[...] Der nahe der österreichischen Grenze im bayerischen Sachrang aufgewachsene Werner Herzog glaubte schon immer daran, die Wirklichkeit beeinflussen zu können: Ende 1973 wanderte er in 22 Tagen von München nach Paris, um die schwer kranke Filmkritikerin Lotte Eisner zu besuchen und damit, in seinem Verständnis, vor dem Tod zu retten. Tatsächlich lebte die Eisner noch weitere zehn Jahre. Über seinen Fußmarsch schrieb Werner Herzog das Buch "Vom Gehen im Eis".
1977 wettete der Filmemacher mit seinem amerikanischen Kollegen und Freund Errol Morris, dass dieser es nie schaffen würde, seinen ersten Dokumentarfilm „Pforten des Himmels“ fertig zu stellen. Herzogs Wetteinsatz war das Versprechen, seine Schuhe zu essen. In dem Kurzfilm „Werner Herzog Eats His Shoe“ sieht man, wie er die verlorene Wette einlöst.
Der bayerische Regisseur hat sich in allen seinen Filmen immer mit der Hybris der Menschen auseinandergesetzt, vor allem mit der eigenen.Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein. Eigentlich geht es immer um Werner Herzog selbst, um seinen subjektiven Blick auf die Welt, den im Spielfilm sein Alter Ego Klaus Kinski am radikalsten verkörpert hat, und der im Dokumentarfilm darin besteht, Vorkommnisse, Personen und ihre Aussagen bisweilen sogar frei zu erfinden. Scheiß auf die Authentizität. Werner Herzog spricht in diesem Zusammenhang von der ekstatischen Wahrheit.
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