Auch schlichte Sachlichkeit benötigt nun mal eine gewisse Menschenbezogenheit, und die ist nach dem Krieg eben vollkommen unter die Räder geraten. Nicht unbedingt beim Eigenheimbau aber beim Schliessen von Baulücken auf den Trümmern des Flächenbombardements und beim Hochziehen neuer Stadtteile auf der grünen Wiese. Nicht die Renommierprojekte gefeierter Architekten gaben hier schließlich den Ton an, sondern das geistlose Mittelmaß einer Architektenkaste, die alles über Bord geworfen hatte, was nur irgendwie an die böse alte Zeit erinnerte. Die Erkenntnis, daß man Architektur kostensparend auf ihre statischen Grundanforderungen reduzieren konnte, hatte mit einem Schlag die ästhetische Ausbildung von Architekten überflüssig gemacht und wer die Beschäftigung mit Legosteinchen in Kindertagen nachweisen konnte, galt fortan als befähigt, die industriuell gefertigten Massenunterkünfte der Moderne und Postmoderne zu entwerfen. Man muß nur einmal einen Blick in Wolf J. Siedlers "Die gemordete Stadt" werfen, um den Untergang der Architektur als Kunstform zu erkennen ...:-(
„Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
*
Elfriede Handrick, SPD Brandenburg
Die Architektur und Monumentalismus deines dritten Reiches und der Sowjetunion war sich aber dafür sehr ähnlich. Dieser stumpfe Monumentalismus, kalte Pseudoästhetik und das Pseudoheroische Getue ist genauso schlimm wie die vielen Versuche der modernen Architektur.
Die Moderne Architektur ist gar nicht mal die moderne Architektur als die Architekten. So etwas wie Hundertwasser fand ich immer schön und ästhetisch, leider sind die meisten Architekten in der Richtung drittklassik und produzieren ein Schuhkarton nach den anderen. Ansonsten wird mir in letzter zuwenig auf Basis von Fachwerk gebaut...
Noch eine Anmerkung zur "gefeierten Architektur". Ich tue mich mit den Produkten von Gehry und Konsorten immer etwas schwer. Diese Stararchitekten können zwar wirklich atemberaubende Gebäude entwerfen, aber es ist völlig egal, wo sie stehen. Sie nehmen keinerlei Bezug auf regionale historische Bautraditionen usw. Ein Guggenheim-Museum kann wirklich überall stehen, selbst auf dem Mond.
So sind auch die teuren Prestige-Objekte am Ende nur ein weiteres Kennzeichen der ubiquitären Beliebigkeit, die uns schon in jedes Land und jedes Dorf die identische IKEA- und McDonalds-Gleichschaltungen gebracht hat.
"Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."
Umberto Eco
Auf dem Mond wäre sowas natürlich ein echter Hingucker :-) Aber hier schließt sich der Kreis zu deinem eingangs angeführten Neubau der Dresdener Synagoge. Und natürlich haben wir es nicht nur mit einer Krise der Architektur zu tun, sondern mit einer Krise des Designs und wenn man ehrlich ist, begann das alles bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit der aufkommenden Massenproduktion. Die muß abgeschafft werden. Handwerk statt Fließband. Wiener Werkstätten für alle statt Möbel-Discounter und Plastikmüll!
„Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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Elfriede Handrick, SPD Brandenburg
„Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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Elfriede Handrick, SPD Brandenburg
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