Hanno Müller über die niedrige Ausländerquote in Thüringen.
Thüringen wirbt um Ausländer. Innen- und Wirtschaftsministerium stellen dafür Beachtliches auf die Beine. Arbeitsagenturen werden zu Wilkommens-Agenturen, ein Welcome-Center soll Fachkräfte locken. Im Erstaufnahmelager finden Willkommenskurse statt.
Doch das ist nur die eine Seite. Auf der anderen Seite hocken schon mal Dutzende junge Spanier, zusammengepfercht in Notunterkünften, und sehen sich um ihre Hoffnungen auf die versprochene Ausbildung und Jobs in Thüringen betrogen.
Auf dieser anderen Seite leben Asylanten weiter in teils menschenunwürdigen Unterkünften, nur "vorübergehend" befreit von einer Hundeleine namens Residenzpflicht. Und ganz selbstverständlich und rechtens werden auf dieser anderen Seite auch Abschiebungen weiter restriktiv gehandhabt.
Nach den neuesten Zahlen der Statistiker ist der Osten für Ausländer eher Niemandsland. Es ist nicht mal die vermeintliche Fremdenfeindlichkeit, die Ausländer den Osten meiden lässt.
Ausländern bieten sich im Westen bessere Möglichkeiten. Sie sind dort besser vernetzt, haben mehr familiären und kulturellen Rückhalt, mehr Anlaufstellen für ihre Anliegen.
So wird die niedrige Ausländerquote zum Teufelskreis -
es fehlt am kulturellen Milieu, in dem sich Fremde heimisch fühlen und andere nachziehen.
Dass hier nicht einmal Illegale Unterschlupf finden, klingt schon fast wie bittere Ironie.
Thüringen braucht Zuwanderer. Nicht nur für mehr Weltoffenheit und Multikulti - auch fürs wirtschaftliche Überleben. Offenbar haben das die Verantwortlichen erkannt. Dann müssen sie es jetzt aber auch wirklich ernst meinen mit dem "Willkommen" für Ausländer.