....Die einzigen Personen, die dem polnischen Terror entgegenwirken konnten waren in den Freikorps u.a. Organisationen zu suchen. So gründeten Teile der III. Marinebrigade u.a. mit finanzieller Unterstützung durch das Generalkommnado VI eine sog. Spezialpolizei (Führer Heinz Hauenstein), deren Aufgabe einerseits Informationsbeschaffung und Waffenschmuggel war, zum anderen aber auch der "Krieg im Dunkeln gegen die unsichtbaren Insurgenten-Stoßtrupps". Diese "Stadtguerilla" bekämpfte den Terror mit Gegenterror und vermittelten den deutschen Oberschlesiern das Gefühl, nicht mehr vollkommen allein zu stehen.
Das am 20.März abgehaltene Plebiszit brachte schließlich eine Mehrheit von 60% für den Verbleib bei Deutschland, wobei sich die deutschen Schwerpunkte eindeutig auf den Norden und Westen konzentrierten, die polnischen auf den Osten und Südwesten des Abstimmungsgebietes. Die Folge dieses Ergebnisses waren erneute polnische Gewaltakte gegen die deutsche Bevölkerung, gegen die London offiziell in Warschau Protest einlegte. Innerhalb der IAK konnte man sich nicht über das oberschlesische Problem bzw. eine Demarkationslinie einigen. Die deutsche Regierung, ohnehin machtlos, forderte ganz Oberschlesien und verwies auf das Abstimmungsergebnis.
Inmitten dieser Verwirrung, am 3.Mai 1921, brach der 3. Polnische Aufstand aus, wiederum gut vorbereitet und organisiert. Von regulären polnischen Verbänden unterstützt, befand sich bereits am Abend des 5.Mai das gesamte Industriegebiet in polnischer Hand.
Während die Regierung in Berlin in einer Reihe von Protestnoten an die Alliierten darum ersuchte, entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten und der Reichswehr die Hände gebunden waren, begann ein massenhafter Zustrom von Freiwilligen aus dem gesamten Reichsgebiet, aus Österreich und Südtirol nach Oberschlesien.
Neben den Angehörigen verschiedener Freikorps wie Oberland, Roßbach, Hubertus und Arnim organisierte sich auch der Selbstschutz Oberschlesien (S.S.-O.S.). Die militärische Leitung des S.S.-O.S. übernahm General Hoefer, der die ursprünglich in drei Gruppen unterteilte Front in Gruppe Nord und Gruppe Süd gliederte. Mitte Mai standen die Einheiten des Selbstschutzes wie die Bataillone Eberhardt, Hindenburg, Guttentag, Wasserkante, Heydebreck, Haßfurther im Norden; im Bereich des Annaberges standen die drei Oberland-Bataillone mit der Sturmkompanie v. Eicke, die Bataillone Gogolin, Heinz (Hauenstein), Oderschutz, Marienburg, May, Bergerhoff, Winkler (beide Detachement v. Chappius) sowie Graf Strachwitz. Im Süden waren Bataillone wie Ehrenfeucht, v.d. Decken und Kosch disloziert.
In der komplizierten Lage, in der Hoefer sich befand, rang er sich schließlich dazu durch, einem begrenzten Angriff der Gruppe Süd auf den Annaberg zuzustimmen. Trotz der Vielzahl der am Annaberg stehenden Einheiten überstieg deren Stärke kaum 3.000 Mann. In den frühen Morgenstunden des 21. Mai begann deren Angriff, der zum Mythos werden sollte. Am Mittag des selben Tages war der Annaberg, das "Nationalheiligtum des oberschlesischen Landes", in deutscher Hand. Die polnische Gegenoffensive von 23. Mai konnte in verbissenen Kämpfen abgewehrt werden, so daß die Deutschen Herr der Lage blieben.
Der Freudentaumel der Eroberer machte jedoch breiter Ernüchterung und Enttäuschung Platz, als am folgenden Tag bekannt wurde, daß Reichspräsident Ebert eine Verordnung erlassen hatte, nach welcher es unter Androhung von Gefängnis- oder Geldstrafe verboten wurde, Freiwilligenverbände aufzustellen bzw. ihnen anzugehören.
Ähnlich der Entwicklung im Baltikum kämpften die Freikorps auch in Oberschlesien, abgeschnitten vom Nachschub, weiter; freilich erneut auf verlorenem Posten. Hoefer trug der hoffnungslosen Gesamtsituation Rechnung, indem er, als sich IAK-Truppen zwischen die Fronten schoben, Feuereinstellung anordnete. Ein von Deutschen gebildetes ‚Politisches Direktorium von Oberschlesien' nahm mit der IAK Verhandlungen auf, in deren Verlauf man eine Einigung erzielen konnte. Nachdem sich die polnischen Aufständischen am 20.Juni aus Ratibor zurückgezogen hatten, befahl Hoefer die Räumung des Annaberges. Mit Unterbrechungen war die Abstimmungszone bis zum 5.Juli 1921 frei und der dritte Polnische Aufstand beendet.
Unterdessen war die Frage der Aufteilung Oberschlesiens ebenso ungeklärt geblieben wie vor den Kämpfen. Die Alliierten sahen sich außerstande eine Einigung herbeizuführen. Insbesondere konnten die von Frankreich und England vorgeschlagenen Linien nicht zur Deckung gebracht werden. Auch der Vorschlag des italienischen Außenministers Graf Sforza, nach welchem das Industriegebiet geteilt werden sollte, hatte keinen Erfolg. Letztlich blieb nur noch der Völkerbund, um das Problem zu lösen. Dieser ernannte am 1.September 1921 eine Kommission, die ihrerseits zwei Sachverständige bestellte. Der Schiedsspruch der Kommission entsprach bis auf geringe Abweichungen dem Vorschlag Sforzas und entsprach ungefähr den Frontlinien, welche Freikorps und S.S.-O.S. zuletzt besetzt hatten. (..)