Da haut es einem doch aus den Socken........
Sex-Projekt von Künstler Mischa Badasyan: 365 Tage, 365 Männer
Ein Jahr lang hat der homosexuelle Künstler und Student Mischa Badasyan, 27, jeden Tag mit einem anderen Mann geschlafen - darunter Alte, Heteros und HIV-Positive. Ein Gespräch über schöne Dates, den Berliner Straßenstrich und tiefe Einsamkeit.
SPIEGEL ONLINE: Du hast im vergangenen Jahr mit 365 Männern geschlafen, jeden Tag mit einem anderen. Diese Woche war dein letztes Date, wie war's?
Mischa Badasyan:
Ehrlich gesagt war es keine so schöne Erfahrung. Es war ein Freund von mir und das Date schon lange verabredet, er wollte unbedingt der Letzte sein und meinte: Egal was kommt, selbst wenn du dich über das Jahr mit HIV ansteckst, wir machen das. Das hat mir Hoffnung auf Nähe gegeben. Er hat mich dann mit einem Schild empfangen, darauf stand: "Ziel erreicht!" Wir haben zusammen Eis gegessen und uns unterhalten. Aber dann funktionierte es körperlich einfach nicht.
SPIEGEL ONLINE:
Du hast dich jeden Tag auf einen Neuen eingelassen. Fandest du alle Männer attraktiv?
Badasyan:
Ne, 80 Prozent mochte ich gar nicht.
SPIEGEL ONLINE:
Die Regeln für dein Projekt waren: Kein Kerl zweimal, und bei jedem Date soll ein sexueller Akt stattfinden. Was wolltest du damit bewirken?
Badasyan:
Es gibt eine Theorie, dass Menschen in Städten einsamer sind. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht: Als ich nach Deutschland kam, dachte ich, ich könnte endlich meine Sexualität offen ausleben, eine Beziehung führen, mich mit meinem Partner vielleicht sogar um Kinder kümmern. Ich habe echt viele Männer kennengelernt, aber etwas Ernstes wurde leider nie daraus. In meinem Projekt habe ich diese Einsamkeit auf die Spitze getrieben. Dabei war es für mich wichitg, mit möglichst unterschiedlichen Menschen Sex zu haben. Ich hatte wesentlich ältere Männer, Flüchtlinge, Heteros.
SPIEGEL ONLINE:
Heteros?
Badasyan:
Ja. Heterosexuelle Männer rumzukriegen, ist mein kleiner Fetisch. Ich war zum Beispiel viel am Strich an der Kurfürstenstraße in Berlin. Ist ein Mann unbefriedigt zurückgeblieben, habe ich mich angeboten. Hat natürlich nicht immer geklappt, überraschend oft aber schon. Oh, und ich hatte mal etwas mit einem transsexuellen Mann aus Frankreich, das war auch sehr interessant.
Nicht der Fakt an sich, sondern der Anspruch uns das als Kunst zu verkaufen, ist es, was mich fassungslos macht!