Auf Wunsch von 2 Usern, befasse ich mich mal kurz mit dieser seltsamen Schaltung. Das kann ich aber nur, weil ich als „Dinosaurier“ selbst aus dieser Zeit stamme und als Funkmechaniker, Amateurfunker und Tontechniker lange damit zu tun hatte.

Das Schaltbild ist soweit ordentlich und sauber angefertigt und soll wohl so etwas wie ein Schulbeispiel für den geschichtlichen Hintergrund alter Schaltungen repräsentieren.
Vielleicht im Physikunterricht von 10.Klassen vorstellbar.

Da der Heiztransformator T2 schon 230V~ an der Primärwicklung hat, kann die Zeichnung noch nicht allzu alt sein; zu meiner Zeit galt durchweg 220V~.

Die Bezeichnung FM deutet nach (übernommenem) Verständnis soviel wie „UKW“ und kam vor längerer Zeit bereits aus den USA.
Also ein einfacher UKW-Sender.

Nun handelt es sich bei der Leistungspentode EL34, die bereits kurz nach dem 2.Weltkrieg übernommen wurde, um eine Röhre für NF-Leistungsverstärker. Sie wurde speziell in Gitarrenverstärkern eingesetzt, in der L800-Technik der DDR für Stadionbeschallung und kommt in Einzelschaltung auf 12Watt, in Gegentakt AB-Schaltung bei 250V-Anodenspannung auf ca. 25Watt und im Grenzbetrieb bei ca. 660…..700V in Gegentakt auf 50Watt (sinus). Keinesfalls ist diese Röhre somit eine UKW-Sendepentode (wie zB. die QQ03/12)

Die Daten der EL34 >> [Links nur für registrierte Nutzer]

Obwohl der UKW-Bereich von 30…….300MHz reicht, wird also ein FM-Sender nach der klassischen Redewendung im Bereich von Band II (87,5……108 MHz) arbeiten.
So wird diese Schaltung also kaum mit dieser Röhre Schwingungen im UKW Bereich anfachen können. Als selbstschwingender Oszillator hätte er eine sehr geringe Frequenzstabilität. Das ist wohl hier als Lehrbeispiel für die Grundfunktionen von Schwingungserzeugung auch nicht primär. Schaltete man die EL34 als Triode (g2[Stift 4] und g3 [Stift 1] mit Anode verbunden) wären unter günstigen Bedingungen (kurze Schaltverbindungen) noch Oberwellen im UKW Bereich nachweisbar. Ersetzte man diese Röhre durch die Trioden EC92, ECC85 oder EC86, wäre ohne weiteres ein kleiner 1,5W-Sender bei 100MHz möglich; bei der ECC85 in Gegentakt sogar bis 3 Watt.

Zu den Ungereimtheiten der Schaltung:
Die Schaltung erklärt an Hand von Grundbausteinen der Elektronik zum allg. Verständnis die Eigenschaften von Kondensatoren, Widerständen, Drosseln, Transformatoren – etwas was in der modernen digitalen Welt inzwischen verloren ging.


1) Warum 2 Schalter ? (S1 und S2) Wird S1 eingeschaltet, wird zunächst nur die EL34 geheizt (Wahrscheinlich, wie schon angenommen, um im Schulbetrieb einen Blick auf die Röhre zu nehmen, die dann schwach dunkelrot leuchtet)
2) Röhren dürfen nie längere Zeit nur geheizt, also ohne Anodenspannung betrieben werden, der Wirkungsgrad lässt dann schnell nach (sie werden „taub“)

3) Der Allstrombetrieb (Keine Wicklung an T2 für die Anodenspannung der Röhre, ca. 250V), - ist gefährlich, da eine galvanische Verbindung zum 50Hz- Netz besteht). Hier hätte ich unbedingt eine extra Wicklung am Trafo aufgebracht, um die Schaltung vom Netz zu trennen (Lebensgefahr bei Berührung der Antenne gegen Erde, sollte der kleine Trimmer C1 durchschlagen!)

4) Eine Frequenzmodulation (FM) liegt hier nicht vor; T1 in der Anodenleitung der EL34 erzeugt eine reine Amplitudenmodulation!

Fazit:
Warum diese Schaltung „FM-Sender 45W“ heißt, also einen UKW (Versuchssender) mit 45Watt HF darstellen soll, ist mir ein Rätsel. Bei 250V= Anodenspannung wird dieser Wert noch nicht mal als Verlust (Gesamt)- Leistung erricht.
Und warum dazu eine NF-Leistungspentode geommen wird, anstatt einer UKW –Triode, ist ebenfalls kurios. Wahrscheinlich liegt diese Zeit für heutige Anwender schon so weit zurück, dass da die Zusammenhänge übersehen werden.
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Insgesamt zum Verständnis der Grundfunktionen von Bauelementen der E-Technik in Schulen trotzdem ein anschauliches Beispiel!


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