Nordsyrien-Konflikt„Die Waffenruhe ist sehr brüchig“Die vorläufige Waffenruhe für Nordsyrien sei ohne Beteiligung der Kurden ausgehandelt worden, sagte Cahid Basar, Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde, im Dlf. Weiterhin gebe es Meldungen über Menschenrechtsverletzungen und Kriegshandlungen. Darauf wolle die Demonstration in Köln aufmerksam machen.
Cahid Basar im Gespräch mit Silvia Engels
[Links nur für registrierte Nutzer]Wer für den Frieden demonstriere, müsse dies friedlich tun – so Cahid Basar über die Kurden-Demonstrationen (picture alliance / Roberto Pfeil)
- E-Mail
- [Links nur für registrierte Nutzer]
- [Links nur für registrierte Nutzer]
- [Links nur für registrierte Nutzer]
- Drucken
- [Links nur für registrierte Nutzer]
Mehr zum Thema[Links nur für registrierte Nutzer] Stirnzunzeln über Trumps Deal mit der Türkei
[Links nur für registrierte Nutzer] „Die Frage nach einem Bündnisfall stellt sich nicht“
[Links nur für registrierte Nutzer] „Den Preis zahlen am Ende wir Europäer“
[Links nur für registrierte Nutzer] „Genau da versagt die Außenpolitik von Heiko Maas“
[Links nur für registrierte Nutzer] EU-Kommissar: Wir bereiten Sanktionen gegen die Türkei vor
Silvia Engels: Cahid Basar, er ist Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde hier in Deutschland. Ursprünglich wollten wir mit Ayten Kaplan von dem Organisationskomitee sprechen, aber wir erreichen sie gerade nicht. Deswegen herzlichen Dank, dass Sie kurzfristig einspringen, Herr Basar, auch wenn Ihre Organisation keine Organisationsverantwortung für diese Demonstrationen hat, sind Sie dort. Wie erleben Sie die Stimmung?
Cahid Basar: Ja, ich erlebe hier die Stimmung als sehr gelöst zunächst einmal. Der Platz, der Chlodwigplatz, wo ich gerade bin, füllt sich so allmählich. Wir haben hier eine große Polizeipräsenz, aber alle sind recht entspannt, und es finden gerade Reden statt, und wir werden, ich vermute mal, in den nächsten 30 Minuten von hier aus losmarschieren. Zuvor haben Kölner Bundestagsabgeordnete eine gemeinsame Erklärung hier abgegeben und sich deutlich gegen den Krieg positioniert und sich mit den Demonstrierenden und mit ihrem Anliegen solidarisch erklärt. Das hat sehr viel Beifall gefunden und auch Zuspruch gefunden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die natürlich sich über diese Solidaritätsbekundungen auch dieser Art freuen.
Engels: Nun wissen wir ja, dass es seit Kurzem eine Vereinbarung zumindest über eine begrenzte Waffenruhe gibt. Hat das allgemein etwas zur Verringerung der Sorgen der Kurden beitragen können?
Basar: Nein, leider nicht, denn diese Waffenruhe, die dort ausgehandelt worden ist, ist ohne die Beteiligung der Kurdinnen und Kurden ausgehandelt worden. Die saßen nicht mit am Tisch, haben also an den Details nicht mitgewirkt. Und die Waffenruhe ist auch sehr brüchig. Uns erreichen immer noch zahlreiche Meldungen aus der Region, die auf Menschenrechtsverletzungen, auf Kriegshandlungen zurückschließen lassen. Und das ist natürlich eine große Sorge, die wir haben, dass hier die Waffenruhe im Grunde nur auf dem Papier steht aber die türkische Armee wie auch die dschihadistische Hilfstruppe noch massiv gegen die Zivilbevölkerung vorgeht.
„Türkische Kreise radikalisiert“Engels: Ihr Anliegen ist Solidarität mit den Kurden in Nordsyrien. Wie wollen Sie sicherstellen, dass Ihr Anliegen durchdringt und nicht, wie in einigen vergangenen Tagen das ja der Fall war, durch gewalttätige Ausschreitungen überlagert wird, die wir ja in einigen deutschen Städten gesehen haben?
Basar: Das sind bedauerliche Einzelfälle, die wir in keinster Weise billigen, und auch natürlich hoffen, dass auch zum Beispiel in Köln, falls es zu Provokationen in irgendeiner Form kommen sollte, diese sofort unterbunden werden können und nicht weiter eskalieren. Wir wollen wirklich das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Situation, auf diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und die Menschenrechtsverletzungen dort richten, und wir sind der Meinung, wer für den Frieden auf die Straße geht und demonstriert, muss auch konsequent friedlich bleiben. Aber wir sehen auch, wie emotionalisiert die Menschen sind, und zwar nicht nur die Kurdinnen und Kurden, die heute auf die Straße gehen aus Sorge und aus Enttäuschung über den Westen und aus Sorge über ihre Verwandten, Familien und ihre Mitbürger, sondern auch vor allem einige türkische Kreise außerordentlich politisiert und radikalisiert sind, was aber auch sicherlich mit seinen Grund darin hat, dass die gleichgeschalteten Medien aus der Türkei letztendlich tagtäglich, 24 Stunden Staats- und Kriegspropaganda in die Wohnungen vieler türkischer Mitbürger auch senden und somit dann auch die Atmosphäre hier sehr vergiften und diese Menschen leider Gottes nationalistisch aufladen und radikalisieren, sodass es dann auch am Straßenrand zu Provokationen kommen könnte.