User in diesem Thread gebannt : Pythia


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Thema: Die vergessene Architectura Navalis

  1. #1
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard Die vergessene Architectura Navalis

    Ich möchte hier einmal an eine untergegangene Architekturform erinnern, die nicht die ortsgebundene Immobilie sondern die hölzerne "Mobilie" zum Gegenstand hat.

    Wo in der Landarchitektur der rechte Winkel die Koordinaten bestimmt, sind es in der Schiffsarchitektur die Rundungen, die den Schiffskörper in kompliziertester Weise definieren. Und nicht die erdgebundene Statik sondern die Dynamik der umgebenden Elemente Wind und Wasser bestimmen die Grundregeln dieser besonderen Architekturform, die als solche kaum noch und allenfalls klischeehaft wahrgenommen wird.

    Erwartungsgemäß wird das hier eher ein Monolog werden, da die Kenntnis der Schiffbaugeschichte keine allzu verbreitete ist. Falls Interesse besteht, werde ich aber gerne einmal die letzten tausend Jahre Schiffbauhistorie unter dem besonderen architektonischen Aspekt mit Bildbeispielen und schriftlichen Quellen belegt darlegen >8-)

    Hier als Einstieg das erhaltene Heck des schwedischen Schoners Amphion des berühmten Schiffsarchitekten Fredrik Henrik af Chapman (1721-1808):

    Geändert von Heifüsch (12.04.2013 um 02:17 Uhr)
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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  2. #2
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Ich kann es kaum erwarten

  3. #3
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    "Faszinierend!" ( Spock; Enterprise ; Logbucheintrage 21498666458 )

    Ich habe mal die Wasa als Modell aus Plastik gebaut.
    Das Heck ............. Ein Kunstwerk!
    Glaube nichts; egal wo Du es gelesen hast oder wer es gesagt hat; nicht einmal wenn ich es gesagt habe; es sei denn, es entspricht deiner eigenen Überzeugung oder deinem eigenen Menschenverstand. Der Fuchs ist Schlau und stellt sich dumm; bei den Gläubigen ist es genau andersrum!

  4. #4
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von Leif Beitrag anzeigen
    Ich kann es kaum erwarten
    Im Ernst? Cool, dann bis heute abend...:-)
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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  5. #5
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von Brotzeit Beitrag anzeigen
    "Faszinierend!" ( Spock; Enterprise ; Logbucheintrage 21498666458 )

    Ich habe mal die Wasa als Modell aus Plastik gebaut.
    Das Heck ............. Ein Kunstwerk!
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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  6. #6
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Das war alles mal farbig gefasst und vergoldet. Aber auch diese ranzige Ruinenästhetik hat ihren Reiz :-)

    Hupps! Sollte eigentlich ne Bildunterschrift werden, hehe...%-)
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von Leif
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von Heifüsch Beitrag anzeigen
    Im Ernst? Cool, dann bis heute abend...:-)
    Freu mich schon

  8. #8
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von Leif Beitrag anzeigen
    Freu mich schon
    Na denn mal los :-)

    Keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Am besten in der Antike. Allerdings ist das so umfangreich, was die Ägypter, Phönizier, Griechen, Minoer, Karthager und Römer damals bauten, daß ich nur mal ein paar Beispiele überlebender Zeugen des damaligen Schiffbaus anführen möchte.

    Erst mal das berühmte Cheops-Schiff, das die Jahrtausende fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt im Wüstensand überlebte, dann ausgegraben wurde und nun im Zeitraffer verrottet:



    Die Vorgänger dieser Schiffe wurden noch aus Papyrusstauden zusammengefügt, deren Enden vorn und achtern hochgebogen wurden. (Thor Heyerdahl hatte einen solchen "schwimmenden Heuhaufen" einmal nachempfunden und damit den Atlantik überquert.) Interessanterweise orientierten sich die späteren Holzschiffe dann immer noch an der ursprünglich papyrusbedingten Steven-Optik und ahmten diese ehemals hochgebundenen Enden nun vollkommen zweckfrei in Holz nach :-)

