Zitat von
realsniper
Oh man, man weiß net ob man lachen oder weinen soll. Ich schreib direkt in Deinen Beitrag rein in FETT:
Weil das direkt da drunter kommt, geh ich die Punkte Rückwärts durch, dann:
IV. Dieses angebliche Telegramm ist nicht belegt. Das könntest Du Dir beim kacken ausgedacht haben. Siehst Du den Unterschied zwischen meinen Quellengaben (Unverschuldet?-Thread) und Deinen (die gar net da sind). Da muss also noch zu, woher Du das zitierst (angeblich), und das KANN NIEMALS INTERNET sein - das gilt für alle Wissenschaften.
III. Ich werde nun gleich erneut das ganze in den Unverschuldet?-Thread übertragen, wenn Du darüber reden WILLSt, dann dort, weil ich die Quellen, die eher dorthin passen (und dort schon zahlreich sind), möglichst in dem Thread konzentrieren will, statt sie hier und anderswo zu verteilen in Häppchen. Daher nur zur Info: Wenn Du mir HIER antwortest, führst Du Selbstgespräche, außer wir reden hier wieder um die Rezeption der englischen Forschung bezüglich des Krieges (siehe Ausgangsthema). Wenn es um Kriegsschuldgeschichten und Zeug geht, dann hier (weil da die Quellen sind):
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II. Es ist komisch dass Du hier mucken willst und Dinge einfach behauptest OHNE SIE ZU BELEGEN, aber kein einziges Wort darüber verlierst, was sich aus den dt. Quellen (siehe meine Antwort gestern im anderen Thread) von selbst ergibt. Ich ersetze das 3. Wort in diesem Absatz ("Komisch") lieber durch das Wort "auffällig"...
Aber wie gesagt, ich wart ja dann auf die Belege von Dir (wir ja net solange dauern denk ich, Du hast das ja erst gestern behauptet, also musstets Du noch gestern die Sicherheit gehabt haben, dass stimmt, was Du sagst. Dazu wiederum musste ja gestern noch gewusste haben, worauf Du Deine Meinung stützt - und hier wären wir dann bei den Belegen. Danke fürs nachreichen dann...). Der wichtige Aspekt ist die NAchvollziehbarkeit, das sind Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens (und seit das Mittelalter vorbei ist wird Wahrheit über die Ergebnisse dieser Arbeit definiert - und zwar von wissenschaftlich sauber rational-logischer trockener Arbeit). Alle meine Quellen kannste nachvollziehen, Du kannst selbst prüfen, dass ich nix erfinde - so funktioniert das, daher komm hier net mit Internetlinks um die Ecke oder mit Büchern von 1950...
I. Zu meiner Behauptung, dass wir ja net wollten, und sie sich dann eben Frankreich zuwandten, kurz noch bissle Fundierung (das ist das letzte mal hier, das kopiere ich gleich alles rüber in den anderen Thread und dort bleibt es dann):
1900 hätten wir mit denen ne Einigung easy erzielen können im Zuge des Boxerkriegs. Während wir fürchteten dass "England sein derzeitiges maritimes Übergewicht mißbrauchen könnte, um den Jangtse formell in die englische Machtshäre zu ziehen" (Vgl. dazu: GPEK (=Von Lepsius, Johannes, u.a. (Hg), Die Große Politik der Europäischen Kabinette, 1871-1914. Sammlung der Diplomatischen Akten des Auswärtigen Amtes, Berlin 1924ff.), Bd 16, Dok. 4741: Telegramm Bülow an Mumm, 12.10.1900.), nahmen die Briten ein Angebot des Kaisers an. Dieses Angebot sicherte die "Gleichbereichtigung des Handels aller im Jangtse" (Vgl dazu: GPEK, Bd 16, Dok. 4712: Wilhelm II. an das AA, 22.8.1900.) - die Briten verzichteten hier eindeutig auf Eigenvorteil zugunsten dt. Beteiligung. "Neid" sieht anders aus, als am 16. Oktober ein solches Abkommen zur Erhaltung des status quo mit Grundsatz der Handelsfreiheit in China zu unterschreiben. Und was tun wir im gegenzug - freuen uns net über die Beteiligung, sondern darüber, dass so "England dadurch verhindert wird, sich an strategischen Punkten [dort, im Jangtsetal] festzusetzen" (Vgl. dazu: GPEK, Bd 16, Dok. 4766: Bülow an Diederichs, 23.11.1900.) - also ne völlig andere Absicht dahinter als irgendwelche Handelsgleichbereichtigung. Und net vergessen - die Briten gingen auf dieses Abkommen FREIWILLIG ein.
