KÖTHEN/MZ. Muslimische Studenten an der Hochschule Anhalt in Köthen beten vor dem Wohnheim in der Philipp-Semmelweis-Straße bei Schnee und Eis im Freien. Das ist zu sehen auf einem Foto, das ein Nutzer namens Jaf Ashraf der MZ-Redaktion per Facebook geschickt hat. Er hatte es in dem Netzwerk online gestellt mit dem Kommentar: "Es ist traurig zu sehen, dass viele Studenten der Hochschule Anhalt draußen stehen müssen, egal wie die Wetterbedingungen sind nur um das Gebet zu verrichten".

Der Besuch während des Gebets am frühen Freitagnachmittag bestätigt jenes Bild zum Teil. Etwa 40 junge Männer sitzen auf dem Boden im Durchgang, der beide Häuser des Wohnheims verbindet, und folgen den Ausführungen des Vorbeters. "Das ist eine Ausnahme", ruft einer der Studenten, die nach dem Gebet aus dem Gebäude kommen. Es sei ihnen vom Studentenwerk nicht erlaubt, diesen Raum zu nutzen. "Bis zum Herbst haben wir draußen das Gebet verrichtet", erzählen die Studenten. Wegen der Kälte nutzen sie nun den Flur, der für die Studenten frei zugänglich sei.

"Zehn Jahre hatten wir hier ein Kulturzentrum für die muslimischen Studenten", schildert ein Student, der nicht namentlich genannte werden möchte. Es sei ein offener Raum gewesen, eine Anlaufstelle für Neuankömmlinge, die in ihrer eigenen Sprache Beratung und Unterstützung erhielten, betont der junge Mann und ergänzt: "Da gab es nie Probleme mit dem Studentenwerk."

Dort ist das Problem bekannt. Margitta Kunze, Leiterin des für die ausländischen Studenten der Hochschule zuständigen Landesstudienkollegs in Köthen, bestätigt, dass die muslimischen Studenten bis zum Frühjahr einen Gebetsraum im Wohnheim hatten und es diesen nicht mehr gibt. Sie erklärt: "Das Wohnheim wurde saniert und der Anbau abgerissen."

Den Studenten eine Alternative zu bieten, sei der Hochschule nicht möglich: "Der Platz für die Räumlichkeiten ist vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft genau vorgegeben", begründet Margitta Kunze. Das knappe Platzangebot mache es derzeit unmöglich, einen Gebetsraum einzurichten. Auch gibt sie zu bedenken: "Wir haben Studenten aus 98 Nationen. Da ist es kaum möglich, den Studierenden aller Religionen Privilegien einzurichten." Außerdem bedeute der Gebetsraum für die Hochschule ein Sicherheitsproblem. Denn: Neben den Studenten seien zunehmend andere Gläubige aus der Region in die Semmelweis-Straße zum Gebet gekommen.

Dennoch hätten die Hochschule Anhalt und das Studentenwerk Halle die Möglichkeit eines neuen Gebetsraumes an der Hochschule geprüft, versichert Margitta Kunze. "Herr Orzessek und Herr Thom haben darüber gesprochen." Der Geschäftsführer des Studentenwerks, Volkmar Thom, habe jedoch die Bedingung gestellt, dass aus Sicherheitsgründen "der Raum dann nur für Studenten ist". Auch habe sich unter den muslimischen Studenten niemand gefunden, der die Verantwortung für einen solchen Raum hätte tragen wollen.

Die Studenten seien oft nicht lange genug da, um solch eine Aufgabe zu übernehmen, argumentieren die Männer beim Freitagsgebet. "Wir haben jemanden vorgeschlagen", sagt Ben Mansour. Der ehemalige Student der Hochschule, der seit zwölf Jahren in Köthen lebt und hier ein Geschäft hat, erklärt, er habe die Aufgabe übernehmen wollen - wie schon als Student. "Das Studentenwerk hat gesagt: Er ist kein Student", berichtet ein anderer der jungen Männer. "Das ging wegen der Sicherheit nicht mehr", begründet Margitta Kunze, weshalb Ben Mansour als Verantwortlicher nicht in Frage kam.

Die muslimischen Studenten sind verärgert, fühlen sich im Stich gelassen. Jahrelang habe es keine Probleme gegeben, betonen sie. Das bestätigt man auch im Landesstudienkolleg - dennoch ist eine Lösung absehbar nicht in Sicht. Wohl auch deshalb haben sich die Studenten an die Stadt gewandt mit einer Anfrage für einen Gebets- raum. Das bestätigt die Pressesprecherin auf Nachfrage der MZ: "Im vergangenen Oktober ist das Anliegen an die Stadtverwaltung herangetragen worden", teilt Caroline Hebestreit mit. Die Stadt führe dazu derzeit Gespräche mit der Hochschule, um diese bei der Suche nach einem geeigneten Objekt zu unterstützen.

[Links nur für registrierte Nutzer]

*************

Hoffentlich frieren ihnen die Ärsche ab
und noch mehr ab