    Hier ein Modell dieser "Barke":



    Eleganter lässt sich so etwas kaum noch gestalten. Achtern (hier links) erkennt man den seltsam einwärtsgebogenen Steven. Genau so wurden in früherer Zeit die Papyrusbündel geknickt und mit einem Tau fixiert :-) Eine Besegelung ist hier nicht vorgesehen, bei größeren Schiffen war sie aber durchaus gebräuchlich. Da sich die ägyptische Schiffahrt auf den Nil beschränkte, erwies sich der dort vorherrschende Nordwind als äußerst günstig, um stromaufwärts zu segeln. Stromabwärts ließ man sich einfach treiben...

    "Das Bootsmuseum mit dem Sonnenschiff des Cheops. Im Mai 1954 fanden zwei ägyptische Archäologen des ägyptischen Antikendienstes bei Aufräum- und Säuberungsarbeiten an der Südflanke der Cheopspyramide zwei riesige steinerne Bootsgruben von jeweils mehr als 30 Metern Länge. Eine davon wurde geöffnet, die andere ist bis heute verschlossen, wurde allerdings 1987 mit einer speziellen Minikamera, die durch ein kleines Loch ins Innere der Bootsgrube eingeführt wurde, fotografiert. Die östliche Grube, die geöffnet wurde, beinhaltete 1224 sehr gut konservierte Einzelteile des zerlegten Bootes. Ägyptische Restauratoren unter der Leitung des Spezialisten Ahmed Youssef haben mehr als 10 Jahre sorgfältig die Einzelteile analysiert und das Schiff nach den altägyptischen Konstruktionsmarken, die an den Einzelteilen angebracht waren, wieder zusammengefügt Die Bootsplanken und Teile wurden nicht mit Nägeln oder Metalldübeln zusammengesetzt, sondern nach alter Bauweise mit Stricken zusammengebunden. Heraus kam ein 43 Meter langes und 5,6 Meter breites, elegantes Barkenschiff aus feinstem, libanesischen Zedernholz mit großer Schiffskajüte, einem Kajütenzelt für den Kapitän und langen Holzrudern. Nach 4500 Jahren sieht es nun beinahe wie neu aus und ist somit das älteste, komplett erhaltene, Holzschiff der Welt. Um es vor Wind und Wetter zu schützen und den Besuchern die Besichtigung des Schiffes zu ermöglichen, hat man eigens für das Schiff ein Museum gebaut. Vor der Ostseite der Pyramiden liegen ebenfalls drei große Schiffsgruben. Sie sind aber schon seit langer Zeit aufgedeckt und ausgeraubt."

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    Geändert von Heifüsch (13.04.2013 um 00:54 Uhr)
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Hier nun die Rekonstruktion einer griechischen Triere oder Trireme, eines Kriegsschiffes aus dem 5. Jahrhundert v.u.Z. Sportstudenten üben das koordinierte Rudern. Gar nicht so einfach und äußerst schweißtreibend, wie man sieht :-)
    Die Galeeren der Neuzeit hatten dann nicht mehr diese bis zu fünf verschiedenen mit Ruderern besetzten Ruderreihen sondern nur noch eine einzige, wobei bis zu sieben Mann an einem einzigen Riemen (Ruder) zerrten. Antike Galeeren waren auch nicht mit Sklaven bemannt, wie der Film "Ben Hur" suggeriert. Das wurde ebenso erst in der Neuzeit praktiziert. Entweder mit moslemischen Kriegsgefangenen oder mit Sträflingen, die mit Ketten an die Ruderbänke fixiert waren :-(



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  10. #10
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Hier nun ein Beispiel römischer Schiffbaukunst, bei dem sich die Architectura Navalis und die Landarchitektur besonders nahekommen. Zwei riesige "Lustschiffe" wurden in den 30er Jahren auf dem Grund des Nemisees bei Rom entdeckt. Mussolini befahl, den See trockenzulegen und die Schiffe zu bergen...

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    Geändert von Heifüsch (13.04.2013 um 02:35 Uhr)
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