Die dt. Initiative auf London zuzugehen ist da eher gering. Ernstgemeinte Bündnisangebote Großbritanniens schlug Bülow mehrfach aus, behauptete sogar wörtlich, auf diese Weise "zu Weltmacht, Größe und ewigem Ruhm [zu kommen]" (Vgl. dazu: Bülow an Wilhelm II, 25.2.1899 - Zitiert nach: Winzen, Peter, Bernhard Fürst von Bülow. Deutsche Politik, Bonn 1992, S. 35.). Anhand einer Notiz von ihm auf einem Zettel lässt sich nachweisen, wie er die deutsche Politik bezüglich Englands zu leiten verstand: "England mit mir wie Rußland mit Bismarck: Ich mußte England entgegentreten, um uns Platz an der Sonne zu verschaffen" (Vgl dazu: BAK, Nachlass Bülow 153, Nr. 230: Zettelnotiz von Bülow, ohne Datum (vor 1912).). Sowas zeigt sich eben auch daran, dass er konstant englische Bündinsangebote ausschlug, wie zB auch 1898. Damals schlugen die Briten ein Defensivbündnis (im Stile der Entente 1904, genau sowas) vor, für Beistand beim Angriff einer dritten Macht. Und obwohl selbst der Kaiser dieses Angebot als "eine ganz akzeptable Basis für weitere eingehende Verhandlungen" ansah (Vgl dazu: GPEK, Bd 14 (i), Dok. 3865: Aufzeichnungen Wilhelms II., 22.8.1898.), wurde es von der dt. Regierung abgeleht, Bülow unterbrach sogar seinen Urlaub in Österreich und eilte nach Berlin um den Kaiser persönlich "gegenüber allen englischen Versuchungen" abzuschirmen (Vgl dazu: GPEK, Bd 14 (i), Dok. 3867: Telegramm Bülow an Wilhelm II., 24.8.1898.).
Und 1901 wurden Vorschläge Londons zu einer Tripleallianz DR-GB-ÖU durch Bülow erstickt mit dümlichem Verhalten bzw. diplomatischen Zügen. Und als die Briten dann erklärten diese Politik fortan net weiter verfolgen zu wollen ("wenn Ihr net wollt, dann eben net"), machte Bülow net etwa Stunk und/oder sensibilisierte Kaiser und Regierung darauf, diese letzte Chance zu nutzen. Nein, mit Genugtuung (die ich ihm nur unterstellen kann) schrieb er dann noch handschriftlich unter die Aufzeichnungen Mühlbergs, in welchen der Unterstaatsekretär den Entschluss der Briten zur Kenntnis nimmt, mit dem Eintrag (kein Witz!): "R.I.P" (Vgl dazu: PA³ (= Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin), Abt. Deutschland 147, geh. Bd. 3: Aufzeichnungen Mühlbergs, 27.12.1901.).
Und davon gibts mehr, ich führ das nur exemplarisch auf. Eindeutig belegt werden kann, dass die Briten vor den Franzosen zu uns kamen, aber unsere Regierung ablehnte. Meinste die bleiben dann für immer vor der Tür stehen statt zu sagen: ok, f#*k you, dann gehen wa halt nach Paris. Und - wie von Zauberhand - 1904...
Aber gehen wir ruhig näher an den Kriegsausbruch - Julikrise: Grey bemerkte, dass Serbien Wien "in einem Umfange entgegengekommen sei, wie er es niemals für möglich gehalten habe" (Vgl. dazu: DDK (= das ist auch ne Quelledition, vollständiger Titel im Unverschuldet-Thread), Bd 1, S. 250, Dok. 258.), worauf er Russland mäßigte und dasselbe von Berlin in bezug auf Wien erwartete. Die deutsch-britischen Beziehungen hingen für ihn davon ab, gemeinsam den Krieg zu verhindern (warum Berlin das nicht machen konnte war der Wille zum Krieg als Katalysator für die Hegemonialpläne, siehe Unverschuldet?-Thread). Dieses Telegramm wurde an den Kaiser weitergereicht, worauf dieser am Folgetag statt Wien zu mäßigen ihm lieber den Rat erteilte, Österreich täte gut daran, weil die Serben ja "Orientalen, daher verlogen, falsch und Meister im Verschleppen" wären, Belgrad sogar als "Fauspfand für die Erzwingung und Durchführung der Versprechen [zu besetzten], bis thatsächlich [sic!] die petita durchgeführt sind" (Vgl dazu: DDK, Bd 2, S. 18, Dok. 293.). Mäßigung geht anders, wir haben Wien im hier exemplarischen Fall konkret vorgeschlagen, Belgrad zu besetzten, also zur militärischen Aktion überzugehen. Und dazu gibt es unzählige Belege (zum "pushen" seitens Berlins, warum ist klar - siehe Hegemonialpläne).
