Geld ist Macht. Jede Machtballung aber beeinträchtig die Freiheit und kann gewalttätig sein.
Die französische Revolution hat zur Sicherung der Freiheit vor einem Machtmissbrauch staatlicher Instanzen des Staates, die Macht in drei Hände aufgeteilt, Gesetzgebung (Legislative), Vollzug der Gesetze (Exekutive) und Kontrolle der Gesetzmässigkeit (Judikative).
In den letzten 2 Dekaden wurde aber praktisch jedem klar, dass der alte Gemeinplatz: Geld ist Macht - unleugbare Realität geworden ist. Liberalismus verlangt Freiheit, aber nicht Freiheit für Menschen, sondern Freiheit für das Kapital. Vielleicht wäre es an der Zeit, auch die Macht des Kapitals zu kontrollieren, und nebst Legislative, Exekutive und Judikative eine Allokative (äxgüsee, ich war zu faul um Latein und Griechisch zu lernen, vielleicht gibt es einen passenderen Ausdruck) einzurichten, welche sichert, dass die Macht des Geldes nicht Volk und Staat versklavt. Was kein wirtschaftliches System bisher zu lösen vermochte ist das Problem der gerechten Verteilung.
Bereits in der letzten Phase des restrukturierungs- und merger-verursachten Booms der Arbeitslosigkeit wurden Modellrechnungen bekannt, nach denen 20% der Bevölkerung absolut ausreichen um sämtliche von der gesamten Bevölkerung benötigten Güter und Dienstleistungen anzubieten. Es wäre also bereits seit Jahren möglich, durch den Einsatz der effizientesten Technologien, alle Bedarfsgüter für die Gesamtheit der Menschen durch 20% der Arbeitskräfte zu produzieren. Ungelöst ist hier das Problem der Verteilung, wenn nur noch 20% produzieren und verdienen, womit sollen die andern 80% konsumieren? Der Traum vom Schlaraffenland ist in der Realität offenbar zu realisieren, aber nicht mit einem Wirtschaftssystem, dass Wettbewerb und jeder nach seiner Leistung über alles stellt, aber "Leistung" so seltsam belohnt, dass der Konsum ausbleibt und noch mehr Geld angehäuft wird.
Es ist heute in fast allen Staaten, auf jeden Fall in den demokratischen, Usus, dass der Staat das Gewaltmonopol hat. So sehr sich jemand über einen andern ärgert, es steht ihm nicht frei, seine Interessen selbst, per Faustrecht oder härterem, durchzusetzen. Niemand darf seinen Nachbarn aus dessen Haus oder von dessen Land vertreiben, so gern er das vielleicht täte. Aber - verschuldet sich jemand, so kann er Hab und Gut, Haus und Hof, samt Ruf, verlieren. Dem Geld kommt also heute diejenige Macht zu, die früher Faust, dann Stein, Axt, Gewehr, Kanone und Bombe inne lag - und es scheint niemanden zu stören. Die Macht des Geldes ist zudem höchst ungleich verteilt - aber sogar die wenigen verbleibenden Anarchisten suchen Macht nach wie vor im verbleibenden Rumpfstaat, statt dort wo sie ist. Die Freiwirte, immer noch unter dem Schock der grassierenden Inflation der 30er leidend (kein Witz, leider ..), suchen nach wie vor krampfhaft die Lösung aller wirtschaftlichen Probleme darin, dass das Geld im Umlauf gehalten werden soll - haben aber nicht mal am Rande eine Idee, wie all das vagabundierende Geld sinnvoll einzusetzen wäre. (Für die gerechte Verteilung predigen sie unter neues Bodenrecht noch heute ein neomittelaterliches Modell eines kommunalen Feudalismus.)
Und genau hier liegt das Problem: Zu welchem Zweck erfolgen Investitionen, welche Wirkung haben Investitionen, wer erhält die Pfründe und wer trägt die negativen Folgen der Investitionen (z.B. in arbeitssparende Verfahren, in Massenproduktion mit Preisdumping und der sich ergebenden vernichtenden Konkurrenz. )
Demokratie bedeutet eigentlich, dass die (politische) Macht beim Souverän liegt, also geteilte Macht. Wie liesse sich die höchst ungleich verteilte Macht des Geldes demokratischer handhaben? Hier sind Alternativen zum Monopol- und somit machtfördernden Wirtschaftsliberalismus dringend nötig, so dass wir zukünftig vielleicht mal einen Liberalismus schaffen, dessen freiheitliche Gesinnung auch die Freiheit der Menschen vor Zwängen beinhaltet, gerade vor Zwängen und Gewalttätigkeiten - oder ist die Beraubung der Existenzgrundlage durch Entlassung oder durch die Zerstörung von Betrieben etwa keine Gewalttat? - die durch die geballte Macht des freien Kapitals erst geschaffen werden.
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