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Thema: Asoziale Familien

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von jack000
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    Standard Asoziale Familien

    Die Sonne hat es schwer bei den Melzigs. Die Fenster sind verschmiert, die Jalousien heruntergelassen, und Bernd Melzig sitzt in einer Wolke aus Zigarettenrauch. Er reibt sich die Augen. „Schlecht geschlafen“, sagt er. Heute Nacht sei sein vierjähriger Sohn Manni zu ihm aufs Sofa gekrochen. „Er hat mir seine Kackwindel ins Gesicht geschmiert.“ Bernd Melzig, 39, ein gealterter Junge mit Falten um den Mund, grinst schief. „Danach konnte ich nicht mehr einschlafen.“

    Jetzt sitzt Manni auf dem Schoß des Vaters, sein Kopf liegt in der Armbeuge. Bernd Melzig wiegt ihn, beugt sich nach unten und küsst Manni auf die Backe. „Na du, mein Baby? Vielleicht war der Horrorfilm doch nichts für dich?“

    „Was?“ Die Familienhelferin, die gerade zu Besuch ist, dreht sich um.

    „Ich hab gestern ,The Hole‘ angeschaut, super Film. Manni wollte immer mitschauen. Der versteht das ja noch nicht, so ein Psychothriller, den muss man kapieren.“

    Manni ist das kleinste der Melzig-Kinder. Er hat drei Brüder und eine Schwester, die Kinder sind 7, 9, 14 und 16 Jahre alt. Die Familie hat Ärger mit dem Jugendamt seit Jessy, die Älteste, noch ein Kleinkind war. Damals klaute sie nachts mit ihren Eltern Essen aus den Mülltonnen der Nachbarn.

    Sebastian Hardenstein, der Sachbearbeiter des Jugendamtes, nennt den Ort, an dem die Kinder leben, einen „ex*trem verwahrlosten Haushalt“.

    ...
    Nur so viel: der Ort liegt im Osten Deutschlands. Dass die Kinder bei ihren Eltern aufwachsen dürfen, obwohl so ziemlich alles dagegensprach, haben sie Hardenstein zu verdanken. Oder: er ist schuld daran. Das kommt auf den Blickwinkel an.

    ...
    Als die Tür aufging, kam ihm der Geruch von Schweiß und Rauch entgegen. In der Wohnung gelbe Flecken an den Wänden und schwarz-verschmiertes Sofapolster. Aber er lernte dort auch Bernd und Silke Melzig kennen, die Eltern. Hardenstein hatte gleich so ein Gefühl – mit denen kann man arbeiten, dachte er. Eine Herausforderung, aber keine, die hoffnungslos wäre.

    ...
    Als Kinder wurden Bernd und Silke Melzig „fremduntergebracht“, wie es in der Amtssprache heißt, aus der Umgebung geholt, die ihre Entwicklung schädigte. Dennoch kam ihnen die Ordnung im Leben abhanden. Bei Bernd Melzig war es der Mauerfall. Er hatte eine Lehre als Viehwirt begonnen, dann wurde sein Betrieb geschlossen und er arbeitslos. Dazu kamen die Drogen, hauptsächlich Marihuana, aber auch vieles andere. Er heiratete in dieser Zeit. Seine Frau Silke versank in Depressionen, schlief manchmal 16 Stunden am Tag. Sie vergaßen den Haushalt, das Aufräumen, Putzen. Irgendwann kamen die Kinder, die im Dreck aufwuchsen, an den sich ihre Eltern längst gewöhnt hatten.

    ...
    Insgesamt bekommt die Familie dreißig Stunden Unterstützung pro Woche.

    ...
    Aber eigentlich ist das schlecht. Die Familie wird so immer unselbstständiger. Man könnte auch sagen: Das Jugendamt erhält das System.

    ...
    „Die Liebe der Eltern ist eine unschätzbare Ressource“, sagt Hardenstein. Er ringt nach Worten, wenn man ihn direkt fragt, ob sich die Kinder in einem Heim besser entwickeln würden. „Allein die Frage hat schon etwas Übergriffiges“, sagt er. Auch wenn die Eltern massive Schwierigkeiten hätten, die Grundversorgung ihrer Kinder zuverlässig zu gewährleisten, so seien sie immer noch die Bezugspersonen, an denen die Kinder wachsen würden. „Es ist nicht optimal“, sagt Hardenstein. „Es ist alles andere als optimal, aber es ist von den möglichen noch die beste Lösung.