Die Briten hatte einen anderen Zugang zu den Zusammenhängen, die sich damals offenbarten. Ihre Sicht war auch die, die sich in den Worten Sasonows an den britischen Botschafter, vom selbigen niedergeschrieben, zeigen lässt (deutsch übersetzt): "[Wenn] wir [GB] uns fest mit Frankreich und Rußland verbünden würden, würde es keinen krieg geben. Wenn wir sie jetzt im Stich ließen, würden Ströme von Blut fließen, und wir würden am Schluß hineingezogen" (Vgl. dazu: BDOW (= Komplette Angabe ebenfalls im anderen Thread, das sind Brit. Doc. on the Orig. of the War), Bd 11, 1, S. 152, Dok. 125.). Die Motivation GBs für ihre Entscheidung ist also ohnehin schon nicht vom Gedanken gegen Deutschland gerichtet (obwohl sie das sein könnte wegen der Hegemonialsache), sondern eben von der Eindämmung einer Eskalation. An seinen Botschafter in Paris schrieb Grey er glaube die (original Worte, dt. übersetzt) "französische Regierung hätte nichts einzuwenden, daß wir uns zur Neutralität verpflichteten, solange deutsches Heer sich an Grenze defensiv verhält" (Vgl dazu: BDOW, Bd 11, 2, S. 386, Dok. 419.). Und selbst als der Krieg am Balkan begonnen hatte, gaben die Briten uns noch die eine Chance, gemeint ist hier, dass sie am 28. Juli ihren Botschafter in Belgien mitteilen ließen, dass ihre Regierung (woriginal Worte, in dt. übersetzt) "beschlossen habe, sich mit ihrem Machtmitteln bis aufs äußerste zu verteidigen, falls die Integrität oder Neutralität Belgiens von irgendeiner Seite angegriffen werden sollte" (Vgl. dazu: BDOW, Bd 11, 2, S. 253, Dok. 243.). Dh das alt für beide Sieten (auch Frankreich) und war unser letztes Hintertürchen GBs Eintriff gegen uns zu vermeiden. haben wa bekanntlich net genutzt, seis drum. Fakt ist nur, die britische Politik der Jahre vor dem Krieg, und erst recht (!) in der Julikrise, zeugen von allem andern als "Neid" (omg) oder überhaupt aggressiver Politik vs. Berlin (gemessen an der Relation zur Politik aller anderen inkl. Berlins).
Und auch das kann man noch x-fach belegen, das hier sind ja nur exemplarische Bsp, das erste, auf was ich gekommen bin (zudem bin ich hier net im Büro oder Uni, sondern eben zu Hause, da sind die Mittel eh eingeschränkt. Wenn man dahingehend recherchiert, sieht man erst, wie viel es dazu gibt und wie sehr es in der Summe von ebd. Darstellung oben zeugt). Fakt ist, dass die Briten "cool" blieben während ihre vitalsten Interessen extrem tangiert wurden (siehe oben, Weltanteil eines Staates - in meiner letzten Antwort sagte ich das schon glaub ich). Aus ihrer Sicht hätte ich übrigens net anders entscheiden können, weshalb ich mit den (dt. übersetzten) Worten von Sir Crowes schließe: "Die Theorie, dass England sich auf einen großen Krieg nicht einlassen darf, bedeutet seine Abdankung als unabhängiger Staat" (Vgl dazu: BDOW, Bd 11, 2, S. 352, Dok. 369.) - denn genau so sah es aus. Im europäischen Gefeclht damals gibt es keinen solo-run, ohne das andere davon betroffen sind. Und eine Verschiebung des Gleichgewichts (wie von uns nunmal NACHWEISLICH beabsichtigt und aktiv betrieben worden war) ist besonders für die Briten eine direkte Bedrohung vitaler Interessen. Das ist aber eigentlich lehrbuchinhalt zum Spätimperialismus, aber nun gut, lassen wa dat...
Im Unverschuldet?-Thread finden sich (wie gesagt) weitere Aspekte mit Quellen, aber es gibt (wie auch gesagt) viel mehr um die brit. Position zu Berlin richtig zu beleuchten. ZB unser Verhalten im Burenkrieg, oder unser Stressmachen in Marokko. Schlussendlich ist für UNS dann das schwerwiegenste, dass wir (auch dazu nannte ich Belege/Quellen, siehe Unverschuldet?-Thread) seit der zweiten Marokko-Krise - SPÄTESTENS SEIT DA - konstant aktiv auf den "Entscheidungskampf" hingearbeitet. Das kann ich alles easy belegen, werde dies auch wahrscheinlich exemplarisch machen im anderen Thread dann.
Wichtig ist nur - WENN DU etwas behauptest, wird es dadurch net Realität. Ich hingegen behaupte nichts, ich lasse nur die Quellen selbst sprechen. Und nur so nähert man sich wissenschaftliche (also fundiert) der Geschichte.
Wie gesagt, ich kopiere den Teil wieder rüber, HIER führe ich keine Quellen mehr an, wenn Du also noch was zu sagen hast DAZU, dann mach das drüben (siehe link oben).
MfG
Sniper