Bewohner des Nördlinger Asylheimes fordern Essensgeld und bessere Lebensbedingungen. Polizei sperrte Umgebung
Nördlingen Ruhig steht Salima Zuma am Straßenrand. Mit einem nüchternen Blick beobachtet sie das, was sich vor ihren Augen gerade abspielt: Sie sieht die aufgebrachten Männer, rund 30 Asylbewerber, die mit ihren selbst beschrifteten Plakaten demonstrieren. Sie sieht, wie sie sich auf die Straße legen, um den Lkw mit den täglichen Essenspaketen zu stoppen und wie sie immer wieder lautstark protestieren – gegen unmenschliche Lebensumstände, gegen verschmutzte Toiletten, gegen ein Land, in dem sie sich ihrer Rechte beraubt fühlen.
Auch Salima Zuma fühlt so. Seit fünf Jahren lebt die gebürtige Afrikanerin im Asylbewerberheim in Nördlingen. Mit der Hoffnung auf ein besseres und sichereres Leben sei die heute 26-Jährige damals aus ihrer Heimat Tansania geflohen. Aber das, was sie hier im Asylbewerberheim vorfinde, das sei nicht viel besser – „einfach unmenschlich“.
Bei einer Demonstration vor dem Nördlinger Asylbewerberheim am gestrigen Nachmittag machten die Bewohner genau diesem Ärger Luft. Unter lauten Protestrufen stoppten sie den Lkw, der sie zweimal pro Woche mit rationiertem Essen versorgt. „Wir wollen dieses Essen nicht“, erklärt Israel Kembo. Von schlechter Qualität und nicht gut seien die Lebensmittel, die sie im Auftrag der Bezirksregierung erhielten. Der Asylbewerber wütend: „Wir wollen lieber Geld, von dem wir uns selbst was kaufen können.“
Tatsächlich sieht das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in Bayern neben der Versorgung mit Essenspaketen auch die Ausgabe von Bargeld oder Gutscheinen vor. In München gebe es so ein Pilotprojekt, bei dem Asylbewerber statt rationiertem Essen, Essensgeld ausbezahlt bekämen, erklärt Raimund Pauli, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Nördlingen. Der Spontan-Protest vor dem Asylbewerberheim sei Teil einer bundesweiten Aktion gewesen. „Die Bewerber wollen Geld, keine Essensrationen“, sagt Pauli. Vor Ort sorgte die Demonstration für Aufsehen: Drei Streifenwagen waren im Einsatz, das Gebiet rund um das Heim wurde zeitweise abgesperrt.
Klar sei es den Menschen lieber, wenn sie sich selbst Essen kaufen könnten, bestätigt auch Heimleiterin Alexandra Reinhardt. Die Demonstration der rund 30 afrikanischen Asylbewerber, die nicht alle aus dem Heim in Nördlingen stammten, sieht sie dennoch skeptisch: „Ich denke nicht, dass solche Aktionen viel bringen.“
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