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Zu seinen besten Zeiten war Grundig einer der Grundpfeiler der Deutschland AG, ein Synonym für „Made in Germany“, für Wiederaufbau, für unbändigen Unternehmergeist. Produkte wie der Radiobaukasten „Heinzelmann“, der „Satellit“-Weltempfänger oder das „Super-Color“-Fernsehgerät sorgen noch heute für leuchtende Augen unter Elektronikenthusiasten. Der Konzern beschäftigte in Deutschland an die 40000 Menschen.
Aus „Made in Germany“ wurde „Made in Turkey“Zu seinen schlechtesten Zeiten war Grundig ein Trümmerhaufen wie Deutschland 1945. Das Ende zog sich über Jahrzehnte hin. Schon in den achtziger Jahren litt das Unternehmen wie die gesamte deutsche Unterhaltungselektronikindustrie unter der wachsenden japanischen Konkurrenz. 1989 starb der Gründer. 2003 ging der schon damals massiv verkleinerte Konzern in die Insolvenz und wurde aufgespalten.
Heute versucht Grundig nach einer jahrelangen Durststrecke, die dem Zusammenbruch folgte, wieder an die guten alten Zeiten anzuknüpfen. Wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen. Die Grundig Intermedia GmbH, wie das Unternehmen heute heißt, gehört dem türkischen Koç-Konzern. Mit einem Umsatz von 32 Milliarden Euro und mehr als 80.000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt vereint der größte Industrie- und Handelsmischkonzern der Türkei 9 Prozent des gesamten Exportvolumens des Landes auf sich.
Die Grundig-Dimensionen sind bescheidener. Am fränkischen Stammsitz arbeiten gerade einmal 150 Beschäftigte in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Design, Qualitäts- und Produktmanagement sowie Technik und Kundendienst. Produziert wird hier schon lange nicht mehr: Aus „Made in Germany“ ist „Made in Turkey“ geworden. In Istanbul steht eine Fernseherfabrik, die mit rund 1.500 Mitarbeitern zu den größten Europas gehört.
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Eine Strategie, die aufzugehen scheintUnter anderem präsentiert Grundig die Höhepunkte der Bundesligaspiele im Unterhaltungsprogramm der Lufthansa. „Dank der Partnerschaft mit der Bundesliga sind wir in unserer Kernzielgruppe viel präsenter“, sagt Markenmanager Christian Struck. Der DFL-Geschäftsführer Jörg Daubitzer sekundiert: „Grundig steht weltweit für Qualität und wird überall wiedererkannt. Das passt sehr gut zur Marke Bundesliga.“
Tatsächlich hat der türkische Koç-Konzern seinen Einkauf nicht zu einem Billiganbieter degradiert. Nikolaus spricht einerseits von einer A-Marke mit einem Bekanntheitsgrad von mehr als 90 Prozent, andererseits von Grundig als einer „Marke der Mitte“ - und setzt damit auf ein Segment, das Branchenfachleute schon öfter totgesagt haben. Für Fachhändler will das Unternehmen ein interessanter Hersteller sein, unter anderem durch ein speziell für sie entwickeltes Produktprogramm.
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