Hochschul-Neubau der Architekten "Nürnbergs neues Schandmal"
Nürnberg, Bahnhofstraße 90. Man kann dieses Gebäude an den Gleisen leicht übersehen, aber nicht, weil es so unauffällig wäre. Sondern weil das menschliche Auge offenbar trainiert ist, Beleidigungen wenn möglich auszublenden. In dieser Straße, sehr zentrumsnah gelegen, reiht sich eine architektonische Grobheit an die andere. Der Höhepunkt folgt neuerdings aber zum Schluss: Ein Bauwerk, dem es gelingt, selbst die ästhetischen Maßstäbe in dieser reizlosen Straße noch zu unterschreiten. Ein Klotz, der ein bisschen so aussieht, als hätte man den Praktikanten-Entwurf im Schnellkurs "Einfallfreies Bauen" verwirklicht. Ist das ein Billighotel? Ein Möbellager mit Fenstern?
Nein. In diesem Neubau am Gleisbett werden seit einem Semester künftige Architekten ausgebildet. Professoren der Technischen
[Links nur für registrierte Nutzer] Nürnberg lehren dort: die Kunst des Bauens.
"Es ist verrückt"
Josef Reindl lacht, es klingt ziemlich bitter. Reindl lehrt
[Links nur für registrierte Nutzer] an der Technischen Hochschule, und natürlich fühlt er sich seinem Arbeitgeber grundsätzlich verpflichtet. Einen Anlass aber, mit seiner Meinung hinterm Berg zu halten, sieht er in dieser Angelegenheit nicht. Wer ihn nach der Ästhetik seines neuen Arbeitsplatzes fragt, hört ein Seufzen. Dann sagt er: "Hier sollte man eigentlich keine Architekten ausbilden." Und nach einer kurzen Pause: "Nein, ehrlich gesagt: Es ist verrückt."