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Die Mariä-Empfängnis-Basilika. Rechts darunter, von den Bäumen verdeckt, die Grotte, in der die heilige Jungfrau Maria erschienen sein soll.
Vom 22.05. – 28.05.2013 fand die 55. Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes statt. An dieser Wallfahrt habe auch ich als evangelischer Christ teilgenommen. In erster Linie tat ich das aus Neugier und aus der Hoffnung heraus, dass das diesjährige Motto „Lourdes – Ein Zugang zum Glauben“ für mich Vorzeichen sein könnte. Ich denke, Glauben kann in einer stürmischen, sich verändernden Welt ein starker Fels in der Brandung und ein Anker sein.
Zwar wurde ich getauft und auch konfirmiert, christlich erzogen wurde ich aber nicht und so wirkliches „glauben“ hat sich bei mir auch nie eingestellt. Glauben geht nicht von hier auf jetzt, auch das ist mir klar geworden, auf dieser Reise. Glauben ist ein langer Weg, steinig und steil. Lourdes ist für mich so etwas wie ein Anfang gewesen. Ich will nicht sagen, dass ich in meinem Leben noch ein tiefgläubiger Christ werde, aber Lourdes ist mir ein Anstoß auf dem Weg zur Selbstfindung gewesen.
Auf dieser Wallfahrt bin ich einer Vielzahl unterschiedlichster Persönlichkeiten begegnet, jede faszinierend. Da ist der einen etwas drömeligen Eindruck machenden Stabsunteroffizier, der jedoch als es darauf ankommt, eine sehr kluge Frage stellt, als alle anderen schweigen. Da ist ein ehemaliger Religionslehrer aus dem Ruhrpott, der sich in der Folge des immer weiter zunehmenden Teils muslimischer Schüler mit deren Glauben beschäftigt und in der Folge seinen eigenen Glauben neu entdeckt hat. Da ist ein über 60 jähriger, der immer wieder nach Lourdes reist und auch die Unannehmlichkeiten eines Zeltlagerlebens auf sich nimmt.
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Die Route nach Lourdes. Insgesamt fuhren 2 Sonderzüge. Einer von München aus und einer aus Hamburg. Die Sonderzüge von DB und ÖBB waren mit Betten ausgestattet. Bei einer Reisezeit von 27 Stunden auch nötig.
Lourdes ist der Ort der Anbetung der heiligen Jungfrau Maria. Jedes Jahr reisen einige Millionen Pilger nach Lourdes. Der gerade einmal 15.000 Einwohner zählende Ort ist gepflastert mit Hotels, Gaststätten und Souvenirläden, ein Großteil der Bevölkerung dürfte vom Tourismus leben. Auch an Kneipen herrscht in Lourdes kein Mangel. Nicht umsonst trägt Lourdes den wenig schmeichelhaften Zusatz „Geistliches Mallorca“. Und dennoch: Wenn man an der heiligen Grotte steht, in der dem Bauernmädchen Bernadette die heilige Jungfrau erschienen sein soll, dann hat das etwas Ergreifendes. Zumal man nie allein an der Grotte steht. Ständig ist man von betenden und in sich gekehrten Menschen umgeben.
Die Lichterprozession, bei der einige Tausend Menschen den Weg zur Kapelle auf der Grotte beschritten oder die Gottesdienste in der über 20.000 Menschen fassenden unterirdischen Kirche Pius X waren weitere Highlights.
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Auf der Fußwallfahrt nach Bartré.
Auch das internationale der ganzen Veranstaltung hat bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Da spielen Luxemburger Musiker in Frankreich spanische Lieder und Ukrainer, Deutsche und Italiener tanzen dazu. Die Franzosen spielen in ihrem Partyzelt Musik und im nu finden sich auch Deutsche, Polen und Österreicher ein, um den Laden unsicher zu machen. Auch der traditionelle Tausch von Uniformteilen – eigentlich verboten – hat bei der 55. Internationalen Soldatenwallfahrt wieder zahlreiche Anhänger gefunden. Da gab es welche, die sind als Grennis gekommen und als Fremdenlegionäre gegangen.
Aber eigentlich ging es in Lourdes ja um den Glauben. Für mich als evangelischen Christen war es anfangs ungewohnt, einem katholischen Gottesdienst zu folgen. Da gab es einiges, was ich so noch nicht kannte. Anderes ist auch im evangelischen Gottesdienst nicht anders. Christ bleibt eben Christ. Eines ist mir aber auch klar geworden: Der Katholizismus ist für mich keine Alternative zu meiner evangelischen Konfession. Zu viel Pomp, für meinen Geschmack. Da lernt man das schlichte eines evangelischen Gottesdienstes zu schätzen, wenn man einmal einen katholischen Gottesdienst besucht hat.
Um ein Fazit zu ziehen und den Text nicht zu langatmig werden zu lassen (liest ja eh keiner):
Eine Fahrt nach Lourdes lohnt sich auch dann wenn man wenig gläubig ist, ja selbst dann, wenn man nicht gläubig ist. Wenn man sich auf Neues einlassen kann und einigermaßen tolerant gegenüber anderen Weltanschauungen und Lebensmodellen ist, wird man sich von der Spiritualität des Ortes beeindruckt sehen.