Das Standesamt der Stadt Essen hat bisher jährlich eine Hitliste der 30 beliebtesten Namen bei Neugeborenen veröffentlicht. Das war sehr beleidigend für unsere türkischen Mitbürger, denn der Name Ali war im Jahr 2012 ausnahmsweise auf Platz 32 gerutscht und wurde daher in diskriminierender Weise nicht genannt. Ist Ali etwa Scheiße-Name? Die Türken haben die Stadt daher angewiesen, jetzt alle Namen zu veröffentlichen, wodurch aus der Liste ein 48 Seiten starkes Buch wird, das keine Auskunft mehr über die Beliebtheit der meisten Namen zulässt. Den Vorschlag der Türken, eine Liste mit ausschließlich muslimischen Namen zu veröffentlichen, lehnt die Stadt noch mit dem fadenscheinigen Argument ab, es gäbe ja auch keine mit nur Katholiken. Das ist aber Unsinn, denn die Türken haben auch nie verlangt, eine Liste nur mit Katholiken
Die Stadt wird jetzt jeden Namen veröffentlichen, den ein neugeborenes Baby erhält. Bislang erstellte das Standesamt eine Hitliste und gab jeweils die 30 beliebtesten Vornamen für Mädchen und Jungen an. Nun wird die Stadt bei der nächsten Statistik für 2013 rund 1300 Vornamen veröffentlichen. So viele waren es im Vorjahr.
Warum aus dem Ranking der beliebtesten Namen nun eine lückenlose Liste werden soll, die ausgedruckt immerhin 48 Seiten ergibt? Die Stadt kommt einem Wunsch der Allianz der Essener Türken (AET) entgegen. Die hatte im Integrationsrat die Verwaltung darum gebeten, „die jährlich veröffentlichte Statistik zu den beliebtesten Vornamen in Essen mit den Vornamen der Kinder mit nichtdeutscher Mutter und/oder nichtdeutschem Vater zu ergänzen“.
Dabei waren die längst darin enthalten, erklärte Stadt-Sprecher Stefan Schulze. Veröffentlicht wurden bislang allerdings nur die Plätze 1 bis 30 . So tauchte etwa Ali zumindest auf der Internet-Seite der Stadt für das Jahr 2012 nicht auf, weil er auf Platz 32 lag. Zu finden war Ali in anderen Jahren durchaus in den Rankings, so in der Statistik 2011 (dort auf Platz 28 vor Erik und Gabriel) oder 2007, als Can Rang 23 und Ali gar 20 einnahm, gleich hinter Jonathan und vor Florian.
Für Muhammet Balaban (AET) ist das neu: „Ich habe nie in diese Statistiken geschaut“. Er habe die Anfrage als Sprachrohr vieler Menschen mit ausländischen Wurzeln gestellt, die sich zu diesem Thema Gedanken gemacht hätten.
Eigens eine Liste mit Vornamen, die diese Eltern ihren Kindern geben, sei aber nicht möglich, sagt Schulze. Und dass es bei rund 40 Prozent der Neugeborenen mit nichtdeutscher Mutter und/oder Vater nicht mehr Vornamen mit muslimischen Wurzeln unter die Top 30 schafften, erklärte er auch mit den Schreibweisen: wie bei Jasmin, Jazmyn und Yasemine, bei Mohamed oder Mohammet. Und Muhammet Balaban hält die jetzige Lösung für übertrieben: „50 Namen hätten doch gereicht.“
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