[Links nur für registrierte Nutzer] [Links nur für registrierte Nutzer]Das wichtigste Symbol des Armeelebens wird entsorgt Nach rund 300 Jahren will das russische Verteidigungsministerium die traditionellen Fußlappen abschaffen – und den Soldaten normale Strümpfe verordnen. Die Empörung darüber ist groß. Von Julia Smirnova
Foto: dpa Wehrpflichtige der sibirischen Militärbezirks wickeln ihre Fußlappen, bevor sie sich ihre Stiefel anziehen
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Bereits im 18. Jahrhundert versuchten Generäle die Fußlappen durch moderne Strümpfe zu ersetzen, doch die letzten erwiesen sich als unpraktisch – zu dünn für den russischen Winter. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde diese Fußkleidung aus den Armeen fast aller ehemaligen Sowjetrepubliken verbannt.
Damit war Russland das einzige Land auf der Welt geblieben, das an der alten Tradition festhielt. Im Französischen werden die Fußlappen "Chaussette russe" – "russische Strümpfe" – genannt.
Ankündigung löste Aufschrei aus Doch nun kündigte der neue Verteidigungsminister Sergei Schojgu am Montag an: "Wir müssen bis zum Ende des Jahres das Wort 'Fußlappen' vergessen".
Die Entscheidung des Ministers löste einen Aufschrei aus. In Internetforen zählten ehemalige Soldaten Vorteile von Fußlappen auf: sie seien wärmer, einfacher zu waschen und hygienischer; die zerrissenen und feuchten Stellen könne man beim geschickten Umwickeln vermeiden.
In der russischen Armee tragen viele Soldaten immer noch die schweren "Kirsa"-Stiefel. Der Kunstlederstoff "Kirsa" wurde nach der Kirow-Fabrik (russisch: "Kirowskij Sawod") benannt, er wurde in der 40er-Jahren erfunden. Seitdem änderte sich die Herstellungstechnologie kaum.
Es sei unmöglich, die alten "Kirsa"-Stiefel mit normalen Socken oder Strümpfen zu tragen, behaupten Soldaten. Nur ein Lappen würde die Füße von Blasen schützen.
Nicht der erste Versuch, die Lappen abzuschaffen Bereits Schojgus Vorgänger, der Ex-Verteidigungsminister Anatoli Serjukow, der wegen eines Korruptionsskandals gehen musste, versuchte, die Fußlappen abzuschaffen.
Ein russischer Star-Modedesigner Walentin Judaschkin entwarf im Auftrag der Armee eine neue Uniform. Dazu gehörten auch Socken und wasserfeste Schuhe, versprachen russische Generäle vor drei Jahren.
Nachdem die neue Uniform 2010 eingeführt wurde, gab es allerdings viele Beschwerden von Soldaten. Sie frieren und werden häufiger krank, hieß es in Medienberichten. Grund dafür war nicht nur der für Minustemperaturen ungeeignete Schnitt, sondern vor allem die schlechte Qualität von Stoffen und Faden, die von der Armee gekauft wurden.
Stoff für 16 Millionen neue Fußlappen Der neue Verteidigungsminister will die Fehler seines Vorgängers ausräumen. Die Uniform wird geändert, doch von Fußlappen müssen sich Soldaten endgültig trennen. Wenn das trotz Wintertemperaturen von Minus 40 Grad, alter Stiefel und Korruption gelingt, könnte Schojgu allein deshalb in die Geschichte der russischen Armee eingehen.
Und wenn nicht – für diesen Fall gibt es in den Lagern des Verteidigungsministeriums noch genug Stoff für 16 Millionen neue Fußlappen, wie die russische Zeitung "Iswestija" berichtete.