Meme vs. Gene
Unter dem Wort Gen oder Gene können die meisten Menschen, auch ohne höhere Schulbildung, sich eine gewisse Vorstellung machen. Gene seien halt etwas Biologisches, etwas das bestimmte körperliche Merkmale ausprägt oder gar das Verhalten bzw. die Persönlichkeit eines Menschen oder Tieres bestimmen soll. Gene, oder ein bestimmtes Gen ist halt etwas, was jedes Lebewesen in sich trägt. Gene seien somit etwas Wesentliches, also dem Wesen eines Lebewesens inne.
Bei der Frage nach ethnischer Abstammung, schauen wir auf die Gene. Bei der Frage nach irgendwelchen Verwandtschaftsgraden, schauen wir auf die Gene. Bei der Frage nach Krankheiten, schauen wir auf die Gene. Bei der Partnerwahl, schauen wir auf die Gene. Bei Homosexuellen, Straftätern oder anderen "exzentrischen" Verhaltensweisen schaut man heute immer zuerst ins Mikroskop und versucht die Ursache für dies oder jenes zu finden.
So entsteht der Eindruck, Gene seien etwas furchtbar Relevantes, etwas Wesentliches.
Nicht selten haben obskure Rassentheorien in der Kolonialpolitik der Briten, Franzosen, Deutschen und Spanier zur Ausbeutung und heftigen Kriegen geführt. Die "Perfektion" bzw. die Vollendung der Instrumentalisierung des Rassismus' fand letztendlich im nationalsozialistischen Deutschland statt.
Die Idee einer Deutschblütigkeit, also die Vorstellung von einem genetisch-fundiertem deutschen Volke, war ein fester Glaubenssatz der NS-Ideologie. So heißt es im NS-Parteiprogramm von 1920:
"Staatsbürger kann nur sein , wer Volksgenosse ist .Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher ein Volksgenosse sein."
Man sprach von einer deutschen Kultur die genetisch prädestiniert, also durch gewisse Gene vorherbestimmt sei. Für das böse Verhalten und die minderwertige Kultur der Juden und anderer Parasiten wie Zigeunern seien schließlich deren Gene verantwortlich, die von den Genen des deutschen Volkes isoliert oder gar ausgemerzt werden mussten.
In der Vorstellung, nicht nur deutscher Rassisten, tobt also ein ständiger rassischer Kampf auf dieser Erde. Die eine Rasse, oder die eine Ethnie hält zusammen gegen die andere Ethnie, Rasse oder Volk. Eine darwinsche Vorstellung vom Überleben des Fittesten.
Diese Vorstellung bahnte ihren Weg in die damalige Wissenschaft. Man beobachtete das Rudelverhalten von Wölfen und anderen Tieren, und zoologisierte so den Menschen. Der Mensch sei ein durch seine Gene triebgesteuertes Wesen; der Rassismus sei eine natürliche Eigenschaft des Menschen, denn Rassismus komme ja schließlich auch in der Tierwelt vor, nicht wahr?
Die sogenannte Evolutionstheorie, legitimiere dem Menschen Rassismus und anderes tierisches Verhalten. Alles sei evolutionsbiologisch determiniert und fest eingegrenzt.
In der heutigen Zeit stellen wir aber einen großen Widerspruch zum genetisch determinierten Verhalten des Menschen fest. Die Gene scheinen doch nicht mehr Träger kultureller Eigenschaften zu sein; in Zeiten der Globalisierung immigrieren die Menschen in verschiedenste Länder und nehmen andere Sitten, Bräuche, Traditionen und eine andere Kultur an. Die Grenzen zwischen Kulturen und Völkern scheinen sich aufzulösen bzw. verwischen miteinander. Nichts ist wirklich mehr eindeutig kategorisierbar.
Die Illusion vom Zusammenhalt der Menschenrassen aufgrund genetisch-biologischer Ähnlichkeiten scheint besonders heute durch eine am schnellsten wachsende Ideologie, ein Glaubenssystem, zerrieben zu werden. Dieses Glaubenssystem ist der ISLAM. Das Wort Glaubenssystem beinhaltet in sich das Wort "Glauben", also eine kognitive Annahme, ein MEM.
Was ist ein MEM? Meme sind Elemente einer Kultur, die nicht auf genetischem Wege, sondern durch Imitation (Nachahmung) weitergegeben werden.
Völkische Rassisten und Nationalisten gehen aber davon aus, gute GENE seien auch die Träger einer guten Kultur; d.h. gute Gene prägen bzw. determinieren das gute Verhalten eines Menschen. Ähnliche GENE würden für einen guten Zusammenhalt einer Rasse, eines Volkes oder was auch immer garantieren.
