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Natürlich ist die Schiffsarchitektur auch weitgehend von der Kanonen-Anordnung abhängig. Die Brooktaue bei den Großen Kanonen waren immer an den Spanten eine Schiffes befestigt, um den sehr kräftigen Rückstoß der Waffe aufzunehmen. Durch die deckmäßig versetzte Anordnung der Geschütze war es ausgeschlossen, daß ein Spantenpaar bei einer Breitseite alle maximal vier daran möglich zu befestigenden Geschütze aufnehmen mußte. Üblicherweise wurde im Gefecht deckmäßig geschossen, Breitseiten waren eher die Ausnahme. Daher findest Du bei den späteren Schiffsmodellen ab 1650 auch die Diagonal verschraubten "Augbolzen" für die Brooktaue der 42 und 32-Pfünder, die durch Spantknie und die komplette Beplankung unter etwa 60°-Neigung zur Querrichtung gebohrt wurden. Gut sichtbar ist in englischen Darstellungen des 18. Jahrhunderts.

Zum Herstellen der Gefechtsbereitschaft bei den "Ships of the Line" wurden daher die "Querwände" zwischen den einzelnen Geschützabteilungen ausgebaut und unter Deck gebracht, damit die Geschützbesatzungen (16 Mann bei einem Großgeschütz) sich besser bewegen konnten und bei einem Gefechtslinienwechsel sofort störungsfrei auf die andere Decksseite gelangen konnten. Der unbestreitbare Nachteil dieser Konstruktion war, daß bei Schüssen von achtern (Crossing the "T") in den Spiegel die gegnerischen
Kugeln komplett durch die gesamte Schiffslänge flogen und in den ausgeräumten und übervölkerten Decks Verheerungen anrichteten, die enorm waren. Nicht umsonst waren ab 1700 die Zwischendecks innen rot gepönt, damit man Blutspritzer nicht so sieht und von den Seesoldaten "the Slaughterhouse" genannt.

Mit blutrünstigem Gruß und Ahoi,

KuK
Auf diesen "Slaughterhouse"-Effekt werde ich nochmal bei der dänischen Fregatte "Gefion" zurückkommen, die 1849 beim Versuch, Eckernförde zu beschiessen, aufgebracht wurde :-(
Aber natürlich sollte man sich keine allzu romantischen Vorstellungen alter Kriegsschiffe machen. Seit ich mit 17 das erste Mal nach Portsmouth getrampt war und zwei Tage lang die Victory durchstöberte, ist mir jedenfalls jede Romantik vergangen. Aber komischerweise schafft man es dann doch irgendwie, das Grauen auszublenden und sich am makabren historischen Ambiente zu erfreuen :-)

...blutrünstigst zurückgegrüßt

Heifüsch >&.)=