Polen fordert mehr Solidarität von Deutschland

Polens Außenminister Sikorski hatte vor zwei Jahren Deutschland zu "mehr Führung" aufgerufen. Nun müsse der Nachbar mehr Solidarität zeigen, damit der Süden Europas sich wirtschaftlich erholen könne.

Polens Außenminister kritisiert Berlin: In einem Interview hat Radoslaw Sikorski, der vor zwei Jahren großes Vertrauen in die Führungskraft Deutschlands geäußert hatte, jetzt deutlich andere Akzente gesetzt. Polen hatte sich bisher zurückgehalten, was die umstrittene Frage der Euro-Bonds betrifft.

Jetzt wagt Sikorski sich vor: Die EU werde nur dann eine "wahre politische Union" werden, wenn einige "finanzielle Verpflichtungen" gemeinsam getragen würden. Berlin müsse zur Rettung der Euro-Zone mehr tun als bisher.

Um zukünftige Projekte zu finanzieren, so Sikorski, seien solche Bonds, europäische Anleihen, sicherlich sinnvoll. Dann würden die Zinsen für die Krisenländer im Vergleich zu jenen für Deutschland sinken, "und der Süden könnte sich erholen", sagte Sikorski der "Zeit". "Das würde das Vertrauen in die Unzerstörbarkeit der EU wiederherstellen. Ich weiß, wie schwer dies dem deutschen Publikum zu verkaufen ist. Vielleicht so schwer, wie unsere Öffentlichkeit in Polen davon zu überzeugen, dem Euro beizutreten."

Sikorski kritisierte auch den Umgang der deutschen Behörden mit der "polnischen Minderheit in Deutschland" und eine gelegentlich verzerrte Darstellung der gemeinsamen Geschichte. Dabei nannte er den ZDF-Film "Unsere Mütter, unsere Väter", der polnischen Widerstandskämpfern großenteils judenfeindliche Haltungen zugeschrieben hatte. "Sie werden verstehen, dass wir es nicht gut vertragen, von Deutschen als Antisemiten stigmatisiert zu werden." Es gebe eine "selektive historische Erinnerung mit Bezug auf den Osten".

Davon abgesehen seien die deutsch-polnischen Beziehungen jedoch gut und das Vertrauen der Polen in Bundeskanzlerin Merkel sehr groß.

Besorgnis wecke die Politik Russlands, das versuche, "ex-sowjetische Gebiete wieder einzusammeln, wie in der Geopolitik des 19. Jahrhunderts". Sikorski kritisierte auch Drohungen Moskaus gegen verschiedene Länder im Osten Europas: "Es hat politisch motivierte Lieferstopps und Boykotte von Gas, Wein, Fleisch und anderen Gütern seitens Russlands gegeben. Dies verstößt gegen die Regeln der Welthandelsorganisation, bei der Russland Mitglied ist." Der Kontext ist die geplante EU-Assoziierung, welche die Ukraine, Moldau und Georgien im November enger an die Gemeinschaft binden soll.

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Wie immer ein lauter Schrei nach mehr Kohle
Die EU Mitgliedstaaten kommen mir manchmal so
vor wie Kids die immer nach mehr Taschengeld verlangen...