Chavez hat zwar sicherlich viele demokratische Elemente eingeführt, die vor Chavez nicht vorhanden ist. Nur ist Chavez, was seine demokratischen Absichten betrifft, schwierig einzuschätzen. Schon bevor er Präsident war, hat er einmal geputscht. Zudem ist mir sein populistisches Gehabe zuwider. Was er wirklich für Venezuela leistet oder ob er wie andere Hoffnungsträger in der Geschichte verschwinden wird, können wir meinesachtens noch nicht beurteilen.Er ist schon ein merkwürdiger Diktator, dieser Hugo Chávez. Der venezolanische Präsident dürfte der einzige Despot sein, der die Möglichkeit seiner eigenen vorzeitigen Absetzung in die Verfassung aufnimmt und der Opposition dann auch noch gestattet, dieses Referendum gegen ihn in Gang zu setzen. Und es dürfte auch nur wenige Herrscher geben, die dann eine solche Abstimmung auch noch gewinnen und im Amt bleiben.
Die Ölgewinne sind zwar schön für das Land und für die Bevölkerung, aber sie trügen das wirklich Erreichte durch Chavez. Chavez möchte sein Venezuela zu einem Modellfall machen. Das ist einfach mit Ölmilliarden im Rücken. Ob seine Errungenschaften über das Erdölzeitalter Bestand haben wird oder in einem anderen Land verwirklicht werden können, ist zudem mehr als fraglich.Es ist den Venezolanerinnen und Venezolanern durchaus bewußt, daß diese starke Konzentration der Wirtschaft auf das Erdöl auch Risiken birgt. Und so werden Maßnahmen ergriffen, um gleichzeitig andere Komponenten zu stärken. Die bislang landlosen Bauern, die im Rahmen der Agrarreform neuen Grund und Boden bekommen haben, werden ermutigt, Kooperativen zu bilden und Landwirtschaft zu betreiben. Es ist praktisch ein Neuanfang, denn unter früheren Regierungen war der Anbau von Lebensmitteln in Venezuela praktisch verschwunden. In einem so fruchtbaren Land wie in diesem wurden über 80 Prozent der Lebensmittel aus dem Ausland importiert, der Big Mäc verdrängte die Arepa.