    ...
    Das installierte Netz ist aufwendig: familienunterstützende Hilfe, sozialpädagogische Familienhilfe, ein Plan, der alles regelt, alle paar Wochen ein Helfertreffen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Es läuft ganz gut bei den Melzigs. Ganz gut heißt, dass mal jemand spült, die Kleinen in die Kita gehen und Silke Melzig wieder aus der Psychiatrie zurück ist. Es heißt aber auch, dass die Kinder kotzen, weil der Heringssalat schon lange abgelaufen ist und die Wohnung nach Verwesung riecht, weil die Kinder den Stecker zur Gefriertruhe gezogen haben und das monatelang keiner bemerkt hat.

    ...
    Die Unterstützung hat ihren Preis, aber verglichen mit einem Heim ist sie billig. Ein Heim kostet im Durchschnitt 150 Euro am Tag, pro Kind. Für Familie Melzig wären das 270 000 Euro im Jahr. Ein Familienhelfer berechnet rund 30 Euro pro Stunde, bei den Melzigs kostet das jährlich 43 200 Euro.

    ...
    „Unser Ziel für die Melzig-Kinder ist“, sagt Hardenstein, „dass eines von ihnen später nicht mit dem Jugendamt zu tun hat.“ So ein Satz kann nach Verzweiflung klingen oder nach Hoffnung. Das kommt auf den Blickwinkel an.
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    Der aktuelle Zustand wird schon als Fortschritt beschrieben. Kann das aber so sein? Was muss getan werden, damit asoziale Familien nicht ohne Einschränkung schalten und walten können wie sie wollen?
    1. Serve the public trust.
    2. Protect the innocent.
    3. Uphold the law.

  2. #2
    Ohneglied Benutzerbild von harlekina
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    Standard AW: Asoziale Familien

    „Unser Ziel für die Melzig-Kinder ist“, sagt Hardenstein, „dass eines von ihnen später nicht mit dem Jugendamt zu tun hat.“
    Mit Sicherheit werden die Kinder selber später Dauerkunde beim Jugendamt sein unter diesen Voraussetzungen.

    In Memoriam
    Henning 1960 - 2010

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von Mütterchen
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass da jemand von uns einen Vorschlag einfach so aus der Hand schütteln kann. Nach dem, was ich so erlebt und gesehen habe, würde ich Unterstützung und Zuwendungen ab einem bestimmten Punkt eher kürzen.

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von Kater
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    Standard AW: Asoziale Familien

    ...und stattdessen beim Job-Center Sachbearbeiter auf dieses Asozialen-Pack loslassen, die keine Gnade kennen. Was vor allem die Eltern brauchen, sind heftige Arschtritte. Täglich! Schon gleich morgens! Kein Mitleid! Kein Erbarmen!
    An einem Baum hängen 15 Äpfel. Malte holt sich einen runter. Wie viele Äpfel hängen jetzt am Baum?

  5. #5
    Mitglied Benutzerbild von Mütterchen
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Zitat Zitat von harlekina Beitrag anzeigen
    Mit Sicherheit werden die Kinder selber später Dauerkunde beim Jugendamt sein unter diesen Voraussetzungen.
    Das wird ganz sicher so kommen. Ich finde immer, das Vernünftigste für Leute, die ihr eigenes Leben nicht ansatzweise im Griff haben wäre, nicht ein Kind nach dem anderen zu bekommen, denn auch diese Kinder sind faktisch chancenlos. Aber wie will man das erreichen? Diese Überlegungen, ob und wie man ein Kind aufziehen kann, die machen sich solche Menschen nicht, die können ja nicht mal für sich selbst verantwortungsvoll handeln.

  6. #6
    Mitglied Benutzerbild von Rumburak
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Spätestens ab dem Hinweis, daß diese Familie im Osten Deutschlands leben soll, muß ich den Bericht als rein erfundene Hetze abtun.
    Oder hätte es diesen Hinweis auch gegeben, wenn sie im Westen Deutschlands leben würden?
    Da sind mal wieder Spalter am Werk, warum auch immer.

  7. #7
    Ohneglied Benutzerbild von harlekina
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Zitat Zitat von Kater Beitrag anzeigen
    ...und stattdessen beim Job-Center Sachbearbeiter auf dieses Asozialen-Pack loslassen, die keine Gnade kennen. Was vor allem die Eltern brauchen, sind heftige Arschtritte. Täglich! Schon gleich morgens! Kein Mitleid! Kein Erbarmen!
    Ich kann nicht umhin, dir recht zu geben. Je mehr man dieser Familie zur Hand geht, umso mehr ruht sie sich im bequemen Leben aus.

