Wenn man in Debatten mit Kollegen soweit gekommen ist, folgt unausweichlich das Argument: Das Gehirn lebt ausschließlich vom Zucker. Ist unbedingt auf Zucker angewiesen. So etwa 120 - 150 g am Tag. Stimmt. Nur haben wir uns schon so sehr an ein "falsches" Leben gewöhnt, ein Leben mit Mehl und Zucker, dass wir von Ketonkörpern nichts mehr wissen. Dass das Gehirn sich sehr wohl auch von diesen Stoffen, nämlich Abbauprodukten des Fettstoffwechsels ernähren kann. Zu 80 Prozent. Bleibt also nur noch eine Minimenge unbedingt notwendigen Zuckers für das Gehirn. Und genau diese Minimenge stellt der Körper mit Leichtigkeit aus Eiweiß und Fett her.
Anders nämlich hätten die Menschen Eiszeiten oder lange Hungersnöte auch nicht überlebt. Und für den letzten Ungläubigen: Das ist längst klinisch untersucht und dokumentiert. Hatte ich Ihnen ja vor Jahren schon einmal berichtet: 1929 wurden zwei Polarforscher ein Jahr lang im Bellevue-Hospital in New York interniert. Eingeschlossen. Und ein Jahr lang absolut nur von Fleisch ernährt.
Bei dieser reinen Fleisch-/Fettdiät (100-140 g Eiweiß, Rest Fett) zeigten beide Versuchspersonen über 12 Monate keinerlei Anzeichen von Mangelerscheinungen, Leistungseinbußen oder gesundheitlichen Problemen. Im Gegenteil (JAMA 1929; 93(1):20-22).
Schon damals wollte das niemand glauben. Obwohl es doch jeder Eskimo seit Jahrtausenden vormacht. Ausländische Professoren hatten sich damals in New York versammelt und haben wochenlang ausgeharrt in Erwartung eines frühen Todes der zwei Versuchspersonen. Nun ja...
Wenn der Mensch Kohlenhydrate essen müsste, wären wir längst ausgestorben. Warum? Denken Sie einmal drei Minuten über die Tatsache nach, dass Kohlenhydrate über eine Million Jahre ausschließlich in Wurzeln (und im Winter? im steinharten Boden?) oder in Beeren (und im Frühjahr? Im Winter?) von der Natur zur Verfügung gestellt wurden. Etwas sehr Rares war.
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