Krieg gegen IS: Der US-Pakt mit Marxisten
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PKK? "Sie müssen Ihren Firmennamen ändern"
In Colorado legt General Thomas überraschend die Karten auf den Tisch. Damals, 2015, habe er kurdische Politfunktionäre und Milizenchefs der PKK getroffen. "Sie müssen Ihren Firmennamen ändern", habe er ihnen gesagt. Der General erläutert, dass der alte Firmenname nicht vermittelbar gewesen wäre. "Wenn sie zu sehr die Verbindung zu ihrer Vergangenheit, zur PKK, in den Vordergrund stellen würden, dann schüfe das Probleme", erklärt Thomas dem Publikum.
Die aus der Türkei stammende PKK ist in vielen Ländern als "terroristische Organisation" eingestuft, so auch in Deutschland. Offenbar verstanden die kurdischen Milizenchefs das Anliegen des amerikanischen Militärkommandeurs. "Es dauerte nur einen Tag. Dann erklärten sie, dass sie jetzt die 'Syrian Democratic Forces' seien", erzählt General Thomas, um dann noch eine Pointe zu setzen: "Ich dachte mir, dass es eine geniale Eingebung war, das Wort 'Demokratie' irgendwie in dem neuen Namen unterzubringen." Das Publikum in Colorado lacht begeistert.
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Kapitalisten paktieren mit Marxisten
Der US-General hat also verraten, dass "SDF" in Wahrheit ein Deckname für die Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei PKK ist. Das Bündnis ist nicht gerade naheliegend, bringt es doch die imperialistische und kapitalistische Weltmacht USA mit einer marxistischen Ideen anhängenden linken Kaderorganisation zusammen, die von sozialistischer Kooperativenwirtschaft schwärmt. Obendrein wird die PKK von der Türkei, einem Natomitglied und daher formellen Verbündeten der Vereinigten Staaten, als staatsfeindliche Terrororganisation betrachtet.
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Kurden: Nach dem Krieg gleich vor dem Krieg?
Und aus Sicht der PKK? Die Militärmacht USA hat in fast 15 Jahren rücksichtsloser Interventionspolitik im Nahen und Mittleren Osten viel Hass auf sich gezogen. Wer sich mit ihr verbündet und so Gebietsgewinne einheimst, riskiert, eine Menge Gruppen und Regierungen in der Region gegen sich aufzubringen. Was ist, wenn der Tag der Rache kommt? Werden die Vereinigten Staaten der PKK dann zu Hilfe eilen? Und was ist mit der politischen Glaubwürdigkeit der Kaderorganisation?
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"Ich bin Anti-Imperialist, aber..."
"Es ist ein Dilemma, aber es ist eine historische Notwendigkeit", sagt Martin Dolzer, der für "Die Linke" in der Hamburgischen Bürgerschaft sitzt. Er hat vergangenen Samstag (21.10.) eine Demo zum Protest gegen die Haftbedingungen von PKK-Chef Öcalan angemeldet. Die Demonstranten feiern auch die militärischen Siege in Rojava. Unter die Kurden mischen sich, wie stets bei solchen Kundgebungen, Deutsche aus der linken Szene. Einige tragen rote Fahnen. Auf einer prangen Hammer und Sichel. "Hoch die internationale Solidarität", erklingt der Sprechchor. "Ich bin Anti-Imperialist", bekräftigt ein junger Demonstrant mit blonden Haaren. "Aber müssten Sie dem Imperialismus jetzt nicht dankbar sein? Er hat doch der Kurdischen Arbeiterpartei geholfen!", geben wir zu bedenken. "Im Moment ist es richtig, mit den USA zusammenzuarbeiten", meint der junge Mann. "Aber Bauchschmerzen macht mir das schon. Es ist natürlich ein Widerspruch."
"Es ist ein Widerspruch", räumen linke Aktivisten ein.
Für die linke Szene in Deutschland und anderen europäischen Ländern ist Rojava, das befreite Nordsyrien, so etwas wie das neue Kuba, fast wie eine Wiedergeburt des Vietkong. Eigentlich. Wenn da nicht dieser Unterschied wäre. Fidel Castro und Ho Chi Minh haben sich gegen den Imperialismus der Vereinigten Staaten behauptet. Rojava verdankt ihm seine Existenz. Der deutsche PKK-Sympathisant mit der Hammer-und-Sichel-Fahne erkennt die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Amerikanern an, aber er macht sich keine Illusionen: "Wenn sie dich nicht mehr brauchen, dann schmeißen sie dich weg."