    Zitat Zitat von Mütterchen Beitrag anzeigen
    Das wird ganz sicher so kommen. Ich finde immer, das Vernünftigste für Leute, die ihr eigenes Leben nicht ansatzweise im Griff haben wäre, nicht ein Kind nach dem anderen zu bekommen, denn auch diese Kinder sind faktisch chancenlos. Aber wie will man das erreichen? Diese Überlegungen, ob und wie man ein Kind aufziehen kann, die machen sich solche Menschen nicht, die können ja nicht mal für sich selbst verantwortungsvoll handeln.
    Das ganze ist ein Teufelskreis, der mit falsch verstandenem Verantwortungsgefühl nie zu durchbrechen sein wird. Stellt man aber die Hilfe ein, gehen die Kinder erst recht vor die Hunde.


    Zitat Zitat von Rumburak Beitrag anzeigen
    Spätestens ab dem Hinweis, daß diese Familie im Osten Deutschlands leben soll, muß ich den Bericht als rein erfundene Hetze abtun.
    Oder hätte es diesen Hinweis auch gegeben, wenn sie im Westen Deutschlands leben würden?
    Da sind mal wieder Spalter am Werk, warum auch immer.

    Das hätten sie sich in der Tat sparen können.

    In Memoriam
    Henning 1960 - 2010

  8. #8
    Mitglied Benutzerbild von Stadtknecht
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Das Problem könnte man lösen, in dem solche Familien, ähem zwangsuntergebracht werden und ihnen ein geregelter Tagesablauf, Aufstehen, Körperpflege, Wohnung reinigen, Kinder versorgen / Frühstück, Arbeit usw aufgezwungen wird. Wie beim Militär.

    Die Kinder gehören in eine Ganztagsschule.

    All das funktioniert natürlich nur, indem Zwang bis hin zur Gewalt auf diese Familien ausgeübt wird und das ist rechtlich bei uns nicht drin.


    Ach ja, man sollte auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen, daß solche Leute sterilisiert werden.

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von Kater
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Grün für den Stadtknecht! Und ich verstehe nicht, was daran unmenschlich oder gegen die Menschenwürde gehen soll. (So würde man wahrscheinlich argumentieren). Diese Familie muss unter Aufsicht, damit die Kinder nicht so verkommen wie die Eltern, und dass Letztere endlich mal Verantwortung lernen. Und mit dem Sterilisieren wäre auch eine gute Idee. Da greift dann aber Artikel 2.

    Ich war auch schon mal Hartz-IV. Erfreulicherweise war dieser Spuk genauso schnell vorbei wie er gekommen war. Mein Sachbearbeiter hat mir damals davon erzählt, dass es nicht selten sei, dass er in den zwanzig Jahren, in denen er den Job macht, schon die dritte Generation aus einer Familie betreut. Und das kann es doch nicht sein!
    An einem Baum hängen 15 Äpfel. Malte holt sich einen runter. Wie viele Äpfel hängen jetzt am Baum?

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von Stadtknecht
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    Standard AW: Asoziale Familien

    Zitat Zitat von Kater Beitrag anzeigen
    Grün für den Stadtknecht! Und ich verstehe nicht, was daran unmenschlich oder gegen die Menschenwürde gehen soll. (So würde man wahrscheinlich argumentieren). Diese Familie muss unter Aufsicht, damit die Kinder nicht so verkommen wie die Eltern, und dass Letztere endlich mal Verantwortung lernen. Und mit dem Sterilisieren wäre auch eine gute Idee. Da greift dann aber Artikel 2.

    Ich war auch schon mal Hartz-IV. Erfreulicherweise war dieser Spuk genauso schnell vorbei wie er gekommen war. Mein Sachbearbeiter hat mir damals davon erzählt, dass es nicht selten sei, dass er in den zwanzig Jahren, in denen er den Job macht, schon die dritte Generation aus einer Familie betreut. Und das kann es doch nicht sein!
    Vielen Dank, Kater.

    Ja, meine Vorschläge sind nicht mit unseren Gesetzen vereinbar, das ist nun mal so.

    Außerdem denke ich daß es billiger ist, diesen Leuten Hartz IV zu geben anstatt sie so zu disziplinieren und zu sozialisieren, wie ich es vorgeschlagen habe.

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