SICHERHEIT
Zum Plündern freigegeben
Von Ulrich, Andreas
In der Oberlausitz in Sachsen wird so oft eingebrochen wie in kaum einer anderen ländlichen Region Deutschlands. Die Polizei baut Stellen ab, die Bürger verlieren das Vertrauen in den Staat.
Polizeihauptkommissar Michael Lutter betritt den Besprechungsraum der Inspektion Ebersbach an der deutsch-tschechischen Grenze, er wedelt mit einem Zettel. "Heute sind es 15", sagt er, "ein Minibagger ist auch dabei."
Es ist die Liste der gestohlenen Autos, die zur Fahndung ausgeschrieben sind, hauptsächlich Modelle von VW, Škoda und Seat. "Pass auf, dass euch der Bagger nicht überholt", frotzelt ein Kollege. "Lass dir mal 'nen neuen Witz einfallen", antwortet Lutter, zieht die blaue Dienstjacke an und tritt in den Hof. Sein Kollege wartet im VW-Bus, es geht auf Streife.
Lutter und seine Kollegen sind Bundespolizisten, eigentlich sollen sie verhindern, dass Flüchtlinge ohne Pass über die Ostgrenze nach Deutschland kommen. Tatsächlich versuchen sie nun zu verhindern, dass alles Wertvolle über diese Grenze nach Osten verschwindet. In der Oberlausitz, wo Sachsen an Tschechien und Polen grenzt, wird so viel gestohlen wie kaum irgendwo sonst im Land: Autos, Kupfer, Werkzeug, selbst Schuhe aus Hausfluren.