Diskussion in Bünde um Reichskriegsflagge
SPD-Ratsherr fiel Fahne am Volkstrauertag "unangenehm auf"
Die Reichskriegsflagge (links im Bild).
Streitfall
Bünde (ged). Eine Gedenkfeier zum Volkstrauertag, auf der die Reichskriegsflagge gezeigt worden ist, sorgt in Bünde (Kreis Herford) für kommunalpolitische Debatten. Einem SPD-Ratsherrn sei die Fahne "unangenehm aufgefallen", teilte er in einer Sitzung des Stadtrates kürzlich mit. Die Flagge war auf einem Friedhof bei der Kranzniederlegung durch Bürgermeister Wolfgang Koch (CDU), Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl und Thorsten Kröger, den Vorsitzenden des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Bünde, gezeigt worden.
"Die Reichskriegsflagge ist zwar nicht verboten, wird aber verbunden mit der Verherrlichung des Krieges. Die Nazis haben sie in abgewandelter Form benutzt", kritisiert SPD-Ratsmitglied Heinrich Möntmann und fordert den Bürgermeister auf, mit den Gruppen, die diese Flagge jedes Jahr zeigen, in Dialog zu treten. Auch der Bürgermeister räumt inzwischen ein, dass er das Zeigen der Reichskriegsflagge "für bedenklich" halte.
Seit Tagen diskutieren in Bünde Ratsfraktionen und Bürger darüber, ob die Reichskriegsflagge weiter gezeigt werden soll. Traditionsvereine wie die Marinekameradschaft argumentieren, dass das Zeigen der Flagge bei Gedenkveranstaltungen in den vergangenen Jahrzehnten nie ein Thema gewesen sei. Man zeige die Flagge aus Tradition. Der Bünder Grünen-Fraktion ist es hingegen "unverständlich, warum manche Zeitgenossen unbeirrt eine Fahne hochhalten, die für eine militaristische Traditionslinie steht, die millionenfachen Tod und unbeschreibliches Leid über die Welt gebracht hat". Mit Nostalgie sei das nicht zu rechtfertigen.