Publizistin Gertrud Höhler hat ein Buch über Angela Merkel geschrieben. Darin verunglimpft sie die Kanzlerin als Zerstörerin der Demokratie. Merkel wolle "Kanzlerin aller Europäer” werden.

Nur nach einer Wortmeldung hält Gertrud Höhler kurz inne. Ob ihr neues Buch vor einer Wiederwahl Angela Merkels im kommenden Jahr warnen wolle, hatte sich ein Reporter erkundigt. "Das ist eine schwierige Frage", setzte Höhler an, um dann festzustellen, noch warteten an den Wahllokalen ja keine grauen Männer, die die Bürger zur Stimmabgabe begleiten und sie dabei beeinflussen würden.

Noch sind wir nicht so weit. Lange aber wird es wohl nicht mehr dauern, befinden wir uns doch in einer "Übergangsphase". Alles deutet auf eine baldige absolute Herrschaft Angela Merkels, einen allein auf die Bundeskanzlerin und deren "Macht" orientierten deutschen Staat. So in etwa muss man die Weltsicht Gertrud Höhlers wohl verstehen, die sie bei der Vorstellung ihres neuen 295-Seiten-Buches präsentiert.

Dessen Titel zeigt Merkel im Halbprofil, als Scherenschnitt. "Die Patin" lautet der Titel, und genauso differenziert kommt Höhlers Auftritt daher.

Thesenstark langt sie zu

Wer Höhler liest oder zuhört, erfährt von einer Kanzlerin, die "leidenschaftslos und wertneutral" handelt, die CDU, CSU, SPD, FDP, Grüne und Linke zu einer "Quasi-Einheitspartei" geformt hat. "Merkel agiert als politische Heuschrecke", schreibt Höhler, und sie, längst "Kanzlerin aller Parteien", wolle nun "Kanzlerin aller Europäer" werden.

Ob Höhler deshalb, gewissermaßen als Trutz- und Trotzburg, einen Schweizer Verlag für ihr Opus magnum ausgewählt hat? Deren Chef berichtet, das Buch erscheine "nicht zufällig ein Jahr vor der Bundestagswahl" – darauf muss man erst einmal kommen – und werde ein "Spitzentitel des Herbstes".


Gertrud Höhler

Zur Person

Ähnlich thesenstark langt Höhler zu und findet den Grund alles Tuns von Merkel in der DDR. Weil Merkel dort, wie wohl rund 16 Millionen andere Menschen, gelernt habe, zwischen den Zeilen zu lesen, sei sie bis heute "schwer zu entschlüsseln".

Höhler entschlüsselt Merkel auf eine zumindest originelle Weise. Sie beschreibt, wie das Parlament "immer öfter übergangen wird" oder "All-Parteien-Entscheidungen" trifft. Das aber führt sie nicht etwa auf Finanz- oder Schuldenkrise zurück, sondern auf – na, auf wen wohl? – Angela Merkel. Die nämlich breche Gesetze und mache das Recht unsicherer.

"Den Pfad der Demokratie verlassen"

Deutschland sieht Höhler auf dem Weg in eine dritte Diktatur; "Staaten, in denen der Wettbewerb nur vorgetäuscht wird, Nationen, von denen regelmäßig sehr hohe Mehrheiten für die Projekte der Regierung gemeldet werden, nennen wir totalitäre Systeme oder Unrechtsstaaten. Die Regierung Merkel hat den Pfad der Demokratie verlassen."

Nein, den Begriff der Diktatur meidet Höhler auf Nachfragen. In der Sache aber vertritt sie diese These. Als ein Korrespondent wissen will, ob Deutschland aus ihrer Sicht in eine Diktatur münde, worauf eine Übergangsregierung mit Merkel an der Spitze deute, und ob sie mit dem Diktatur-Vergleich nicht den Bogen überspanne, da weist Höhler nichts zurück. Sie sagt bloß: "Wir haben immer mehr Staat und immer weniger Macht des Parlamentes", und mit dem Rettungsschirm ESM herrsche ein "korruptes Begünstigungssystem".

Ob denn die Diktatur-These eine literarische Metapher sei oder eine realpolitische Strukturanalyse, hakt der Moderator nach. "Es ist beides", sagt Höhler, und dazu gebe es "ganz, ganz viele Nachweise".

Weiterzulesen unter:[Links nur für registrierte Nutzer]

*********

Heuschrecke, könnt fast vom mir sein