Heute vor 199 Jahren erstürmten die Befreiungsarmeen Leipzig und schlugen damit Napoleon gen Westen zurück. Auch wenn Napoleon durch die Unstimmigkeiten im Generalstab (Schwarzenbergsche/Bernadottsche Vorsicht, Alexanders Offensivdrang) nicht eingeschlossen und vernichtet werden konnte, markiert Leipzig die große Wende im Befreiungskrieg: Napoleons Verbündete fallen ab, dieser BRD-ähnliche Rheinbund bröckelt, Napoleon muss den Rhein besetzen - die Völker jubeln: in Deutschland, Italien, Spanien, Russland, wo die Franzosen heftig gewütet haben - endlich ist der Mangel an Lebensmitteln vorbei, die Konskriptionen, die Militärpolizei, die Verschleppung von Deutschen, die Zensur, die wirtsch. Misslage, die Requisitionen u.v.m.!
Die Völkerschlacht war die größte Schlacht der Geschichte bis zum Zeitalter der Millionenheere. Ihre Bedeutung ist daher groß, auch wenn die Medien unseren echten Tag der Befreiung nirgends erwähnt haben.
Denken wir an die vielen Toten, die das Schicksal in die Hand genommen haben, um die Fremden aus Deutschland zu vertreiben, ihr Vaterland zu retten und endlich wieder frei zu werden. Möge ihr Bsp. der dt. Jugend neue Kraft schenken und Vorbild sein.
Für die Interessierten hier ein kleiner Überblick:
Napoleons Disaster in Russland hat nicht zu seinem Ende geführt: Wie ein Wahnsinniger stampfte er ein völlig neues Heer aus dem Boden; er ließ die Oder- und Weichselfestungen als Kordon gegen die nachrückenden Russen besetzen, während er gen Osten zog. Der Zar nahm löblicherweise die Aufgabe auf sich, von Stein beflügelt, dem Knechter der Völker ein Ende zu bereiten. Daraufhin führte der Ungehorsam eines Preußen, Yorck, zu einem Brandfeuer, das dem der Bullenverbrennung durch Martin Luther glich: F W III wechselte die Seiten, Preußen mobilisierte alle Männer, zehntausende Freiwillige strömten zu den Waffen; jeder gab sein Opfer.
Im Frühjahr rückten die Befreier gen Westen und verzeichneten Erfolge; als dann jedoch Napoleon mit seiner großen Armee eintraf, wurden blutige Schlachten geschlagen (Bautzen) und Preußen und Russen erneut gen Osten zurückdrängt; ein Waffenstillstand verschaffte uns den Vorteil der Rüstung und die Intervention Österreichs.
Schwarzenberg, Generalissimus der Österreicher, fasste den Plan, Napoleon auszuweichen - was nicht immer gelang (Lützen) - und seine Marschälle an anderer Stellte zu schlagen; dort, wo Napoleon nicht stand, sollte konzentrisch nachgerückt werden. Ziel war das Einschließen Napoleons: Die Völkerschlacht war geboren. Nachdem Napoleons Marschälle kläglich versagten (Katzbach, Dennewitz), Napoleon aber selbstsicher glaubte, die Koallition greife ihn nicht an, entwich er nicht der Schlinge: Am 13.10. sammelte er seine Männer (ca. 200.000), ein durch Zwang zusammengeführtes Vielvölkergemisch, bei Leipzig, die Schlacht zu empfangen. Ein fataler Irrtum: Sukzessiv strömten bis zum 19.10. ca. 400.000 Soldaten ein - Preußen, Österreicher, Russen, Schweden.
16.10.: Die Schlacht begann im Süden bei Wachau, wo aber durch den Einsatz der jungen Garde kein Erfolg errungen werden konnte. Alle versuche, Napoleons Rückzugswege abzuschneiden, scheiterten. Im Norden dagegen begann Blücher seine Offensive und drängte gegen Möckern. Ernst Moritz Arndt bemerkte, dass ebendort Russen und Polen sich heftig und erbittert wie nie zuvor bekämpften. Legendär sind auch die Brandenburger Uhlanen, die mehrere Regimenter in Karrees sprengten und zurückdrängten.