Wie wir aber Anhand des ISLAMs sehen, hat das MEM eine viel größere kraft, es dominiert sogar das GEN! Menschen verschiedenster Abstammungen, ob Deutsche, Russen, Chinesen, Afrikaner oder wer auch immer, konvertieren in ein Glaubenssystem und zeigen eine viel größere Bindung und ein viel größeres Zusammenhaltgefüge als Menschen innerhalb einer Volksgruppe. Je dogmatischer das MEM, desto stärker ist die Wirkung: Ein deutscher Islamkonvertit der ein starkes MEM hat, bekämpft dann sogar seine genetischen Artverwandten und opfert sich für genetisch Artfremde!
Wieso nehme ich aber den ISLAM als Beispiel, und nicht etwa das größte Glaubenssystem, das Christentum. Weil der ISLAM an sich eine nationalismusfeindliche Ideologie ist. In das Christentum dagegen hat sich nationalistisches Gedankengut, was eigentlich auch nur ein MEM ist, reingeschlichen. Die sogenannten Deutschen Christen im NS-Deutschland waren z.B. so eine Synthese aus Christentum und darwinschem Rassismus.
Einige völkische Nationalisten, Rassisten oder Chauvinisten könnten jetzt entgegnen: Rassenkämpfe gibt es aber nicht nur unter Tieren, sondern auch unter den Menschen! Z.B. die Kämpfe zwischen Weißen und Schwarzen in den USA. Zeigen uns nicht gerade Personen wie Martin Luther King oder Nelson Mandela dass es rassische Probleme unter den Menschen gibt und ständiger Rassenkampf unter den Menschen tobt?
Meine Antwort darauf:
Rassenkämpfe gibt es tatsächlich! Aber nicht aufgrund eines genetischen Determinismus'! Hier hat wiederum das MEM das Sagen, nicht das GEN! Nochmal: Ein Mem ist eine Glaubensannahme! Diese Glaubensannahme gaukelt einem Rassisten vor, seine Aversion gegen einen "Artfremden", wer das auch sein mag, sei ein natürlicher evolutionsbiologischer Mechanismus um seine eigene Art, Rasse, Ethnie etc. zu schützen; man könne es ja schließlich in der Tierwelt beobachten, nicht wahr?
Doch das ist nur ein Glaubenssystem, ein MEM! Völkischer Rassismus ist nur ein Glaubenssystem und keine evolutionsbiologische Natürlichkeit beim Menschen! Denn wie uns heute besonders der ISLAM zeigt, kann ein Artverwandter ein anderes MEM annehmen und die Menschen seines eigenen Genpools bekämpfen. D.h. wiederum: MEM dominiert das GEN!
Würde das GEN dominieren bzw. wären die GENE Träger von kulturellen Eigenschaften, so wäre es für einen Deutschen, oder einen Westeuropäer unmöglich semitische Glaubenssysteme anzunehmen und die Menschen eigenen Genpools zu bekämpfen. Dann gebe es nicht Leute wie Eric Breininger, Pierre Vogel oder Andreas Tittus...
Mit diesem Schreiben möchte ich nicht für den ISLAM werben; denn ich erkenne auch die Schattenseiten des Islams die jeder genügend selber kennt. Dennoch bietet uns das Beispiel ISLAM eine Steilvorlage für den Irrsinn des völkischen Rassismus' und Rassismus im Allgemeinen.
Die Rolle der GENE die von jedem Rassisten propagiert wird, ist somit völlig nichtig und irrelevant. Genetische Ähnlichkeiten garantiert keinerlei Zusammenhalt für eine Volksgruppe oder eine Nation! Da brauchen wir keinen Martin Luther King oder Nelson Mandela, der ISLAM zeigt uns, dass es anders geht:
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Manche Nationalisten sagen dann auch, man müsse ihr Volk vor dem Aussterben bewahren und die eigene Kultur am Leben erhalten. Nehmen wir z.B. das sogenannte "deutsche Volk": Ich habe von einigen Mitgliedern dieses Forums öfters die Aussage gehört "Der Genpool des deutschen Volkes muss erhalten bleiben" usw. Doch das ist eine Illusion, ein Märchen! Der Genpool des heutigen deutschen Volkes ist ein anderer als vor 20 Jahren. Der Genpool des deutschen Volkes vor 20 Jahren ist ein anderer als vor 200 Jahren. Was heißt das also? Das ursprüngliche "deutsche Volk" ist schon längst tot! Es stirbt ständig und transformiert sich, es entsteht ständig was Neues! Oder sprechen wir einmal von der "deutschen Kultur" die ja auch am Leben erhalten werden müsse. Die heutige deutsche Kultur ist eine andere als vor 50 Jahren! Die deutsche Kultur vor 50 Jahren ist eine andere als vor 200 Jahren. Begriffe wie "deutsches Volk" oder "deutsche Kultur" sind somit völlig nichtige und flüchtige Begriffe die sich in ihrer Definition ständig wandeln.
