Kiew vor blutiger Religionskrise wegen der Abspaltungspläne vom Moskauer Patriarchat? © AFP 2018 / Ozan Kose
[Links nur für registrierte Nutzer]20:42 11.09.2018(aktualisiert 20:49 11.09.2018) Zum Kurzlink
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Die Präsidentschaftswahl in der Ukraine rückt immer näher und immer größer wird die Wahrscheinlichkeit einer verbissenen religiösen Konfrontation.
Der ökumenische Patriarch Bartholomaios hat zwei seiner Exarchen nach Kiew geschickt und die Gewährung der Autokephalie angekündigt. Damit sorgte er für Empörung in den Reihen der
[Links nur für registrierte Nutzer]. Was könnten aber die möglichen Folgen dieses Konflikts sein?
Frage von globaler Bedeutung Anfang September ereigneten sich gleich mehrere Dinge, die in der Ukraine einen religiösen Konflikt durchaus wahrscheinlich gemacht haben. Bei einem Bischofskonzil der Konstantinopel-Kirche in Istanbul wurde beschlossen, dass sie ab sofort die Verleihung der Autokephalie mit anderen Kirchen nicht abzusprechen braucht. Bartholomaios teilte mit, die Initiative zu übernehmen, „weil Russland, das für die aktuelle schmerzhafte Situation in der Ukraine verantwortlich ist, nicht imstande ist, das Problem zu lösen“. Gleich als erstes bestimmte er zwei Exarchen für die Ukraine: den Erzbischof Daniel von Pamphilon (USA) und den Bischof Ilarion von Edmonton (Kanada). Diese haben einige Momente gemeinsam: Sie beide kamen 1972 in der Ukraine zur Welt. Beide gehörten dem dortigen Ökumenischen Patriarchat an.
© Sputnik / Sergej Pjtakow
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Daniel von Pamphilon (bürgerlich Wladimir Selinski) studierte an einem Priesterseminar in der Ukraine und dann an der Katholischen Universität in den Vereinigten Staaten. Dann wechselte er zur Ukrainisch-Orthodoxen Kirche in den USA, die dem Ökumenischen Patriarchat angehört. Ilarion von Edmonton studierte am Kiewer Priesterseminar und zog später nach Griechenland, wo er Mönch wurde. Danach vertrat er das Ökumenische Patriarchat in mehreren Ländern. 2005 war er Dolmetscher während eines Treffens von Bartholomaios mit dem damaligen Präsidenten der Ukraine, Viktor Juschtschenko. Damals kam es zu einem Zwischenfall: Ilarion wurde von türkischen Polizisten festgenommen, und zwar weil er angeblich mit gefälschten Unterlagen gereist wäre und zudem ein „tschetschenischer Rebell“ wäre. Er wurde erst dann freigelassen, nachdem der ukrainische Konsul dessen Identität bestätigt hatte. Die beiden hochrangigen Priester lobbyieren seit langem Kiews Streben nach der Autokephalie. „2015 waren sie Repräsentanten des Ökumenischen Patriarchen bei den Verhandlungen zum Thema Vereinigung von orthodoxen Kirchen der Ukraine“, sagte der Sprecher des selbsternannten Kiewer Patriarchats, Jewstrati Sorja. „Außerdem wurden sie vom Ökumenischen Patriarchen mehrmals zu feierlichen Veranstaltungen in der Ukraine geschickt, um die Konstantinopel-Kirche zu vertreten – zuletzt im Juni dieses Jahres, während der Feierlichkeiten zur 1030- Jahr-Feier der Taufe Russlands und der Ukraine.“
Spaltung vor allen Augen Die Ernennung der Exarchen hat die ohnehin schwierige Situation im orthodoxen Glauben in der Ukraine noch mehr verworren. In diesem Land funktionieren aktuell gleich mehrere größere Bündnisse. Die einzige kanonische Organisation ist die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche, der insgesamt etwa 12 000 Gotteshäuser gehören und die mehr als 10 000 Prediger zählt. Sie kontaktiert mit dem Moskauer Patriarchat, dem sie allerdings weder politisch noch finanziell noch sonst wie untergeordnet ist. Aber selbst ihre symbolische Verbindung mit Russland wird von vielen ukrainischen Politikern äußerst negativ wahrgenommen.
© Sputnik / Sergej Pyatakow
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Der größte Opponent der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche ist das 1992 gegründete selbsternannte Kiewer Patriarchat (5000 Kirchen, 3500 Kleriker). Es ist in der orthodoxen Welt nicht anerkannt, aber in Kiew glaubt man, dass gerade auf seiner Basis die autokephale Kirche entstehen sollte. Aber die Frage nach den Vollmachten der Exarchen bleibt vorerst offen. Zwar geht aus der entsprechenden Mitteilung des Patriarchen von Konstantinopel hervor, dass Daniel und Ilarion zwecks Vorbereitung auf die Überlassung der Autokephalie (sprich Unabhängigkeit) und zwecks künftiger Bildung des eigenständigen Patriarchats ernannt worden seien. Aber in der orthodoxen und katholischen Kirche kann nur der Vorsteher eines eigenständigen Kirchensprengels zum Exarchen ernannt werden. In der Ukraine gibt es inzwischen Gerüchte, dass Bartholomaios die Gründung der autokephalen Kirche nicht voranbringen wolle, sondern an der Einrichtung einer Filiale des Ökumenischen Patriarchats interessiert sei.