Wir wissen aus deutschen Dokumenten, daß den Aufständischen Erfolg
beschieden war: Elf SS-Männer und zwei nichtdeutsche Wachmänner
wurden getötet, rund 300 Juden gelang die Flucht. Dies war nur
möglich, weil die SS selbst die elementarsten Sicherheitsvorkehren außer
acht ließ, da sie die Möglichkeit eines Aufstandes nicht in Betracht
gezogen hatte. Falls Sobibór aber ein Vernichtungslager war, wo eine
ungeheure Zahl von Juden ermordet worden war, wo die Arbeitsjuden
den sicheren Tod vor Augen hatten und zudem die ganze Zeit über geprügelt
wurden, war stündlich mit einem Aufstand zu rechnen. Somit
beweist das von Petscherski beschriebene leichtsinnige Verhalten der
SS-Männer, die ihren Mördern förmlich ins offene Messer liefen,
Wir kommen zur gleichen Schlußfolgerung, wenn wir Miriam Novitchs
Buch betrachten, in dem Petscherski eine geraffte Fassung seines
Berichts von 1946 wiedergibt: er berichtet uns, daß die Wachleute jede
Nacht beim Zapfenstreich ihre fünf Munitionskartuschen abgeben mußten,
Ergänzend sei noch erwähnt, daß laut einer Erklärung, die der ehemalige
Polizeihauptmann Erich Wullbrandt im Jahre 1961 in Braunschweig
abgab, einige der geflüchteten Juden am Abend des Aufstands freiwillig
ins Lager zurückgekehrt sind.217 Sofern dies zutrifft – woran zu zweifeln
wir keinen Anlaß sehen –, liefert es einen zusätzlichen Beweis für die
Richtigkeit unserer Einschätzung