Deutscher Staat im Ausverkauf
Risiko Privatisierung
SWR2 Wissen: Aula
Der deutsche Staat hat immer mehr öffentliche Aufgaben in private Hände gegeben. Welche Gefahren das birgt, verdeutlicht der Sozialwissenschaftler Tim Engartner.
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Die chronische Unterfinanzierung des Bildungssektors hat zur Folge, dass immer mehr private Akteure auf den Markt treten. Im Rahmen der Pisa-Studie 2006 wurde offensichtlich, dass 87 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler eine Schule besuchen, an der Wirtschaft und Industrie Einfluss auf die Lehre ausüben. Das ist im OECD-Vergleich ein absoluter Negativ-Rekord. (Anmerkung der Redaktion: Zur OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, gehören 35 Mitgliedsstaaten.)
Und nicht wenige der Unternehmen, die vorgeben, sich für Bildung einzusetzen, wollen nach meinem Dafürhalten damit nur Geld verdienen. Allein 16 der 20 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland bieten mittlerweile kostenlose Unterrichtsmaterialien an, um der nachfolgenden Generation ihre Sicht auf die Dinge zu vermitteln.
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Die Bahn, die (Anmerkung der Redaktion: vor ihrer Privatisierung 1994) innerhalb von acht Tagen so viele Kundinnen und Kunden befördert hat wie die Deutsche Lufthansa innerhalb eines Jahres, konzentriert sich fast ausschließlich auf den Hochgeschwindigkeitsverkehr - und das, obwohl 90 Prozent des Schienenverkehrs unter 50 Kilometer Reichweite hat.[...]