Auf der spanischen Insel soll mit deutschen, äh, EU-Geldern und deutscher Hilfe eine Hochgeschwindigkeitsstrecke entstehen. Wir erfinden, wir arbeiten - die anderen ernten die Früchte unseres Bemühens.
Errichtet Barrikaden! Steigt auf sie! Und hört nicht auf, bis Deutschland, Europa und die Welt wieder uns gehört!
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Das als gescheitert angesehene Transrapid-Projekt steht vor einem überraschenden Comeback – und das mit Hilfe aus Berlin. Die Regionalregierung der Kanareninsel Teneriffa will mit dem deutschen Hochgeschwindigkeitszug den Norden mit dem Süden verbinden. Die 120 Kilometer lange Strecke soll in sechs Jahren fertig sein und drei Milliarden Euro kosten. "Die Bundesregierung unterstützt das Projekt ausdrücklich", sagte der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Inselrates von Teneriffa, Ricardo Melchior, in Berlin. "Die Realisierungschancen sind außerordentlich groß", so Bomba.
In einer ersten Machbarkeitsstudie für die Europäische Union, an der auch der Berliner Eisenbahnexperte Peter Mnich von der Technischen Universität beteiligt war, befürworten die Prüfer das Vorhaben. Die Magnetschwebebahn sei ein umweltfreundliches Bahnsystem mit niedrigen Betriebskosten. Da der Bau auf dem Mittelstreifen der bestehenden Autobahn erfolgen solle, entfielen Baurisiken, weil keine neuen Brücken oder Tunnel gebaut werden müssten.
In einer zweiten Studie wird jetzt die Finanzierung geprüft. Voraussetzung dafür ist, dass der Hafen und die beiden Flughäfen der spanischen Insel in die "Richtlinien für transeuropäische Verkehrsnetze" aufgenommen werden. Das soll in diesem September erfolgen. Hinter dem Projekt steht auch der Berliner Unternehmer Mario Hempel. In Brüssel macht sich der Berliner Europa-Abgeordnete Joachim Zeller (CDU) für eine Renaissance des Transrapid stark.
EU trägt einen Teil der Kosten
Es war bereits das vierte Treffen der beiden Politiker im Zusammenhang mit den Plänen zum Bau der Magnetschwebebahn. Die Europäische Union unterstützt das Vorhaben mit bis zu 50 Prozent der Baukosten. Auf Teneriffa existieren seit mehr als 100 Jahren Pläne zum Bau einer Eisenbahnstrecke. Bislang ist es aber wegen des bergigen Geländes nicht zum Bau einer Bahnlinie gekommen.
"Deswegen eignet sich die Insel so besonders für den Transrapid", sagte Bomba beim Treffen mit Melchior in Berlin. Während Schienenzüge nur Steigungen von bis zu vier Prozent bewältigen, schafft der Transrapid das Dreifache. "Nimmt man alle Faktoren zusammen, erkennt man, dass der Transrapid der Insel eine Fülle von neuen Möglichkeiten eröffnen würde", sagte Präsident Melchior, der einst in Aachen studierte.
85 Prozent des benötigten Stroms sollen durch Solaranlagen erzeugt werden, die zwischen den Fahrspuren auf der Strecke verlegt werden. Der Bau soll unter Aufsicht deutscher Ingenieure von einheimischen Bauarbeitern gelingen – und so die Arbeitslosenquote auf der Insel von derzeit 30 Prozent senken. Außerdem verspricht sich der Inselrat einen weiteren Schub für den Tourismus.
Erster Transrapid in Europa
Die Bundesregierung ist von dem Projekt überzeugt. Es wäre die erste reguläre Strecke der Magnetbahn in Europa. Ursprünglich sollte der Transrapid mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 550 Stundenkilometern zwischen Berlin und Hamburg verkehren, später auch München mit dem Flughafen verbinden. Doch diese und alle anderen in Deutschland geplanten Strecken wurden gestoppt. Seit 2004 fährt ein Transrapid in der chinesischen Metropole Shanghai.
Nach Angaben der Bundesregierung ist das Interesse an der deutschen Magnetbahn nie erloschen. Derzeit gebe es Vorgespräche über Strecken in Brasilien, den USA, der Türkei und Malaysia. "Der Transrapid ist nicht tot, die Technik wird sich durchsetzen", sagte Staatssekretär Bomba.
Die Pläne für eine deutsche Magnetschwebebahn reichen bis in die 70er-Jahre zurück. Der Transrapid wurde von Siemens undThyssenKrupp im Auftrag der Bundesregierung entwickelt. Die Kosten dafür betrugen 1,4 Milliarden Euro. Es gab eine Teststrecke im Emsland, die inzwischen stillgelegt ist. Der aktuelle Transrapidzug der neunten Baureihe soll als Leihgabe nach Teneriffa vergeben werden.