Die Uhlanen sicherten Blücher den Tagessieg im Norden.
17.10.: Am zweiten Tag kommen die Koallitionsverstärkungen an: Bennigsen trifft ein, Blücher nimmt Gohlis ein und die russ. Kosacken drängen im Norden die fr. Kav. zurück. Napoleon zieht sich auf die nähere Umgebung Leipzigs zurück.
18.10. - der Tag der Entscheidung: Die Koallition beginnt eine große, massive Generaloffensive von allen Seiten - an der Pleiße zerbrechen die fr. Linien, in Probstheida wird erbittert gekämpft. Im Norden stößt Blücher mit gewaltiger Streitmacht gegen die Fr. - bei Schönefeld fand das Bombardement der größten Art.-Batt. der Napoleonischen Kriege statt; neben dem größten Kav.-Angriff ist diese Schlacht eine Schlacht der Superlative.
Die Freiheit keimt auf: Während Bernadotte noch von Osten heranrückt, beziehen die Franzosen um Paunsdorf Stellung. Reynier, der ein dt.-fr. Korps führt, stellt die Sachsen vorn auf. Die Sachsen sehen die Preußen heranrücken und beginnen, nach vorheriger Absprache, im Laufschritt auf sie loszustürmen. Ein fr. Offizier hält das für blinden Eifer und will sie in die Formation zurückrufen, doch als er das tut, geschieht das Unglaubliche: Die Sachsen drehen sich um, und feuern auf die Franzosen. Ihnen folgen noch die Württemberger Reiter. Ein klares Signal an alle Deutschen, von Napoleon abzufallen! Der sächsische "König" von Napoleons Gnaden jedoch ließ noch auf sich warten, wie Friederich Wilhelm III. lakonisch bemerken sollte.
In den schlimmsten Zeiten gibt es die meisten Beförderungen: Noch am selben Tage befördert Napoleon den Polenprinz zum fr. Marschall, wohl wissend, dass die Niederlage nicht mehr abwendbar ist und die Loyalität der Polen aufrecht erhalten werden muss, deren Leistung am 18.10. außerordentlich war.
Der Tag der Entscheidung brachte jedoch keinen taktischen Sieg. Robert Wilson, der die Schlacht für die Briten kommissorisch beschrieb, führte an:
"In spite of the defection of the Saxon army in the middle of the battle, in spite of the ardent and persevering courage of the allied troops, they could not carry a single one of the villages which the French proposed to hold as vital to their position. The action was closed by night, leaving to the French, and especially to the defenders of Probstheida, the glory of having inspired a generous envy in their enemies."
19.10. - die Erstürmung Leipzigs: Eine neue Koallitionsoffensive begann; Napoleon jedoch hatte den Rückzug beschlossen, der nur über das Nadelöhr der Elsterbrücke abgewickelt werden konnte. Nun wird Leipzig bestürmt, während sich auf der Elsterbrücke die Beresina 1812 wiederholt. Der unzureichend organisierte Rückzug ermöglichte es, das Hallische und Grimmasche Tor zu stürmen. Nun strömte die gesamte fr. Armee auf die Brücke.
Das Ende: Während die Schlacht in Leipzig tobte, wagte Poniatowsky die letzte Verteidigung; nach Sprengung der Elsterbrücke brach die Verteidigung zusammen, und jeder versuchte, durch den Fluss zu gelangen - der tags zuvor zum Marschall ernannte Pole kam dabei um.
In Leipzig ziehen die Monarchen und Generäle feierlich ein. Jubel überall.
Napoleon hat in Leipzig durch Verluste, Desertion, Zurücklassung, Verwundung und Überlaufen nahezu 70.000-80.000 Mann, die Koallition 52.000 Mann verloren. Von den ca. 130.000-150.000 Mann, die er über den Fluss setzen konnte, erreichten nur 60.000-70.000 den Rhein. Napoleon war geschlagen und musste Deutschland in die Freiheit entlassen.