Spekulationen zur westlichen Intervention in Libyen 2011
Ging es beim Sturz Gaddafis um das Finanzsystem?
Neue Hinweise legen nahe, dass die Sorge vor einer libyschen Goldstandard-Währung und einer eigenen Zentralbank ausschlaggebend für die westliche Militärintervention in Libyen war.
Muammar al-Gaddafi. 2009. Foto: Jesse B. Awalt / Wikimedia Commons / Public Domain Veröffentlicht: 19.01.2016 - 08:05 Uhr | von Institut für Strategische Studien Berlin (ISSB e.V.)
Die Kontrolle des Finanzsystems und der globalen Ressourceninfrastruktur sind die Grundpfeiler der Geopolitik. Alle Staatsregierungen sind sich darüber im Klaren, dass sie nur dann ihre Wirtschaft und somit das gesellschaftliche Leben in ihrem Lande aufrecht erhalten können, wenn der Geld- und Warenfluss sowie die Versorgung mit Energie und Rohstoffen sichergestellt sind. Von Ressourcenzugängen abgeschnürt zu sein oder die Kontrolle über die Wertigkeit der eigenen Währung zu verlieren, kann eine Volkswirtschaft zu Fall bringen….
Ein weiterer Sorgenpunkt des Westens, so Rainer Rupp, waren Gaddafis Pläne einer libyschen Zentralbank. Alle Importe und Exporte, insbesondere der Ölexport aus Libyen, hätten über die von der neuen libyschen Zentralbank gestellte Währung des Golddinars abgewickelt werden müssen.
Insbesondere Frankreich hatte zuvor von der Finanzabhängigkeit zahlreicher Nord- und westafrikanischer Länder profitiert, die kein funktionierendes Zentralbanksystem hatten und indirekt von der Finanzpolitik der französischen Nationalbank abhängig waren….
Frankreichs Interesse am Sturz von Muammar el-Gaddafi
In einem weiteren Artikel in der „Jungen Welt“ beschreibt Rainer Rupp neue Hinweise auf die wirkliche Motivation des Westens, in Libyen zu intervenieren. Die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton war wegen der E-Mail-Affäre – sie hatte als Außenministerin illegal Dienst-E-Mails über ihre private Adresse laufen lassen – gezwungen, die Nachrichten an die Öffentlichkeit zu geben. In der Silvesternacht wurden die E-Mails publik gemacht.
Eine E-Mail des Clinton-Vertrauten Sidney Blumenthal gibt Informationen darüber preis, wie Gaddafi mehr als 143 Tonnen Goldreserven in Libyen zur Verfügung gehabt haben soll. Der Zweck, so heißt es sinngemäß, sei gewesen, diese Reserven als Grundlage für die Einführung einer goldgedeckten Währung zu nutzen.
Mit dem libyschen Golddinar sollten die afrikanischen Staaten eine Alternative zum französischen Franc erhalten. Dies sei die Hauptmotivation der Franzosen gewesen, auf ein militärisches Eingreifen in Libyen zu drängen. Weiterhin soll Blumenthal an Clinton geschrieben haben, dass die französischen Geheimdienste diesen Plan entdeckt haben sollen. Frankreich war daher um seine Hegemoniestellung im nord- und westafrikanischen Raum besorgt sowie um den Einfluss auf die libysche Ölproduktion.
Hätte Gaddafi seine Pläne verwirklicht, hätte Libyen Frankreichs Führungsrolle in Afrika streitig gemacht. ….
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