Zitat von
Dornröschen
Millionen Menschen suchen heutzutage online einen Partner. Können sie glücklich werden? Arne Kahlke, einst Chef von Parship und Elitepartner, ist sich nicht sicher. Ein Interview von [Links nur für registrierte Nutzer]
28. April 2016, 12:39 Uhr
Das Netz hat die Liebe befreit. Noch nie konnten wir aus einer so großen Zahl potenzieller Partner wählen, auf Wunsch gefiltert nicht nur nach Alter und Größe, sondern auch nach Lieblingssex und Lieblingsfilm. Noch nie gab es so viele Singles, und 2,5 Millionen Alleinstehende suchen in Deutschland online einen Partner. Was wissen wir nach zwei Jahrzehnten digitaler Beziehungsanbahnung? Wen suchen die Millionen? Werden sie glücklich mit denen, die sie im Netz finden? Ein Gespräch über Beziehungen in Zeiten des Internets mit einem der führenden Experten: dem Elitepartner-Gründer und langjährigen Parship-Chef Arne Kahlke.
Zitate
Kahlke: Maximale Freiheit und maximale Optimierung führen nicht zu maximalem Glück. Wer seine Beziehung nach dem Baukastenprinzip konstruiert, bekommt nur das, was er will – aber nicht unbedingt das, was er braucht.
Kahlke: Wir sollten bei den meisten Zahlenkriterien locker lassen, selbst bei Alter, Größe und Gewicht. Es ist viel wichtiger, dass man eine ähnliche Einstellung hat und aus einem ähnlichen sozialen Umfeld mit ähnlichen Grundwerten kommt. Das zeigten unsere Langzeitstudien.
Die Persönlichkeitstests, die bei manchen Angeboten der eigentlichen Vermittlung vorausgehen, zeigen zudem, dass die Menschen ein verschobenes Bild von sich haben. Viele meinen, sie seien ganz anders, als die Tests ergeben.
Und sie wissen oft nicht, was gut für sie ist: Wir haben etwa Menschen mit dem stark ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmal Dominanz eher solche vorgeschlagen, die weniger dominant waren. Auf der Straße finden sich zwei dominante Menschen zwar attraktiv. Gerade sexuell kann sich Dominanz kurzfristig sehr anziehen. Aber solche Beziehungen sind häufig nach zwei oder drei Jahren kaputt.
Mit der großen Liebe verbinden wir heute gemeinhin große Affekte, das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch. Das Gelingen einer langfristigen Beziehung erfordert aber so viel mehr. Dazu gehört auch, gemeinsam Höhen und Tiefen durchzustehen. Wohnungssuche, Nachwuchs – jede gemeisterte Krise kann die Liebe stärken.
Gebildete Frauen werden in Zukunft immer seltener einen gleichwertigen Partner finden: Es gibt immer mehr Hochschulabsolventinnen als -absolventen.
Kahlke: Frauen versuchen noch stärker als Männer, zu optimieren, den perfekten Partner zu bekommen. Seit etwa zehn Jahren haben wir nun auch noch mehr Uni-Absolventinnen als -Absolventen.
Eine größere Menge gebildeter Frauen sucht also mindestens genauso gebildete Männer, die immer seltener werden. Und nicht alle gebildeten Männer suchen gebildete Frauen, sondern oft auch attraktive Frauen mit weniger Bildung. Kurzum: Die Ressource "gebildeter Mann" wird knapp.
Kahlke: Bildung ist tatsächlich das Hauptattribut, das der Mann mitbringen sollte. Es ist das Hauptelement der Attraktivität, und nicht äußerliche Merkmale.
ZEITmagazin ONLINE: Für Männer scheint das Aussehen von Frauen weiter entscheidend. OKCupid-Daten zeigen, dass Frauen, die sehr attraktiv sind, um Größenordnungen mehr Kontaktanfragen bekommen, bei schönen Männern ist dieser Effekt längst nicht so ausgeprägt. (Siehe Grafik.) Gibt es Frauen, die online praktisch überrannt werden und davor dann zurückschrecken?
So finden Männer überwiegend 20-jährige Frauen attraktiv – egal, ob sie selbst 20, 40 oder 60 sind. Frauen hingegen finden Männer attraktiv, die ungefähr in ihrem Alter sind. (
Frauen sagen heute, es ist interessant für mich, einen Partner zu haben, der auf meinem Niveau oder darüber ist. Muskeln sind nicht mehr wichtig, aber dafür eben die Bildung, weil sie Status und Erfolg und damit ein besseres Leben verspricht.
ZEITmagazin ONLINE: Sie haben mehr als ein Jahrzehnt beobachtet, wie Menschen zusammenkommen. Was haben Sie für Ihre Beziehung daraus gelernt?
Kahlke: Dass es nie besser wird, es wird immer nur anders.
[Links nur für registrierte Nutzer]