aufmerksam machen.»

Schon öfter machte die Zeitschrift mit ähnlich überzeichneten Aktionen auf sich aufmerksam. Beispielsweise als sie das «Züritüütsch» verbieten lassen wollten. Die heutige Aktion richtete sich an die Debatte über die Zuwanderung aus Deutschland, welche SVP-Nationalrätin Natalie Rickli ins Rollen gebracht hatte.

Flyer mit «Wahrheiten» verteilt


Fischer und seine beiden Kollegen – Torsten Gaitzsch und Stephan Rürup – verteilten heute Flyer mit masslos überspitzten Botschaften an die Passanten. «Darauf haben wir unbequeme Wahrheiten über Natalie Rickli und die Schweiz gesammelt – damit die Leute verstehen, mit wem sie es zu tun haben», erklärt Fischer.

Ein Beispiel einer «unbequemen Wahrheit»: «Natalie Rickli hat noch nie in ihrem Leben ordentlich gearbeitet, verdient ihr Geld mit Nummernkontos und Call-In-Sendungen.» Oder: «Frauen dürfen in der Schweiz nicht Motorradfahren oder Feuerwehrmann werden.»

Zusätzlich fordern die Satiriker einen Boykott Schweizer Produkte. Eine Auswahl: «Bündnerfleisch, DJ-Bobo-CDs, Zürcher Geschnetzeltes, Zeitschriften der Ringier-Gruppe, Rivella (enthält Quecksilber und Blei).»

Doch warum die gruslige Aufmachung? «Damit haben wir die Leute provoziert. Hätten wir das in Freizeitbekleidung gemacht, hätte uns niemand zugehört», sagt Leo Fischer. Er fügt an: «Wir machen uns Sorgen um die Schweiz!»

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