Seehofer stoppt „Mein Kampf“

Horst Seehofer will Hitlers „Mein Kampf“ nun doch unter Verschluss halten – obwohl Münchner Historiker im Auftrag des Freistaats an einer kommentierten Edition arbeiten. Und obwohl die Hetzschrift übers Internet längst unkommentiert erhältlich ist.

Im Streit um den Umgang mit Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ gibt es eine überraschende Wendung. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer will nun verhindern, dass eine von Historikern kommentierte Edition herausgegeben wird. Dabei hat der Freistaat die Arbeit eines Forscherteams an eben dieser Edition finanziert.

Der Reihe nach: Hitler hat den ersten Teil seiner Hetzschrift erstmals 1925, den zweiten Teil 1926 veröffentlicht. Zwischen 1933 und 1945 wurde es in einer Millionenauflage gedruckt. Es war die Bibel der Nazis, mal großformatig in Goldeinband, mal kleiner in der sogenannten Gesangbuchvariante.
Nach Hitlers Tod fielen die Rechte des Buches an den Freistaat Bayern. Der verbot seither, dass das Buch nachgedruckt werden kann.

Aber die [Links nur für registrierte Nutzer]. Bayerns Regierung machte sich Gedanken darüber, was danach geschieht. Schließlich wurde entschieden, beim Münchner Institut für Zeitgeschichte eine kommentierte Edition in Auftrag zu geben. An einem runden Tisch Anfang 2012 stimmte unter anderem auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, dem Plan zu.

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Jetzt hat es sich Seehofer anders überlegt. Am Dienstag erklärte die Chefin seiner Staatskanzlei, Christine Haderthauer, nach einer Kabinettssitzung, „Mein Kampf“ werde nicht veröffentlicht.
Falls Verlage es künftig veröffentlichen wollten, werde die Regierung Strafanzeige erstatten.*
Das dürfte nicht so einfach werden, wie eine [Links nur für registrierte Nutzer] vor einem Jahr ergab.

„Unsere Auffassung ist: Auftrag gestoppt“, sagte Haderthauer mit Blick auf die Arbeit der Historiker. Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle [Links nur für registrierte Nutzer], der Auftrag an das Institut für Zeitgeschichte werden zurückgezogen. Gespräche mit Holocaustopfern hätten gezeigt, dass jeder Nachdruck großen Schmerz bei ihnen und ihren Angehörigen auslöse.
Seehofer sagte am Rande einer Landtagssitzung, er könne doch nicht beim Bundesverfassungsgericht ein Verbot der NPD beantragen und anschließend das Staatswappen für die Verbreitung von „Mein Kampf“ hergeben.
Seehofer hat damit Söder und die Historiker brüskiert. Dabei kann man Hitlers Hetzschrift recht einfach [Links nur für registrierte Nutzer] – leider unkommentiert.

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Derweil kommt aus dem Institut für Zeitgeschichte die Meldung, man werde die kommentierte Fassung trotzdem drucken, auch ohne Unterstützung durch die Regierung.
Schließlich gab es dazu einen einstimmigen Auftrag durch das bayerische Parlament!

*Das Buch und sein Besitz ist in Deutschland nicht verboten, nur eben bis 2015 der Nachdruck desselben wegen der Urheberrechte Bayerns bis 2015.
Da hat sich Seehofer weit aus dem Fenster gehängt - wie will er denn die Strafanzeigen begründen?

Er hätte wohl besser erst seinen Anwalt gefragt um sich nicht lächerlich zu machen!