Völkische Nationalisten und Traditionalisten erzählen also ständig Märchen! Die Konzentration bzw. die Fixierung auf GENE oder einen Genpool ist somit eine völlig unsinnige Sache, als würde man auf einem Feld den Wind weiden. Es hat keinerlei Zweck und keinerlei Nutzen! Die MEME geben den Ton an und sind somit das WESENTLICHE!
In der Tat wird der völkische Nationalismus aussterben, er stirbt bereits jetzt! Während völkische Nationalisten immer nur Artverwandte zu rekrutieren versuchen, die es ja so gar nicht mehr gibt, vor allem nicht in Zeiten der Globalisierung; vereinigen supranationale Ideologien wie der ISLAM alle Elemente in sich, und wachsen dadurch zu einem unglaublichem Koloss.
Diese Tatsache scheinen einige rechte Bewegungen jetzt zu erkennen, wie die Neue Rechte von Alain de Benoist, der sagt:
„Ich habe als Nachbarn lieber einen Moslem, der meine Werte teilt, als einen Skinhead“
In einem Interview mit der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ aus dem April 2000, das seinerzeit noch von Jürgen Schwab geführt wurde, kritisierte Alain de Benoist das Beharren der traditionellen Rechten auf dem Nationalismus folgendermaßen: „Die Neue Rechte ist [...] nicht nationalistisch. Sie hält die Staatsnation für eine veraltete Form des politischen Lebens und betrachtet den Nationalismus als eine Art des Individualismus und der Ich-Sucht auf höherer Ebene [...]. Ich fühle mich nicht deshalb jemandem nahe, nur weil er aus demselben Land kommt oder weil er die gleiche Nationalität hat wie ich. Ich fühle mich dann jemandem nahe, wenn er die gleiche Weltanschauung hat wie ich, wenn er denselben Wertvorstellungen anhängt wie ich [...]. Die Zugehörigkeit zu einer politischen oder ‘nationalen’ Körperschaft garantiert die gemeinsame Identität nicht mehr.“
Auch Alain de Benoist scheint zu erkennen, dass das einzig RELEVANTE in keinem Genpool oder sonstigen biologischen Kriterien steckt, sondern in der Ideologie, im Glaubenssystem, also im MEM alleine!
Und noch von einer weiteren Illusion müsse sich die Rechte nach de Benoist lösen. Ihm zufolge liege „die Zeit homogener Gesellschaften, die Zeit des Nationalstaats […] hinter uns.“ Die Rechte müsse aufhören in dem Begriff „Identität“ einen „Fetisch oder Slogan“ zu sehen. Bislang habe sie sich diesem Thema nur „ahistorisch“ genähert und glaube, dass „Identität eines Volkes“ etwas sei, was sich niemals ändere. Dabei sei das Gegenteil richtig, nach de Benoist handele es sich bei Identität um „eine kollektive, sich ständig erneuernde Erzählung“.
Die Einheitlichkeit der ethnischen Herkunft, für die ein Großteil der Rechtsextremen einsteht, sei nach Alain de Benoist allerdings „kein Schutz gegen die Volksaufstände, die Revolutionen, die sozialen Kämpfe, die gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen. […] Das soziale Leben“, so der vor einigen Jahrzehnten selbst noch biologistisch argumentierende Theoretiker, „richtet sich nicht stärker an biologischen oder ethnischen Grundlagen als am Verteilungskampf aus – der auch eine Realität ist.
Somit ist das wühlen und graben in irgendwelchen Abstammungslinien, wie es die völkischen Nationalisten tun, eine völlig gestörte und ins Leere laufende Sache. Man hat ganz einfach keinen Nutzen davon! Es garantiert keinerlei Zusammenhalt und schweißt auch nichts und niemanden zusammen! Man könnte sagen, es ist eine Art Geisteskrankheit! Ein niederes, tierisches Verhalten!
Ich persönlich halte den Atheismus als die Ursache für diese Geistesgestörtheit. Einem Atheisten fehlt der Glaube an etwas Höheres, an etwas Transzendentes; darum bleibt ihm auch nichts mehr anderes übrig als sich wie ein wildes Tier zu verhalten und seine eigenen Schwächen, wie den Rassismus zu zoologisieren und sich damit zu rechtfertigen.
Und zum Schluss möchte ich noch einen Artikel hier empfehlen, der sehr gut aufzeigt, wie völkische Rassisten die sexuelle Perversion fördern:
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