Zitat von
Agesilaos Megas
Meinst Du? Ich finde, dass beide Punkte vom Kurfürsten ihre Berechtigung haben, besonders Punkt 2.
Bedenke:
I. Metaphysik ist ja nicht nur Religion, sondern auch Philosophie. Dawkins hat wohl seinen Grundkurs Epistemologie verschlafen: Aristoteles macht den Unterschied und die Berechtigung des physikon und metaphysikon ganz klar - und gibt damit schon ein agonistisches Prinzip beider vor. Dawkins müsste also auch ernsthafte Versuche unternehmen, Ideen und Gedanken empirisch zu überprüfen.
II. Methodisch jedoch reichen die empirischen Mittel nicht aus, um wirklich wahrhaftig zu überprüfen. Die Empirie kann nur das Wahrnehmbare festhalten und daraus irgendetwas ableiten. Wie eng die Grenzen selbst des physisch Wahrnehmbaren ist, zeigen doch allesWeltentstehungsthesen, die Frage, was Gedanken seien, ob es eine Seele gebe.
III. Was nicht wahrnehmbar ist, kann nur durch vorausgehende Hypothesen indirekt wahrgenommen werden: Die Seele sei nicht existent unter der Annahme, dass die im Hirn gemessenen Impulse, die auf Reize antworten, identisch mit der Seele seien. Das ist aber kein Beweis, sondern nur eine Hypothese, ja, fast schon eine Interpretation.
IV. Epistemologisch suggeriert Dawkins, der Mensch sei in der Lage, alles zu überprüfen und in ein erkenntnistheoretisches Modell zu pressen, während andere Modelle per se falsch seien. Damit fordert er einen radikalen Materialismus.
All das macht ihn so furchtbar radikal und unausgewogen, dass man ihn nicht mehr lesen mag. Wir sind schon weit von Aristoteles abgekommen, der richtigerweise erkannt hat, dass es beider "Welten" des Erkennens bedarf. Gedanken, Ideen, ja, sogar Abstraktionen entziehen sich physischen Gesetzen.