Ohne Schnurrbart ist ein Mann nicht richtig angezogen, meinte einst Salvador Dalí, der Malerfürst des Surrealismus. Ein Credo, das kaum verwundert angesichts seines exzentrischen Markenzeichens, dem dünnen Oberlippenbart, den er an den Seiten hochzwirbelte. Ein Credo auch, das der trendbewusste Mann von heute durchaus teilt — denn die "haarige Männermode" im Gesicht ist zurück.
Insbesondere zwei Barttypen, gewissermaßen die Klassiker, sind mittlerweile recht häufig auf dem Laufsteg wie auf der Straße zu sehen: der Vollbart und der Drei-Tage-Bart. Thorsten Staudt, Chef von „Jimmy Ray’s Barber Shop“ (Kappengasse 6), spricht da schon von der „neuen Männlichkeit“. Mehr noch: „Die Männer schwimmen sich frei.“ Nach dem ästhetischen Beckham-Dogma der Neunziger (jedes Haar am Körper wird abrasiert) und den optischen Zumutungen muskelbepackter, aber auch furchtbar glatter Oberkörper auf den Titelseiten diverser Männerzeitschriften wird nun wieder selbstbewusst Haar getragen.
„Sogar in der Geschäftswelt ist der Bart zurück“, sagt Staudt. Bei den Anzugherren auf seinen Barbierstühlen herrscht zwar noch eine gewisse Unsicherheit vor (Mit Bart ins Büro? Geht das überhaupt?). Aber auch hier sei der Trend eindeutig. Aus gutem Grund, wie Enrico Heindl findet: Der Bart schmückt das Gesicht des Mannes, und er unterstreicht die Persönlichkeit, meint der Obermeister der Nürnberger Friseur-Innung, der auch Junior-Chef vom „Friseur des Herrn“ (Lorenzer Straße 30) ist. Männer würden mittlerweile mehr auf sich achten. Sie benutzen Cremes, pudern sich ab, lassen sich maniküren — und pflegen die Bartkultur. „Der Mann darf wieder herb aussehen, die Zeit der Popo-Gesichter ist vorbei.“
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